Aufnahmestopp für Migranten? Das sagt die Würzburger Tafel

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Würzburg erleben

19. März 2018

Die Ausgabe der Würzburger Tafel in der Zellerau. Foto: Pascal Höfig
Wuerzburger Tafel_Laden

Die Ausgabe der Würzburger Tafel in der Zellerau. Foto: Pascal Höfig

Ein Thema, dass in den letzten Tagen und Wochen die Gemüter im ganzen Land erhitzte: Wie in den Medien berichtet wurde, hat sich die Essener Tafel für einen vorübergehenden Aufnahmestopp für ausländische Mitbürger entschieden. Gründe waren diversen Berichten zufolge, dass rund 75 Prozent der Tafelgänger in Essen Migrationshintergrund hätten, sich vor allem ältere Damen und alleinerziehende Mütter häufig eingeschüchtert fühlten und sogar teilweise schlechtes Benehmen der ausländischen Tafelbesucher.

In einem Bericht der WAZ heißt es, dass „immer weniger Deutsche gekommen“ seien und dass man derzeit nur noch mit einem Nachweis der deutschen Staatsbürgerschaft als Neukunde zugelassen werde – die Zeitung beruft sich dabei auf Angaben der Tafel in Essen. Mittlerweile hat laut Medienberichten ein runder Tisch die Entscheidung gebracht, den Aufnahmestopp vermutlich Ende März wieder aufzuheben.

Rentner und Alleinerziehende blieben fern

Die Entscheidung in Essen sei nicht leichtgefallen, doch nun wurde von der Essener Tafel rund um den Vorsitzenden Jörg Sartor die Notbremse gezogen, heißt es in Medienberichten. Diese Entscheidung sei allerdings nur vorübergehend. Ziel sei es, so Sator laut WAZ, für einen Ausgleich zu sorgen, da in letzter Zeit vermehrt Rentner und Alleinerziehende weggeblieben seien.

Tafel argumentiert mit Missachtung der Regeln

Viele der Rentner und alleinerziehenden Mütter würden sich in der Warteschlage der Essener Tafel nicht mehr wohl fühlen. Grund dafür sei oftmals, dass sich die ausländischen Mitbürger nicht an die Regeln halten, sogar von „Schubsen“, „Drängeln“ und teilweise unfreundlichem Verhalten war in Medienberichten die Rede, die Sartor zitierten. Sobald die Zahl der Rentner und Alleinerziehenden wieder zunimmt und ein ausgewogenes Verhältnis bestehe, solle der Aufnahmestopp auch wieder aufgehoben werden.

Würzburger Tafel

Auch in Würzburg gibt es eine Tafel, die hilfsbedürftige Menschen mit Lebensmitteln versorgt. Doch Vorkommnisse der Art, wie sie in Essen beschrieben wurden, gibt es in Würzburg nicht, das erzählt uns Ekkehard Messow, stellvertretender Vorsitzender der Tafel in Würzburg. Hier werden derzeit ca. 1.700 bedürftige Personen, darunter 700 Kinder und Jugendliche, einmal pro Woche für einen Betrag von 2 Euro mit Lebensmitteln, die von Supermärkten gespendet werden, versorgt. 800 Berechtigungsausweise sind derzeit vergeben. Diese Ausweise gelten für Einzelpersonen, Ehepaare oder eine Familie – unabhängig von der Anzahl der Familienmitglieder. In Würzburg seien die Einzelpersonen, die auf die Hilfe der Tafel angewiesen sind, eher deutsch, die Familien Flüchtlinge.

Andreas Mensing, Vorstandsvorsitzender der Würzburger Tafel. Foto: Pascal Höfig

Andreas Mensing, Vorstandsvorsitzender der Würzburger Tafel. Foto: Pascal Höfig

Einen Ausweis bekommt generell jeder bei der Würzburger Tafel, der einen gültigen Nachweis vorlegen kann, so Ekkehard Messow. „Die Frage der Staatsangehörigkeit stellt sich bei uns nicht.“ Kriterien, um einen Ausweis zu bekommen, sind eine Sozialamtsbescheinigung, Wohngeldbescheinigung oder eine Bescheinigung vom Jobcenter. Die Wartezeit nach der Antragsstellung beläuft sich dann auf etwa 3 bis 6 Wochen, erklärt Ekkehard Messow.

Bewährtes System für Ausgabetermine

„Gerangel zwischen Tafelbesuchern gibt es auch nicht, da es bei uns festgelegte Ausgabetermine gibt. Dieses System bewährt sich seit Jahren. Die Besucher nutzen höchstens die Wartezeit zum sozialen Austausch“, so Ekkehard Messow auf die Frage hin, ob es schon zu Vorfällen wie in Essen gekommen ist. Bei der Würzburger Tafel in der Zellerau läuft die Lebensmittelausgabe nach einem rollierenden System ab, geordnet nach den Ausweisnummern.

Reinhard Sommer, ehrenamtlicher Mitarbeiter bei der Tafel, hat dieses übrigens selbst entwickelt. So ändert sich die Uhrzeit der Lebensmittelausgabe für die Besucher wöchentlich, dass niemand benachteiligt oder bevorzugt wird. Beispielsweise ist die Ausweisnummer 501 in der einen Woche in der Zeit von 14 bis 14.20 Uhr an der Reihe, in der Woche drauf dann in der Zeit von 14.20 bis 14.40 Uhr und so weiter. So kommt jeder entweder einmal ganz zu Beginn oder eben am Ende der Ausgabezeit dran.

160 ehrenamtliche Helfer

Die Würzburger Tafel betreibt aber nicht nur die verschiedenen Ausgabestationen, wie es eine in der Weißenburgstraße gibt, sondern beliefert ebenfalls Institutionen wie die Wärmestube und die Bahnhofsmission mit Nahrungsmitteln. 160 ehrenamtliche Helfer arbeiten derzeit bei der Würzburger Tafel. Sei es nun im Tafelladen, um die Nahrungsmittel zu verpacken und sortieren, oder als Fahrer, um Lebensmittel bei den Geschäften abzuholen und zu den verschiedenen Ausgabestellen zu bringen.

Generell wird das Angebot der Würzburger Tafel sehr gut angenommen, obwohl es für viele Menschen mit Sicherheit eine Überwindung sein muss, dort und nicht im „normalen“ Supermarkt seine täglichen Lebensmittel zu holen.

Wer sich für eine ehrenamtliche Arbeit bei der Tafel interessiert, erhält hier weitere Informationen.

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