DJ Polique über Musik, das Gefängnis und Würzburg
Wuerzburgerleben
26. August 2016

Symbolbild Würzburg
Aus Nürnberg über Würzburg in die Welt
Mit seinen Hits war er schon die Nummer 1 der Deutschen Black Charts, der MTV Urban Charts, aber auch in den internationalen Hitlisten u.a. in Griechenland, der Türkei, Zypern und Rumänien steht er ganz vorne. Im Würzburger Club plan.b legt DJ Polique aka Kostas Triandafilidis regelmäßig auf, auch am Samstag, den 27. August 2016. Wir haben ihn zum Kaffee getroffen und mit ihm über seine Laufbahn, David Guetta gesprochen und warum einer seiner Auftritte im türkischen Gefängnis endete.
Würzburg erleben: Kostas, Du bist schon eine ganze Weile im Geschäft, wie hat das mit dem DJing bei Dir angefangen?
DJ Polique: Ja, ich habe sozusagen schon einige DJ-Generationen mitgemacht und sogar 12 Jahre beim Radio gearbeitet und dort u.a. Snoop Dogg, Eminem und 50 Cent interviewt. Musikaffin war ich schon immer, aber gar nicht so sehr am DJing interessiert. Ich habe mich viel mit den neuesten CDs und Scheiben beschäftigt bis meine Freunde meinten: „Ey Kostas, du hast immer die neuesten Songs, du solltest selbst DJ werden.“
So kams dann. Mein erstes Equipment habe ich mir übrigens durch einen Hagelschaden am Auto finanziert. Dadurch habe ich einige Tausender damals von der Versicherung bekommen, mein Auto hab ich für kleines Geld in Polen reparieren lassen. Und dann ging alles ganz schnell, ich bekam meine erste Sendung und erste Aufträge als Resident DJ.
Wenn Du einem Laien deine Musik erklären würdest, was würdest Du sagen?
Ich mache positive, tanzbare HipHop- und R’n’b-Musik mit kommerziellem Touch oder einfach geile Mucke!
Und woher kommt dein Künstlername Polique?
Das war noch vor meiner Zeit als DJ. Ein Freund aus Amerika konnte einfach meinen Namen, also Kostas, nicht aussprechen und meinte: „Hey, you’re half polish and half greek, so I’ll call you Polique!“ Das blieb mir im Gedächtnis und als die Zeit kam, dass ich einen Künstlernamen suchte, da hat es einfach gepasst, weil es auch eine Bedeutung hatte.
2015 war ein richtig gutes Jahr für Dich, einer deiner Hits war in über 15 Ländern in den Charts, 13 Millionen Plays auf Youtube, usw. Wie hat sich deine Karriere im Laufe der Zeit entwickelt?
Ich würde sagen, man kann unterscheiden zwischen dem DJ als Dienstleister und dem DJ als Künstler. Anfangs hatte ich viele Resident-Jobs, wo man von 21 bis 5 Uhr arbeiten muss, ich viele Erfahrungen gesammelt habe und mir einen Namen gemacht habe. Dann ging es wieder etwas „back to the roots“, ich habe mich viel mit Musik beschäftigt, war im Studio, habe mit meinem Produktionsteam eine Firma gegründet. Wie in jedem Job, kann man sich auch als DJ hocharbeiten, jetzt als Künstler komme ich als letztes und gehe als erstes sozusagen.
Mittlerweile bin ich jedes Wochenende unterwegs, auch international, z.B. in Albanien, der Türkei oder Griechenland. Es kann auch mal vorkommen, dass ich von Dienstag bis Sonntag in vier verschiedenen Ländern auflege. Ab und an werde ich auf der Straße erkannt und die Leute beginnen hinter meinem Rücken zu nuscheln. Wenn wir gerade dabei sind: Einen schönen Gruß an die Susi, die mich vorhin hier in der Innenstadt gesehen, erkannt und mich direkt auf Facebook angeschrieben hat.
Wie oft kommst Du nach Würzburg ins plan.b?
Ich muss sagen, Würzburg ist ja fast schon meine zweite Heimat, ich habe hier viele neue Leute kennengelernt und schätze das Publikum sehr. Mittlerweile bin ich seit fast vier Jahren ungefähr einmal im Monat im plan.b, so wie jetzt am Samstag. Ich schätze dort das familiäre Verhältnis im Team sehr, alle halten zusammen und das gefällt mir.
Und wie empfindest Du die Stimmung und das Publikum im plan.b?
Das Publikum ist immer gut drauf, am Puls der Zeit und um ehrlich zu sein gibt es hier die hübschesten Mädels – es wirklich unverschämt, wie viele schöne Frauen es hier gibt.
Wie bereitest du dich auf einen Gig vor?
Gar nicht, ich liebe die Ruhe vor dem Sturm. Wenn ich zu viel Action habe, tue ich mich schwerer. Wenn ich vor dem Auftritt Ruhe habe, dann kann ich mich gut konzentrieren und besser auf die Leute eingehen. Denn ich lege für die Gäste auf und muss mich nach ihnen richten. Ein DJ weiß, was die Leute hören wollen, dennoch richte ich mich danach, ob mehr Frauen auf der Tanzfläche sind oder mehr Männer oder ob die Leute noch etwas verkrampft sind zu Anfang oder mehr auf Old School stehen. Aber Frauen sind ohnehin das Wichtigste beim Auflegen.
