Hilferuf aus dem Club Labyrinth: Welche neuen Ideen hat Würzburg für das Nachtleben?

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Manuel Scholze

15. Oktober 2025

Bars (22 4)

Das Labyrinth in der Beethovenstraße. Foto: Silvia Gralla

Wisst ihr, was die KI Gemini von Google zur Frage sagt, wie es deutschen Clubs gerade geht? „Uff, die Lage ist wirklich ernst.“ Das war wortwörtlich zitiert. Diese stille Krise läuft im Nachtleben schon seit längerem. Sie ist still, weil im Gegensatz zur Automobilbranche oder anderen großen wirtschaftlichen Zugpferden das Nachtleben weniger Lobby hat. Hier macht im Zweifel einfach ein Club zu, wenn die Kosten zu sehr drücken, die Besucherinnen und Besucher zu wenig werden, nicht mehr genügend Personal bereit ist, in der Nacht zu arbeiten und die pandemiebedingten Schulden einen zum Stillstand forcieren. Mehr als die Hälfte der Musikclubs gab bereits vergangenes Jahr in einer Befragung des Branchenverbandes LiveKomm an, dass sie ihren Betrieb in den nächsten zwölf Monaten ohne staatliche Unterstützung nicht aufrechterhalten können.

„Wenn sich hier nichts ändert, wird das Laby für immer zu bleiben“

Der Club Labyrinth in der Würzburger Beethovenstraße hat sich aus der Deckung gewagt und fragt nun in einem Hilferuf progressiv seine Anhängerinnen und Anhänger, was sie sich von einem Club wünschen. Betriebsleiterin Anna Weß steht selbst vor der Kamera und motiviert, Ideen einzureichen, während Fotomodel und Instagramer Florian (darc_arts) die Lage so zusammenfasst: „Wenn sich auch hier nichts ändert, wird das Laby für immer zu bleiben.“

 

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Über 200 Kommentare trudelten unter dem Video ein, die einiges an Ideen zusammentragen, die das Angebot des Nachtlebens verbessern sollen.

Feiern ab 23 Uhr einfach zu spät?

Auffällig ist ein Themenblock, den einige Nutzerinnen und Nutzer der Plattform Instagram ansprechen.

  • grombühl_dings schreibt: „Früher anfangen, Gen Z will nicht mehr erst um 23 Uhr raus.“
  • da_oache: „Ich bin jetzt in einem Alter, bei dem ich um die Uhrzeit nicht mehr unbedingt das Haus verlasse, durchhalten ist was anderes.“
  • king_kids_design: „Schon um 20:00 Uhr öffnen. Damit ich um 00:00 Uhr im Bett sein kann. :)“
  • Silke: „Früher öffnen für die jüngere Generation.“

Getränkeangebot entwickelt sich zu mehr alkoholfreien Alternativen

Einige User loben die noch immer sehr günstigen Getränkepreise im Laby, würden sich aber über mehr alkoholfreie Varianten freuen, die einem nicht zwingend einen Zuckerschock verpassen.

  • Jessi schreibt: „Alkoholfreie Alternativen in ’schön‘. Also Mocktails.“
  • Blackangelofdarkness: „Gern größere antialkoholische Getränkeauswahl. Freitags kostet der halbe Liter Bier 2,20 €, ein Wasser 0,2 2 Euro.“

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Die Musik: KPop und Popcrush neue Alternativen für das Laby?

Aus der Historie ist das Labyrinth für rockige und alternative Musik bekannt. Und auch heute stehen einige Nächte immer noch dafür, die Nutzerinnen und Nutzer ganz unterschiedlich kommentieren. Die einen sagen, es solle mehr so wie vor 10 oder 20 Jahren gespielt werden. Andere bemängeln, dass zu viel wie vor Jahrzehnten gespielt werde. Hier trifft jung auf älter, an jeder Stelle der Kommentare. Zu den sehr unterschiedlichen Haltungen kommentiert einer der Laby-DJs selbst:

  • Frank: „An ’normalen‘ Abenden wie beispielsweise der Freitag ist das Publikum meist zu gemischt, um es jeden recht zu machen oder auf jeden Songwunsch einzugehen. Zum Beispiel funktioniert mal an einen Abend Punkrock, an anderen Abend brauchste mit sowas gar nicht mit anzufangen. Dann hast du die Leute, für die ist System of a Down Metal, für andere ist das kein ‚richtiger‘ Metal. Wie gesagt, in der Theorie ist das immer leichter, als es im praktischen umzusetzen.“

Mehr als zehn Kommentare beschäftigen sich mit dem Genre KPop und wünschen sich mehr Nächte, die das koreanische Trendgenre öfter im Laby hören wollen. Eine Userin ergänzt, dass sich das auch mit Anime-Nächten kombinieren lassen. Auch die Popcrush, ein queeres Format mit Popmusik, sei ein Ansatz, jüngere Leute in den Club zu holen.

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Awareness – Unwohlsein durch das Verhalten von Männern

Mehrere Kommentare sprechen auch übergriffige Situationen im Club in der Beethovenstraße an.

  • irfanwigandun: „Ich war vor ner Weile mal bei euch auf einer Veranstaltung. Punkt a) es roch in dem ganzen Laden penetrant nach Frittierfett und irgendwann ist das olfaktorisch echt anstrengend. Und was noch sehr viel mehr anstrengend war: die szenefremden Männer, die einem ab etwa zwei, halb drei den Spaß am Tanzen verleidet haben, weil man sich vorkam wie aufm Präsentierteller aka wies Schnitzel in der Fleischereitheke. Das sind mitunter die zwei Faktoren, warum ich den Weg nach Würzburg nicht mehr gefunden habe.“
  • 0_xx schreibt: „Mehr safe space providen und Männer, die sich daneben benehmen (vor allem gegenüber Frauen…) konsequent verbannen, das nimmt echt Überhand und Security macht nichts.“
  • meine_schwarzewelt: „Mehr Sicherheit! Ich war zweimal dort vor ca. zwei Jahren und wurde beide Male sexuell belästigt! Wurde etwas gemacht trotz bitte? NEIN.“

Das Labyrinth kommentiert selbst dazu, dass es ein Awareness-Angebot im Club gebe und der Club Feedback wie dieses ernst nehme und auch in der Nacht Ansprechpartner in solchen Situationen sei.

Viele Kommentierende scheinen das Labyrinth vor allem von vergangenen Feierjahren zu kennen und erhoffen sich mehr Retro und alte Labyvibes, während andere Stimmen mahnen, dass sich der Traditionsclub verjüngen müsse. Die Macher des Labyrinths verspricht zu den vielen Ideen: „DANKE für all eure Gedanken, Kommentare und DMs. Wir werden diese intern besprechen und schauen, was wir für Maßnahmen ableiten können.“

 

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