Afrikaner in den visuellen Medien

Wuerzburgerleben

23. März 2015

Würzburg - Foto: Pascal Höfig
Symbolbild Würzburg

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Würzburger Professorin untersucht visuelle Medien

Welches Bild von Afrikanern zeichnen aktuelle Filme und Kunstausstellungen? Dieser Frage gehen drei Professorinnen, darunter Heike Raphael-Hernandez, Kulturwissenschaftlerin und Amerikanistin von der Uni Würzburg, nach. Dabei stoßen sie auch auf Überzeugungen, die noch aus der Kolonialzeit stammen.

Das Bild vom „zurückgebliebenen“ Afrikaner

Haltungen aus der Kolonialzeit scheinen noch heute verbreitet zu sein. Pauschal formuliert, sehen diese so aus: Der westliche Mensch sehe Afrikaner bevorzugt in einer Opferrolle, aus der er ihnen gern heraushelfe. Denn im Grunde glaube er, dass sie ein wenig „zurückgeblieben“ seien und ohne seine Unterstützung nicht klarkommen, so Raphael-Hernandez.

Bild von Afrikanern in den Medien

Vor diesem Hintergrund interessiert sich die Würzburger Professorin für spezielle kulturwissenschaftliche Fragen: Welches Bild von Afrikanern zeichnen aktuelle Filme, Ausstellungen und andere visuelle Medien in den Industrienationen? Welches Bild zeigen dagegen afrikanische Film- und Ausstellungsmacher? Was sind die „Lieblingsthemen“ der Regisseure und Organisatoren?

Filmfestivals und Ausstellungen im Blick

Solchen Fragen will Heike Raphael-Hernandez mit zwei Kolleginnen aus den USA auf den Grund gehen, mit Leigh Raiford von der University of California in Berkeley und mit Cheryl Finley von der Cornell University. Dazu werden die drei Filmfestivals und Ausstellungen in Afrika, Europa und den USA besuchen und das dort Gezeigte analysieren.

 Größtes afrikanisches Filmfestival

Die Wissenschaftlerinnen werden unter anderem bei der Filmbiennale in Venedig und beim Pan African Film Festival in Ouagadougou in Burkina Faso sein, dem größten afrikanischen Filmfestival, das ausschließlich afrikanische Filme zeigt. Außerdem statten sie der Documenta in Kassel und der Kunstausstellung Dak’Art in Dakar Besuche ab. „Wir möchten die Veranstaltungen genau hinterfragen“, sagt die Würzburger Amerikanistin.

Geld vom American Council of Learned Societies

Für dieses Forschungsprojekt mit dem Namen „Visualizing Travel, Gendering the African Diaspora“ bekommen die Professorinnen rund 200.000 US-Dollar Fördergeld – vom American Council of Learned Societies (ACLS) im Rahmen eines Collaborative Research Fellowship. Insgesamt zehn Teams werden ab 2015 neu in diesem Programm gefördert, Raphael-Hernandez ist darunter die einzige deutsche Wissenschaftlerin.

Vertreterinnen der „Transatlantic Black Studies“

Alle drei Forscherinnen kommen aus den „Transatlantic Black Studies“ – einem Gebiet, das sich historisch, kulturell, politisch und wirtschaftlich mit Afrika, dem transatlantischen Sklavenhandel, Sklaverei in der Neuen Welt und ihrem Erbe sowie mit Rassismus befasst. Ein Schwerpunkt von Raphael-Hernandez liegt auf Film und Video, bei Finley sind es Ausstellungen und Museen, bei Raiford ist es die Fotografie.

Schwarze Frauen als Opfer

Ein Schwerpunkt des Projekts liegt auf der Darstellung schwarzer Frauen, denen in visuellen Medien sehr oft eine Opferrolle zugedacht wird: Beschneidung, Zwangsheirat, Unterdrückung und Missbrauch durch den Ehemann, all diese Themen tauchen oft in der Literatur und in Filmen auf. Wo sind schwarze Frauen Opfer, wo und vor allem wie kommen sie aus der Opferrolle heraus? Wie stellen sie sich selbst in der Kunst dar? „Alles spannende Fragen, über die wir in zwei Jahren mehr wissen werden, wenn das Projekt beendet ist“, so Raphael-Hernandez.

Diese Meldung beruht auf einer Pressemitteilung der Uni Würzburg.

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