Würzburger DJ Ralf GUM erfolgreich in Südafrika

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Würzburg erleben

16. Februar 2016

Würzburg - Foto: Pascal Höfig
Symbolbild Würzburg

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Würzburger DJ findet 2. Heimat in Südafrika

Der Würzburger DJ Ralf GUM feiert große Erfolge in Südafrika, wo er seinen Durchbruch mit dem Song „Take Me To My Love“ geschafft hat. Seine Produktionen werden dort von den DJs der House-Szene gespielt. Er gründete sein eigenes Label, produziert Musik und fördert südafrikanische Musik-Talente. Wir haben den DJ gefragt und interessante Einblicke in seine Erfolgsgeschichte erhalten.

Das Interview:

Wie/Wo hat deine DJ-Karriere angefangen?

Meine Karriere begann wie für die meisten DJs zu Hause. Irgendwann hat mich als Jugendlicher ein starkes Interesse an Soul, Funk, Disco und elektronischer Musik gepackt und ich habe begonnen Schallplatten zu sammeln. Nachdem ich das erste mal DJ-Mixtapes hörte war schnell klar, dass ich auch mixen will und ich habe mir DJ-Plattenspieler und Mischpult zusammengespart. Bei den gelegentlichen „Plattenparties“ im Gymansium wollte ich dann immer gerne der DJ sein. Manchmal durfte ich auch. Endlich alt genug um in Clubs zu gehen, hat sich dann schnell und endgültig bestätigt, dass mich DJ-ing reizt. Meine ersten Club-Auftritte hatte ich in Würzburg.

In welchen Würzburger Cubs hast du aufgelegt?

Im Art, Warehouse, Boot, Airport und Studio hatte ich zwischen 1993 und 2008 Residencies.

Was hat dich nach Südafrika geführt?

Meine Musik hat mich hierher geführt. Mein Bekanntheitsgrad im Land stieg langsam aber stetig seit den 90er Jahren. Meine Produktionen werden seit fast 20 Jahren in der House Szene von den DJs gespielt. Mit ‚Kissing Strangers’ und ‚All This Love For You’, die beide 2008 veröffentlicht wurden, hatte ich dann zwei populäre Radio-Hits in Südafrika innerhalb eines Jahres.

Daraufhin wurde ich von einer lokalen DJ-Größe für meine erste Südafrika Tour gebucht, was ich ziemlich aufregend fand. Ich war zuvor schon in den meisten europäischen Ländern, Südamerika, Nordamerika und Asien als DJ unterwegs, hörte aber immer wieder von der hervorragenden Szene im Süden Afrikas. Als ich hier angekommen bin, hat sich dies mehr als bestätigt. Und wie immer wenn man einen neuen Ort besucht, bekommt man auch sehr schnell ein Gefühl für Land und Leute, dass im Falle von Südafrika sehr positiv war. Gutes Wetter und wunderschöne Natur treffen auf freundliche Menschen, in deren Leben Musik einen hohen Stellenwert einnimmt. Dies ist für einen Musiker natürlich nicht unwichtig.

In den folgenden Jahren wurde ich immer häufiger gebucht und bin teilweise alle drei Monate nach Südafrika geflogen. Außerdem wurde ich 2009 und in den drei darauf folgenden Jahren als Gastsprecher zu der SAMC (Southern African Music Conference) eingeladen, wo ich Vorträge und Workshops über Labelmanagement, Musik-Produktion und vieles mehr gehalten habe. Durch die häufigen Besuche sind Freundschaften mit Einheimischen entstanden und meine Liebe für das Land nahm stetig zu. Schließlich haben sich meine Frau und ich entschlossen umzusiedeln. Zuerst mal auf „Probe“, aber es wurde sehr schnell klar, dass wir uns hier auch privat wohl fühlen.

Mit welchem Song hast du deinen Durchbruch in Südafrika geschafft?

Den Durchbruch auch außerhalb der House-Szene, in der man mich schon länger kennt, hatte ich wohl mit dem Song „Take Me To My Love“, der 2012 #1 in den offiziellen Charts war. Mein Album „Never Leaves You“ von dem die Single ausgekoppelt wurde, ist im gleichen Jahr mit Gold prämiert worden.

Wie feiern die Südafrikaner?

Das Feiern unterscheidet sich nicht wirklich von dem woanders auf der Welt. Der große Unterschied zu Deutschen Clubs ist, dass andere (Sub-) Genres populär sind. Während EDM, Elektro, Techno oder Tech-House unter der schwarzen Bevölkerung hier wenig gehört werden, sind Musikstile mit Soul und Jazz angesagt. Ansonsten findet auf den Parties das gleiche wie sonst wo statt – Abschalten, Tanzen, Bekannte treffen, Socialising.

Welche Unterschiede hast du zwischen den Würzburgern und den Südafrikanern beim Feiern erlebt?

