Würzburg bekommt eine neue Fahrradstraße – und das Netz diskutiert leidenschaftlich
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Jona Maxwitat
20. Oktober 2025

Die Heinestraße im Hauger Viertel wird saniert und zur Fahrradstraße umgestaltet. Foto: Philipp Heilgenthal
Die Heinestraße zwischen Stift Haug und dem Kreisel an der Kroatengasse wird zur Fahrradstraße – und ist damit bereits die vierte dieser Art in Würzburg. Künftig dürfen dort nur noch Anwohnerinnen und Anwohner mit dem Auto fahren, einige Parkplätze fallen weg. Dafür entsteht eine durchgehende Fahrradachse vom Main bis zum Berliner Ring – eine Alternative zur stark belasteten Eichhornstraße.
Was als verkehrspolitisches Projekt gedacht war, hat auf Social Media eine breite und emotionale Debatte ausgelöst – zwischen Zustimmung, Frust und handfesten Alltagsproblemen.
Zustimmung: „Autofrei und grüner“
Viele begrüßen die Umwandlung als Schritt in Richtung lebenswerterer Innenstadt.
- @rilango (Instagram) bringt es knapp auf den Punkt:
„Autofrei und grüner.“ - @dozzer_rs (Instagram) ergänzt:
„Was eine Mega-Metropole wie Paris kann, können wir auch! Lebensqualität und gute Luft, here we go.“
Aber auch Befürworter sehen Schwächen – etwa fehlende Alternativen für Autofahrende.
- @isabelleruf2024 (Instagram):
„Als Radfahrerin fände ich eine autofreie Innenstadt toll. Aber es braucht P+R-Parkplätze und günstige ÖPNV-Tickets – wie in Bamberg.“
Sorge um Alltag und Erreichbarkeit
Zahlreiche Kommentare bringen Sorgen vor allem aus dem Alltag mit pflegebedürftigen Angehörigen oder eingeschränkter Mobilität zum Ausdruck.
- @sascha_kaemmer (Instagram):
„Ich war mit meiner gehbehinderten Mutter im Rathaus. Schon mit dem Auto ist das stressig. Ohne? Keine Ahnung, wie ich das machen soll.“ - @marionmensing (Instagram):
„Vielleicht können wir ja mit dem Lastenrad alles regeln? Oma hinten rein und zum Arzt gekarrt… Man sollte sich öfter in die Mokassins der anderen begeben.“
Einzelhandel und Wirtschaft: Ein schleichender Abschied?
Auch wirtschaftliche Sorgen sind deutlich spürbar – etwa in Bezug auf den Einzelhandel.
- Tino Drevello (Facebook):
„Wir haben bald nur noch Fresstempel, Barbershops und Ramschläden in der Innenstadt.“ - @joerg_helf (Instagram) warnt:
„Immer weniger Menschen fahren in die Stadt – das schadet den Geschäften. Autofreiheit hilft da nicht.“
Radfahrende in der Kritik
Nicht nur der Autoverkehr, auch das Verhalten mancher Radfahrerinnen uns Radfahrer sorgt für Ärger – besonders auf Gehwegen und in Fußgängerzonen.
- Thomas (Facebook):
„Viele fahren mit hoher Geschwindigkeit über Bürgersteige. Erst neulich in der Juliuspromenade – passiert täglich.“ - Doris Duerer (Facebook) schildert ein konkretes Erlebnis:
„Mein Mann wurde von einem Skateboardfahrer angefahren und bedroht. Ich war lange ein Verfechter der Innenstadt – heute empfinde ich sie als Zumutung.“ - @frau_ce_unterwegs (Instagram) fordert:
„Autofrei UND keine Fahrräder in der Fußgängerzone!!!“ - @michaelaprell (Instagram) kommentiert:
„Am besten man schafft die Fußgänger ab, damit Radfahrer, Lastenbiker und E-Scooter endlich ohne aufzupassen durch die Innenstadt rasen können!“
Nicht wenige beklagten sich in diesem Zusammenhang über die vielen Radfahrerinnen und Radfahrer in der Fußgängerzone, vor allem in der belebten Eichhornstraße. Allerdings übersahen sie dabei, dass sich die Stadt Würzburg von dem Projekt eine erhebliche Entlastung der Eichhornstraße verspricht. So sei es Ziel, mit der Umwandlung der Heinestraße eine neue, attraktive Radverkehrsachse vom Alten Kranen bis zum Berliner Ring zu schaffen, die mit dem Fahrrad den Weg durch die Eichhornstraße ersetzen würde.
Fazit: Eine Fahrradstraße als Symbolbild einer hitzigen Debatte rund um Verkehr in Würzburg
Die Kommentare zeigen deutlich: Die Umgestaltung der Heinestraße ist nicht einfach ein Verkehrsprojekt – sie steht exemplarisch für die viel größere Debatte darüber, wie sich Würzburgs Innenstadt entwickeln soll.
Während viele die neue Fahrradstraße als richtigen Schritt hin zu mehr Nachhaltigkeit und Sicherheit sehen, fürchten andere eine zunehmende soziale Schieflage und eine Verdrängung derjenigen, die auf das Auto angewiesen sind.
Ob die Heinestraße zum Vorbild für weitere Umgestaltungen wird – oder zum Symbol für eine wachsende Polarisierung in der Stadtgesellschaft – das wird sich in den kommenden Monaten zeigen.

