Wird der Acht-Stunden-Tag abgeschafft?
Wuerzburgerleben
26. August 2015

Symbolbild Würzburg
Nur noch Wochenarbeitszeit begrenzen
Wie die SZ berichtete, würden die deutschen Arbeitgeber den Acht-Stunden-Tag als Grundregel abschaffen wollen. Nur noch die Wochenarbeitszeit solle begrenzt werden. Dies sorge für Aufregung, Grund sei aber die Digitalisierung, die mehr Flexibilität von den Arbeitnehmern fordere. Gewerkschaftsnahe Forscher, so die Tageszeitung, argumentieren aber, dass Beschäftigte schon sehr flexibel eingesetzt würden und ein Kippen des Acht-Stunden-Tages die Tatsache erschweren würden, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen.
Arbeitgebern wird entgegengekommen
Reinhard Bispinck vom WSI-Institut analysiert gegenüber der SZ, dass den Arbeitgebern durch diverse Vereinbarungen bereits entgegengekommen wird. So könnten in vielen Bereichen die Arbeitstage auf bis zu 10 Stunden ausgeweitet werden. Ausgeglichen werden die Überstunden durch Freizeit oder bezahlt als Überstunden. Derartige Regelungen gäbe es, in verschiedener Form, in den meisten Branchen auf dem deutschen Arbeitsmarkt, vom öffentlichen Dienst, am Bau, in der Metallbranche bis zu Hotelgewerbe, Banken und Versicherungen. Die Unternehmen würden sich durch das Schwanken der regelmäßigen Arbeitszeiten und den späteren Ausgleich durch Freizeit, so die Zeitung, oft die Bezahlung von Überstünden und u.U. deren Zuschlägen sparen.
Außerdem gäbe es noch weitere Möglichkeiten, wie etwa die Wochenendarbeit. Meist dürften Arbeitnehmer nämlich an Samstagen ohne Zuschläge eingesetzt werden. Sogar an Sonntagen und nachts dürfe gearbeitet werden, dann eben mit Zuschlägen.
Flexibleres Arbeiten
Missverstanden fühle sich im Gegensatz dazu die Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände (BDA). „Es geht uns nicht darum, dass generell länger gearbeitet wird“, erklärt Hauptgeschäftsführer Alexander Gunkel gegenüber der SZ. Die Beschäftigten sollen flexibler arbeiten können, wovon sie ebenso profitieren könnten. Arbeit, die sowieso anfallen würde, würde dann, anders als momentan, bezahlt werden. Als Beispiel wird eine Hochzeit in einem Hotel genannt, bei der die Angestellten länger als zehn Stunden arbeiten müssten. Vor allem im Zuge der Digitalisierung wäre ein flexibleres Arbeiten, auch über längere Zeitspannen, von Vorteil.
Acht-Stunden-Tag als Ankerfunktion
Bispinck entgegnet gegenüber der SZ, dass der Acht-Stunden-Tag eine Ankerfunktion für die Arbeitnehmer hätte. Würde man ihn aufgeben, so wäre „ein Damm gebrochen“ und den Angestellten würden immer längere Arbeitszeiten drohen. Weiters weist er, so die SZ, darauf hin, dass jeder fünfte männliche Beschäftige bereits grundsätzlich mehr als acht Stunden am Tag arbeiten würde und sich dieser Anteil in den letzten 20 Jahren sogar fast verdoppelt hätte. Vor allem Eltern, die berufstätig sind, könnten durch zu lange und stark variierende Arbeitszeiten überfordert werden. Die Arbeitgeber setzen dem entgegen, dass es keinen generellen Trend zur Ausweitung der Belastung gäbe und deutsche Männer im Schnitt 20 Minuten weniger pro Tag in ihrem Job eingespannt seien als vor 20 Jahren, so berichtet die Tageszeitung weiter.
Eine Ungleichheit gäbe es aber in Bezug auf die Ziele und Wünsche der Arbeitnehmer, so die Gewerkschafter gegenüber der SZ. Durch die Abschaffung des Acht-Stunden-Tages würden die Arbeitgeber nämlich flexiblere Einsatzzeiten bekommen. Wünschen sich die Beschäftigten, z.B. aufgrund kleiner Kinder, vorübergehend eine 30-Stunden-Woche, die später wieder aufgestockt werden würde, so würde dies häufig an den Unternehmen scheitern.
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