Die Telekom-Masche: Dreiste Diebe plündern Senioren in Würzburg und Umgebung
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Manuel Scholze
29. Oktober 2025

Streifenwagen der Polizei Unterfranken. Foto: Pascal Höfig
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Eine Welle von Trickdiebstählen erschüttert die Region um Würzburg und Karlstadt. Innerhalb weniger Stunden schlugen am Dienstag professionell agierende Täter gleich zweimal zu. Ihre Methode: Sie gaben sich als Mitarbeiter der Telekom aus, verschafften sich so Zutritt zu den Häusern ihrer Opfer und entwendeten Schmuck sowie Bargeld in erheblichem Wert. Die Polizei warnt eindringlich vor der perfiden Masche und sucht nach Zeugen, während die Vorfälle ein Schlaglicht auf ein Problem werfen, das weit über diese Einzelfälle hinausgeht.
Der Fall in Würzburg-Heuchelhof: Ablenkung im Keller
Gegen 12:00 Uhr mittags klingelte es an einem Einfamilienhaus in der Osloer Straße in Würzburg. Zwei Männer, die sich als Telekom-Techniker ausgaben, erklärten, sie müssten neue Anschlüsse im Haus installieren. Während einer der Täter den Ehemann unter dem Vorwand, Arbeiten an der Leitung durchführen zu müssen, in den Keller lockte und dort in ein Gespräch verwickelte, nutzte sein Komplize die Gelegenheit. Er begleitete die Ehefrau durch die Wohnräume, gab vor, die Steckdosen überprüfen zu müssen, und durchsuchte dabei unbemerkt die Schränke. Als die falschen Techniker verschwunden waren, bemerkte das Ehepaar den Diebstahl von Schmuck im Wert eines mittleren vierstelligen Betrags.
Von einem der Täter liegt eine Beschreibung vor: Er soll etwa 40 Jahre alt, 180 cm groß sein und kurze schwarze Haare sowie einen Vollbart tragen. Bekleidet war er mit dunkler Kleidung und weißen Schuhen.
Der Fall in Karlstadt: Ein fünfstelliger Schaden
Nur knapp drei Stunden später, gegen 14:50 Uhr, ereignete sich ein ähnlicher Vorfall im Landkreis Main-Spessart. In der Uhlandstraße in Karlstadt verschaffte sich ein Mann unter dem gleichen Vorwand – Wartungsarbeiten am Anschluss – Zutritt zum Haus einer 89-jährigen Seniorin. Kurz darauf stieß ein zweiter Täter hinzu. Nach etwa einer halben Stunde verließen die Männer das Anwesen. Die Seniorin musste daraufhin mit Entsetzen feststellen, dass Schmuck und Bargeld im Wert von mehreren zehntausend Euro fehlten. In diesem Fall liegt der Polizei bisher keine Täterbeschreibung vor.
Die Kriminalpolizei Würzburg hat die Ermittlungen in beiden Fällen übernommen und geht aufgrund der zeitlichen und räumlichen Nähe sowie der identischen Vorgehensweise von einem Tatzusammenhang aus. Es wird vermutet, dass es sich um eine organisierte Bande handelt, die gezielt ältere Menschen ins Visier nimmt.
Kein Einzelfall: Die vielfältigen Maschen der Betrüger in der Region
Die „falsche Handwerker“-Masche ist nur eine von vielen perfiden Strategien, mit denen Kriminelle in Unterfranken und darüber hinaus agieren. Die Polizei warnt seit Jahren vor einer Reihe von Betrugsdelikten, die immer wieder für hohe finanzielle und emotionale Schäden bei den Opfern sorgen:
- Der Enkeltrick: Einer der bekanntesten Tricks. Die Täter rufen ältere Menschen an, geben sich als Enkel, Neffe oder ein anderer naher Verwandter aus und täuschen eine finanzielle Notlage vor (z.B. für einen Autokauf oder eine Not-Operation). Das Geld soll dann von einem „Bekannten“ abgeholt werden.
