Tag der Muttersprache: “Fränggisch” for Runaways

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Katharina Kraus

21. Februar 2018

Dialekt und Muttersprache. Symbolfoto: Pascal Höfig
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Dialekt und Muttersprache. Symbolfoto: Pascal Höfig

Am heutigen 21. Februar ist Tag der Muttersprache: „Beim Dialeggd fängd die gsprochene Sproch erst on“ –  So oder so ähnlich hätte es wohl geklungen, wäre Christian Morgenstern Franke gewesen.

Wer das jetzt auf Anhieb wusste was das heißt, kann sich glücklich schätzen, den heimischen Dialekt noch verstehen zu können. Damit gehört man mittlerweile leider nur noch zu einer Minderheit. Immer mehr regionale Dialekte geraten in Vergessenheit, weil die Sprache nicht mehr an die nachfolgenden Generationen weitergegeben wird. Auch in Würzburg weicht der Wördsburcher Dialekt vielen anderen Mundarten und Sprachen – natürlich ist das hier auch den zahlreichen auswärtigen Studenten geschuldet.

Gedenktag „Tag der Muttersprache“

Von den insgesamt knapp 6.000 Sprachen, die weltweit gesprochen werden, sind knapp 2.500 vom Aussterben bedroht – das schätzt zumindest die UNESCO. Entsprechend hat die Organisation im Jahr 2000 den heutigen Tag (21. Februar) zum weltweiten „Tag der Muttersprache“ ernannt. Ziel des Gedenktages ist es, die Sprachenvielfalt und den Gebrauch der Muttersprache zu fördern und das Bewusstsein für sprachliche und kulturelle Traditionen zu stärken.

Stephan spricht 10 Sprachen

Der heutige Tag gilt allerdings auch als „Tag der Förderung sprachlicher und kultureller Vielfalt und Mehrsprachigkeit“. Ein gutes Beispiel für Mehrsprachigkeit ist zum Beispiel auch der in Würzburg lebende Stephan Behringer: Er spricht ganze 10 Fremdsprachen!

Stephan Behringer und eine Teilnehmerin der Language Exchange. Foto: Stephan Behringer

Stephan Behringer und eine Teilnehmerin der Language Exchange. Foto: Stephan Behringer

Seit mittlerweile dreieinhalb Jahren bietet er den sogenannten „my Würzburg Language Exchange“ an. Hier können sich Interessierte aus aller Herren Länder treffen und sich mit Muttersprachlern austauschen. „Wenn ich im Ausland war, habe ich selber oft an solchen Sprachtandems teilgenommen. Durch die aktive Anwendung lernt man eine Sprache einfach am besten!“, erklärt Stephan.

Sprachenstammtisch

Als er vor 8 Jahren nach Würzburg kam, wollte er gerne neue Leute kennenlernen, gleichzeitig aber auch seine Fremdsprachenkenntnisse nicht einschlafen lassen. Anfangs leitet er den Deutsch-Spanisch Stammtisch. Dieser schlief bald jedoch etwas ein. Das mochte Stephan allerdings nicht einfach so hinnehmen: „Um mehr Leute dazu zu bringen, sich mit anderen auf Fremdsprachen auszutauschen, wollten wir uns nicht mehr nur auf Spanisch begrenzen.“ Von da an sind alle Sprachen willkommen und der „Language Exchange“ ist geboren. Die Idee kommt an: Mittlerweile besuchen regelmäßig zwischen 30 und 40 Leute aus insgesamt 10 verschiedenen Ländern die Stammtische.

Sprachen- und Kulturenaustusch. Foto: Stephan Behringer

Sprachen- und Kulturenaustusch. Foto: Stephan Behringer

Am häufigsten wird sich auf Spanisch ausgetauscht, danach folgt Französisch und erst auf Platz drei landet Englisch als Konversationssprache. Aber auch Möglichkeiten für Unterhaltungen auf Italienisch, Arabisch und Russisch sind geboten. Das System ist simpel: Jeder kann spontan bei den wöchentlichen Stammtischen vorbeikommen. Man bekommt dann ein Namensschild auf dem die Sprachen stehen, die man spricht. Anschließend gibt es Tische für verschiedene Sprach Kombinationen (z.B. Deutsch-Spanisch), an die man sich setzen kann und ganz ungezwungen mit anderen ins Gespräch kommt.

Keine Angst beim Sprechen haben

„Das nimmt den Druck aus der Sache. In der Schule traut man sich oft nicht zu sprechen, weil man Angst hat, etwas falsch zu machen und sich zu blamieren Hie ist das anders“, erklärt Stephan. In einer lockeren Atmosphäre soll der Rahmen geboten werden, sich zwanglos zu unterhalten und die Sprachen praktisch anzuwenden. Stephan weiß, warum sich viele manchmal schwer tun: „Die Deutschen sind oft zu verkopft. Sie möchten Sätze in perfekter Grammatik und Aussprache formulieren und sind dadurch oft gehemmt.“

Sein Tipp: Sobald Grundkenntnisse einer Sprache vorhanden sind, einfach drauf los reden! „Es muss auch nicht sofort perfekt sein. Jedes Wort zählt und man bekommt direkt Rückmeldung von den Muttersprachlern. Und natürlich motiviert es einen umso mehr, wenn man merkt, dass man von den anderen verstanden wird.“

Neuerung: Im Dialekt unterhalten

Eine ganz besondere Neuerung wird es demnächst geben: Stephan, in Schwaben aufgewachsener Sohn fränkischer Eltern, wird bald auch Dialekte mit auf die Namensschilder nehmen. Dann kann man hoffentlich auch bald auf Schwäbisch, Hessisch oder Fränkisch unterhalten und am Ende des Abends sagen: „Des woar fei schee bei aich!“

Info: Wer jetzt Lust bekommen hat, auch an den Stammtischen teilzunehmen, der findet alle Infos und Termine auch nochmal auf der Facebook-Seite  oder der Homepage.

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