ADFC – Fahrradklima-Test 2016

Katharina Kraus

19. Mai 2017

Symbolfoto: Pascal Höfig
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Radfahrer am Willy-Brandt-Kai in Würzburg. Symbolfoto: Pascal Höfig

Würzburg: nicht sehr fahrradfreundlich

Beim heute in Berlin vorgestellten Fahrradklima-Test des ADFC landete Würzburg hinsichtlich seiner Fahrradfreundlichkeit zum wiederholten Mal auf den letzten Plätzen. Von deutschlandweit 539 teilnehmenden Kommunen belegte Würzburg Platz 523, von den 66 bayerischen Kommunen Platz 65.

Der ADFC-Fahrradklima-Test ist die größte Befragung zum Radfahrklima weltweit und wurde im Herbst 2016 zum wiederholten Mal durchgeführt, gefördert vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur im Rahmen des Nationalen Radverkehrsplans. Über 120.000 Menschen stimmten bundesweit ab – eine Steigerung von 15 Prozent gegenüber dem letzten Test im Jahr 2014. Die Zunahme führt der ADFC auf das wachsende Interesse am Thema Fahrrad und Radverkehr zurück. Die bundesweiten Ergebnisse werden heute in Berlin vorgestellt.

Würzburger sind frustriert

Auch 293 Würzburger hatten an der bundesweiten Befragung teilgenommen; dies sind über 40% weniger als vor 2 Jahren (517 Teilnehmer), obwohl der der ADFC-Kreisverband im letzten Herbst stark Werbung für die Teilnahme gemacht hat. „Vielleicht ist bereits das ein deutlicher Hinweis auf eine allgemeine Enttäuschung der Würzburger Radfahrenden darüber, dass sich in unserer Stadt viel zu wenig bewegt und man nicht einmal einen Sinn darin sieht, sich überhaupt noch zu äußern“, sagt Hans-Jürgen Beck, Mitglied in der Verkehrsgruppe des Kreisverbandes.

Probleme: Radwege und Baustellen

Negativ wahrgenommen werden von Würzburgs Radfahrerinnen und Radfahrern vor allem:
– Konflikte mit Fußgängern,
– dass Radfahren in Würzburg keinen Spaß mache
– dass zügiges Radfahren kaum möglich sei,
– dass kaum Werbung für das Radfahren gemacht werde,
– Radwege zu schmal seien,
– mangelhafte Radverkehrsführungen an Baustellen und
– Ampelschaltungen, die in erster Linie auf die Bedürfnisse des Autoverkehrs ausgerichtet sind.

Bei letzteren sind den Radfahrenden insbesondere die sogenannten „Bettelampeln“ ein Dorn im Auge. „Solche Ampeln, die an Kreuzungen lediglich den motorisierten Verkehr auf der Straße automatisch mit Grünphasen bedienen, Fußgängern und Radfahrern Grünlicht aber nur auf Tastendruck-Anforderung gewähren, sind für eine Stadt wie Würzburg, die fahrradfreundlich werden möchte, ein absolutes No-Go“, sagt Andreas Boguscheski, Vorstandsmitglied des Kreisverbandes.

Durchschnittsnote: kaum noch ausreichend

Eher positiv wird gewertet, dass es öffentlicher Fahrräder gibt, wenig Raddiebstähle, Radwege gereinigt werden, das Stadtzentrum gut erreichbar ist und es sehr viele Radfahrer gibt.

Im Durchschnitt vergeben die Würzburger die Schulnote 4,44, also kaum noch „ausreichend“ und nochmals schlechter als 2014 (damalige Note: 4,37).

Gradmesser für Lebensqualität

ADFC-Vorstandsmitglied Thilo Wagenhöfer sagt: „Fahrradfreundlichkeit ist ein Gradmesser für die Lebensqualität in einer Stadt – deshalb macht es uns Sorgen, dass sich die Würzburger auf dem Rad nach wie vor unwohl fühlen. Der Fahrradklima-Test zeigt für andere Städte, dass kontinuierliche Radverkehrsförderung honoriert wird und sich in einem guten Verkehrsklima niederschlägt.“ Hans-Jürgen Beck meint: „Wenn Würzburg wirklich will, dass mehr Menschen aufs Rad steigen, dann muss auch zügig gehandelt werden. In erster Linie muss nun das Radverkehrskonzept schnellstmöglich umgesetzt werden und die Radverkehrsachsen ein zügiges, sicheres und konfliktfreies Radfahren ermöglichen.“

Auch eine professionelle Image- und Aufklärungskampagne wird von den Radverkehrsaktiven seit vielen Jahren gefordert. Die Stadt sieht darin bisher keine Notwendigkeit.

Dieser Artikel beruht auf einer Pressemitteilung des ADFC Kreisverbandes Würzburg.

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