Dem Südafrikaner ist Musik beim Ausgehen sehr viel wichtiger. Sie ist vor allem der Grund warum man gezielt in Club A und nicht Club B geht, während andere Faktoren eine eher untergeordnete Rolle spielen. Das typische „sehen und gesehen werden“ gibt es weniger. Zumindest in der House-Szene, in der ich mich bewege.

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Was vermisst du an der Würzburger Nachtszene?

Manchmal die Freunde und alten Bekannten mit denen ich über viele Jahre abgehangen habe. Aber leider fehlte mir in Würzburgs Nachtleben mit zunehmender Zeit immer mehr der Mut zum Risiko und zur Innovation. Während in den 90ern, vor allem mit dem Aufkommen des House und Techno Sounds, in einigen Clubs noch sehr viel Wert auf musikalische Qualität gelegt wurde, hat ausgefallene Musik leider immer mehr an Stellenwert verloren und wurde immer weniger gespielt.

Nachdem ich 15 Jahre lang, zusammen mit einigen Gleichgesinnten, versucht habe einen bestimmten Sound in Würzburger Clubs zu bringen, war 2008 ein Zeitpunkt erreicht, wo es mich einfach nicht mehr gereizt hat. Für ein inspiriertes Set muss ein DJ von dem was er auflegt hundertprozentig überzeugt sein und ebenso sollten alle, die im Club arbeiten oder ihn betreiben dahinter stehen. Während das anderswo in meinem Fall funktioniert hat, fand ich das leider in meiner Heimatstadt zunehmend schwerer. Trotzdem verbinde ich viele positive Erinnerungen mit dem Würzburger Nachtleben und es war für mich eine gute Schule als DJ.

Welche Tipps hast du für Nachwuchs-DJs?

Folgt immer Eurem Herzen und bleibt Eurem Stil treu. Musik sollte immer der Antrieb sein und bleiben. Auch wenn es mal wenige oder keine Auftritte gibt, verkauft Euch nicht zu billig und fangt nicht an umsonst aufzulegen. Geduld und das Feilen an den eigenen Fähigkeiten ist wichtig. Die wenigsten Karrieren explodieren über Nacht und wenn sie das tun enden sie oft auch genauso schnell wieder.

Ist es einfacher im Ausland erfolgreich zu sein?

Ich denke nicht. Ob und wo man Erfolg hat hängt von vielen Faktoren wie Glück, Talent, richtigem Timing sowie lokalem Musikgeschmack ab. Wenn man als Künstler einen eigenen Sound hat wird dieser mit der Zeit auch wahrgenommen. Und man wird dort, wo dieser Sound gefragt ist, eine Chance auf Erfolg haben. Durch das Internet kann man heutzutage Menschen auf der ganzen Welt erreichen.

Wie geht es für dich weiter? Welche Zukunftspläne hast du?

Ich plane natürlich, aber die Frage ist trotzdem schwer zu beantworten. Sicherlich werde ich weiterhin in der Musikindustrie arbeiten. Ich kann mir nicht vorstellen etwas anderes zu tun als Musik zu produzieren oder sie zu verbreiten. Sei es als DJ vor Publikum oder über mein Musiklabel GOGO Music. Die Plattenfirma, eigene Produktionen, sowie Auftritte können meine Familie und mich hoffentlich noch lange über Wasser halten. Im Moment sehe ich unsere Zukunft in Südafrika, aber das könnte sich natürlich jederzeit ändern und hängt von vielen Faktoren ab.

Wann trittst du das nächste Mal in Würzburg auf?

Leider ist in Würzburg nichts geplant, aber am 30.04. bin ich zumindest mal wieder in der Nähe. Ich lege dann im Climax in Stuttgart auf.

Wie gut kommen die südafrikanischen Musiker an, deren Musik du produzierst?

Die Suche nach Talenten, um sie zu fördern und zu veröffentlichen, war einer der Hauptgründe mein Label zu starten und ich hatte auf GOGO Music schon einige Newcomer präsentiert bevor ich umgesiedelt bin. Im Moment arbeiten wir an dem Debüt Album von Sir LSG. Er ist ein junger Produzent aus Mafikeng, das im Nordwesten des Landes liegt. Nach seinen ersten zwei Single Veröffentlichungen auf GOGO im Jahre 2011 und 2013, sowie einigen Remixen für andere Künstler, wurde er 2014 von dem amerikanischen Download-Store Traxsource, der führend für House Music ist, als einer der 20 besten afrikanischen House-Produzenten genannt.

Welcher DJ-Auftritt war der beste deines Lebens?

Generell kann ich das nicht beantworten. Für mich geht es beim Auflegen darum zusammen mit dem Publikum eine musikalische Reise zu erleben. Im besten Fall empfinden dies alle Beteiligten dann als eine „magische Nacht“. Tendenziell passiert das eher in einem kleinen Club als auf einem großen Festival.

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