Kopftuch-Debatte: Professorin entschuldigt sich in Vorlesung

Katharina Kraus

8. November 2017

Professorin Müller-Brandeck-Bocquet verliest öffentlich ihre Entschuldigung. Foto: Pascal Höfig
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Professorin Müller-Brandeck-Bocquet verliest öffentlich ihre Entschuldigung. Foto: Pascal Höfig

Wie berichtet, wurde eine Studierende während einer Politikwissenschaftsvorlesung in der Uni Würzburg von einer Professorin verbal angegriffen, da sie mit Kopftuch in der Vorlesung saß. Daraufhin entbrannte eine Diskussion zum Thema, die bundesweit Schlagzeilen machte. Universität, Professorin Müller-Brandeck-Bocquet und die Fachschaftsinitiative Political and Social Studies meldeten sich in Pressemitteilungen zu Wort. Per Brief bat Müller-Brandeck-Bocquet schließlich um Verzeihung, die betroffene Studentin nahm die Entschuldigung an.

Öffentlich vorgetragen

In ihrer heutigen Vorlesung, genau zwei Wochen nach den Vorkommnissen, hat die Professorin für Politikwissenschaft und Soziologie nun die Entschuldigung öffentlich verlesen. Nicht nur aus persönlichen Gründen, sondern auch, weil die Uni Würzburg Selbiges explizit von ihr gefordert hat.

Professorin Gisela Müller-Brandeck-Bocquet. Foto: Pascal Höfig

Professorin Gisela Müller-Brandeck-Bocquet. Foto: Pascal Höfig

Hörsaal 1 im Philosophischen Institut am Hubland, 16.17 Uhr – Professorin Müller-Brandeck-Bocquet erscheint leicht verspätet. Unter die circa 250 Studenten haben sich natürlich heute auch einige Medienvertreter gemischt. Nach einer kurzen Begrüßung erläutert Müller-Brandeck-Bocquet schließlich, dass sie die bereits schriftlich abgegebene Entschuldigung an die betreffende Studentin nun auch mündlich vortragen möchte. Danach bittet sie die Medienvertreter, den Hörsaal zu verlassen, es sei denn, es bestünde intensives Interesse an den Inhalten ihrer Vorlesung.

„Dies war ein Fehler von mir.“

Das Entschuldigungsschreiben trug sie schließlich merklich aufgeregt und mit zittrigen Händen vor. Im Brief wird nochmals erklärt, wie sich die Situation vor zwei Wochen zugetragen hat. Sie habe die Studentin in der Vorlesung persönlich angesprochen, diese habe sich dadurch diskriminiert gefühlt. „Dies war ein Fehler von mir, ich entschuldige mich dafür in aller Form“, so der Wortlaut der Professorin. Kurzes Beifall klopfen der Studierenden und es ging direkt mit dem Vorlesungsstoff weiter, als wäre nichts gewesen. Fünf junge Frauen mit Kopftuch verließen daraufhin den Hörsaal.

Keine Zwischenfälle

Während der kompletten Vorlesung hat man die Anspannung von Professorin Müller-Brandeck-Bocquet beinahe fühlen können.  Immer wieder lässt sie kleine Spitzen in Richtung der Vorkommnisse los, drückt sich aber stets diplomatisch aus, man merkt, sie überlegt sich ihre Worte genau. Die Politikprofessorin spricht in der Vorlesung öfter von persönlicher Meinungsfreiheit und der Tatsache, dass gegensätzliche Meinungen existieren, auf die Vorkommnisse von vor zwei Wochen möchte sie aber nicht weiter eingehen. Bei einigen Aussagen machte sich tatsächlich kurz Unruhe in den Zuhörerreihen breit aber weitere – vielleicht zu erwartende – Zwischenfälle blieben aus. Die Kopftuch-Debatte an der Uni Würzburg scheint mit dieser Vorlesung also vom Tisch zu sein.

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