Wie ist das denn nun gemeint?
Na, allen meinen DJ-Lehrlingen erkläre ich die Regel Nummer 1 und zwar bei der Musik auf die Frauen einzugehen. Sie sind viel offener und geduldiger als Männer. Ein Mann geht von der Tanzfläche, wenn er den Song nicht kennt und er ihm nicht passt. Eine Frau geht nach dem Rhythmus, auch wenn sie den Song nicht kennt, bleibt sie auf der Tanzfläche und bewegt sich ganz anders als ein Mann. Und ganz ehrlich – ein Gast, der zur Tür reinkommt und Frauen auf der Tanzfläche tanzen sieht hat einen ganz anderen Eindruck vom Club.
Also dann Hand aufs Herz, bekommen DJs wirklich so einfach Frauen?
Naja, das sehe ich etwas anders. Es gibt überall Groupies, ob beim Steuerberater, Anwalt oder DJ. Mit der Popularität ist es einfacher an Frauen ranzukommen, aber das ist in allen Bereichen so. Bevor ich aufgelegt habe, habe ich aber sogar mehr Zeit mit Mädels verbracht, weil ich mehr Zeit hatte.
Was hörst Du privat gerne für Musik?
Ich mag die 70er Jahre, auch Rock, aber vor allem R’n’B-Klassiker, wie die Dramatics. Dieses Jahrzehnt fließt stark in die heutige Musik ein und ich höre natürlich auch ganz neue Musik, um am Ball zu bleiben. Aber man muss das Ohr auch mal ruhen lassen, es ist schließlich mein Werkzeug und wenn ich 12 Stunden im Studio sitze, muss ich am Nachhauseweg nicht auch noch das Radio anmachen.
Wenn Du Namen wie David Guetta hörst, was denkst Du dann?
David Guetta hat 30 Jahre lang aufgelegt, bevor sein Durchbruch kam und das bestimmt in jedem „Loch“, dass es gibt. Er hat klein angefangen und sich hochgearbeitet und alles bewiesen. Wenn man wie er jeden Tag zwischen den USA und Asien, eben auf der ganzen Welt, unterwegs ist, hat man gar nicht mehr die Zeit sich immer ein neues Set auszudenken, auch wenn man vor zig Tausenden Menschen auflegt. Daher sehe ich das anders als viele andere DJs oder Medien, die meinen ihn kritisieren zu müssen.
Was ist das Verrückteste, das Dir bei einem deiner Gigs passiert ist?
Vor etwa sieben Jahren musste ich bei einem Auftritt in Istanbul für eine Nacht ins Gefängnis. Während meinem Auftritt kam es in dem Club zu einer Razzia, mein Ausweis wurde verlangt und meine Arbeitserlaubnis. Die Beamten waren damit nicht zufrieden und ich wurde aufs Revier mitgenommen. Im Nachhinein habe ich erfahren, dass der Clubbesitzer wegen einer ganz anderen Sache Stress mit dem dortigen Polizeichef hatte und dieser ihm eins auswischen wollte. Für den Clubbetreiber gab es dann eine saftige Geldstrafe und ich musste eine Nacht ins Gefängnis. Aber die Polizisten waren sehr nett und von meinen Geschichten begeistert. Mittlerweile find ich es total komisch.
Apropos Ausland, wird in anderen Ländern anders gefeiert als hier in Deutschland?
Sehr positiv überrascht hat mich Tirana, also Albanien, die Clubs waren teilweise unseren voraus, die Leute waren sehr offen, sehr positiv und sind richtig abgegangen. Aber im Großen und Ganzen gibt es überall Clubs, in denen die Leute mega abgehen und Clubs, die nicht so toll sind. Aber hin und wieder gibt es schon Überraschungen.
Welcher Song ist ein Klassiker und kommt immer gut an?
Spontan fällt mir da von Usher „Yeah“ ein – egal wo, den kann man immer spielen und die Leute gehen darauf ab.
Wo willst Du noch hin?
Ich möchte noch viel erfolgreicher werden mit meiner Musik, obwohl es schon viele Highlights gab. Wenn man in ein anderes Land fliegt, ins Taxi steigt, und dann kommt der eigene Song im Radio und der Taxifahrer macht auch noch das, was man in Fürth im Studio produziert hat, lauter, das reizt mich schon sehr. Aber natürlich war es auch geil an Silvester am Brandenburger Tor aufzulegen und man schaut und schaut und die Menschenmasse hört gar nicht mehr auf. Ich will meine Musik ausbauen und auch noch in andere Länder damit.
Was würdest Du den Würzburgern noch sagen wollen?
Würzburg soll bleiben wie es ist, ich möchte mich herzlich bedanken für den tollen Support hier. Max vom plan.b hat mich schon gebucht, bevor ich richtig Erfolg hatte und das weiß ich sehr zu schätzen. (lacht) Ach ja, und noch einmal möchte ich betonen, was für wunderschöne Frauen es in Würzburg gibt, die sollen den anderen Städten mal was abgeben.