- Falsche Polizeibeamte: Diese Masche ist besonders heimtückisch, da sie das Vertrauen in den Staat ausnutzt. Die Betrüger rufen an, geben sich als Polizisten oder sogar Staatsanwälte aus und behaupten, das Geld oder die Wertsachen des Opfers seien zu Hause oder bei der Bank nicht mehr sicher, da eine Einbrecherbande in der Gegend aktiv sei. Sie bieten an, die Wertsachen „in sichere Verwahrung“ zu nehmen. In Wahrheit werden die Ersparnisse an die Betrüger übergeben.
- Schockanrufe: Eine besonders aggressive Variante, bei der die Täter am Telefon eine Schocknachricht überbringen. Sie behaupten, ein naher Angehöriger habe einen schweren Unfall verursacht und es werde nun dringend eine hohe Kautionssumme benötigt, um eine angebliche Haftstrafe abzuwenden. Der psychische Druck, der hierbei aufgebaut wird, ist enorm.
- Gewinnversprechen: Per Anruf, E-Mail oder Post wird den Opfern ein hoher Gewinn versprochen. Um diesen zu erhalten, müsse man jedoch vorab eine „Bearbeitungsgebühr“, Notarkosten oder Steuern überweisen. Der versprochene Gewinn existiert natürlich nicht.
Diese Fälle zeigen, dass die Täter äußerst kreativ und psychologisch geschickt vorgehen. Sie nutzen die Hilfsbereitschaft, die Angst und die Gutgläubigkeit insbesondere von Senioren schamlos aus.
Wie man sich schützt: Die goldenen Regeln der Polizei
Um nicht Opfer solcher Täter zu werden, rät die Polizei dringend zur Vorsicht und zu einem gesunden Misstrauen. Die folgenden Verhaltensregeln können helfen, Betrüger abzuwehren:
- Niemals Fremde in die Wohnung lassen: Öffnen Sie unbekannten Personen nur bei vorgelegtem Sperrriegel. Lassen Sie Handwerker nur ein, wenn Sie diese selbst bestellt haben oder sie von der Hausverwaltung angekündigt wurden.
- Identität prüfen: Verlangen Sie von Amtspersonen oder Mitarbeitern von Versorgungsunternehmen immer einen Dienstausweis. Suchen Sie bei Zweifel die Telefonnummer der entsprechenden Behörde oder Firma selbst heraus (nicht die vom Besucher genannte Nummer verwenden!) und rufen Sie zur Bestätigung an.
- Keine Geschäfte an der Haustür: Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen. Unterschreiben Sie nichts und zahlen Sie niemals größere Summen in bar. Seriöse Unternehmen bieten immer eine Zahlung auf Rechnung an.
- Misstrauisch am Telefon sein: Geben Sie am Telefon niemals persönliche Daten oder Informationen zu Ihren finanziellen Verhältnissen preis. Beenden Sie verdächtige Gespräche sofort, indem Sie auflegen. Die Polizei wird Sie niemals nach Geld oder Wertsachen fragen.
- Rücksprache halten: Sprechen Sie vor einer Geldübergabe immer mit einer Vertrauensperson – sei es die Familie, Freunde oder Nachbarn.
- Im Notfall die 110 wählen: Wenn Ihnen eine Situation merkwürdig vorkommt, Sie sich bedrängt fühlen oder den Verdacht haben, dass es sich um Betrüger handeln könnte, zögern Sie nicht, sofort den Polizeinotruf 110 zu wählen.
Die Polizeiinspektion Würzburg-Stadt bittet im Zusammenhang mit den aktuellen Fällen dringend um Zeugenhinweise. Wer am Dienstag in der Osloer Straße in Würzburg oder in der Uhlandstraße in Karlstadt verdächtige Personen oder Fahrzeuge beobachtet hat, wird gebeten, sich unter der Tel. 0931/457-2200 zu melden. Wachsamkeit ist der beste Schutz – für sich selbst und für die Mitmenschen in der Nachbarschaft.
Bei diesem Artikel handelt es sich um eine Pressemitteilung des Polizeipräsidiums Unterfranken.

