Rudi Schmidt – Der König des Würzburger Nachtlebens ist tot
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Manuel Scholze
29. Oktober 2025

Der langjährige Clubbetreiber Rudi Schmidt aus Würzburg ist tot. Foto: Fabian Gebert
Ein Nachname wie der von Tausenden, ein Lebenslauf wie sonst keiner in der Stadt: Rudi Schmidt ist tot – und mit ihm verliert Würzburg mehr als einen Impresario, mehr als einen Clubbetreiber. Mit ihm geht eine goldene Ära des Nachtlebens, das Menschen vor allem in den Hochphasen der Diskotheken zwischen den späten 80ern und frühen 2000ern kennenlernen durften.
In Würzburg und darüber hinaus war er wohl so etwas wie der König des Nachtlebens. Rudi Schmidt, das war zugleich ein Synonym für das Airport – seine Diskothek in der Gattingerstraße, die der Würzburger aufbaute. Als Gastgeber, Hausmeister und auch mal als Seelsorger – denn der gute Kern und sein Machergeist machten Rudi Schmidt aus. Das berichten langjährige Wegbegleiter, die mit ihm arbeiten durften.
Wer ihn kannte, spürte sofort: Hier hat einer alle vier Jahreszeiten des Nachtlebens durchlebt, durchlitten, gefeiert – und nie die Lust verloren, für „seinen Laden“ ins Risiko zu gehen. Oder besser formuliert: „seine Läden“. Denn nicht nur das Airport trug die Handschrift von Schmidt. Auch der Zauberberg und das mittlerweile geschlossene Studio sind unter seiner Schirmherrschaft zu Clubinstitutionen aufgestiegen. Viele erinnern sich an unvergessliche Partys, an die legendären Powerdays und Doppeldecker-Mittwoche – aber auch an die stilleren Momente: ein aufmunterndes Gespräch, einen guten Rat zu später Stunde.
Rudis Weg begann früh. Nach dem Tod seines Vaters übernahm er als Jugendlicher den „Pferdestall“, wandelte ihn zum „Pipers“ – und erfand sich immer wieder neu. Mit seiner Frau Anni, seiner Partnerin nicht nur im Leben, entwickelte er legendäre Ideen, oft aus den Erfahrungen anderer Städte adaptiert, und bespielte Tanzflächen quer durch die Jahrzehnte. Rudi verstand Musik als Lebenselixier, koppelte sie mit Mut und einer Menge Experimentierfreude.
Airport-Legende Rudi Schmidt über Powerdays, Erdbeerlimes und sein heute gemütliches Leben
Das „Air“ wurde unter Rudi Schmidt so über drei Jahrzehnte hinweg zum Synonym für alles, was das Nachtleben aufregend machte. Namen wie Sven Väth, Carl Cox oder Paul van Dyk standen hinter dem Pult – einmalig und doch selbstverständlich. Sein Credo: Rudi brachte Münchner Konzepte nach Würzburg, ließ sich vom Trend inspirieren, ohne ihm stur zu folgen. Sein „Feiern wie am Mittwoch“ wurde auch für Wochenendtage zum geflügelten Wort, sein Erdbeerlimes zum Kultgetränk.
Doch Rudi Schmidt hatte nie nur House, Techno und Drinks im Kopf. Er schuf einen Kosmos, in dem Hip-Hop, Schlager, Rock und viele Menschen, die sich kennenlernen wollten, zusammenpassten. In der heute ikonischen Schlagerweihnacht sangen Hunderte zusammen „Stille Nacht“ – Metalfreunde neben Schlager-Muttis, gerade Volljährige neben Silversurfern. Und doch standen hinter dem Erfolg schwierige Phasen, Krisen und Herausforderungen. Gerade als die Zeiten der Großraumdiskotheken vorbei waren, als nicht mehr Tausende jedes Wochenende ins Airport kamen, hatte Schmidt „die Kraft, immer weiterzumachen“. Das war sein Motto, sagte er einmal selbst.
Zuletzt wurde es ruhiger um ihn: Golf, Musik und Zeit mit der Familie prägten seinen Alltag. Und doch – kaum ein Ereignis im Würzburger Nachtleben, bei dem sein Name nicht doch relevant war. So war er auch in seinen letzten Jahren ein gern gesehener Gast bei musikalischen Veranstaltungen, zuletzt bei der Eröffnung des Clubs „Bad Habit“ in der Haugerpfarrgasse.
Am 27. Oktober 2025 ist Rudi Schmidt zuhause friedlich eingeschlafen. Er wurde 76 Jahre alt. Seine Spuren sind nicht zu übersehen und auch nicht zu vergessen. Würzburg hebt das Glas – auf einen, der Nacht und Leben zugleich war.

