24h CrossFit Challenge: Drei Würzburger Teams & ein Radulf

Wuerzburgerleben

13. Dezember 2017

Zwei der drei Teams bei CrossFit Würzburg. Foto: Inka
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Zwei der drei Teams bei CrossFit Würzburg. Foto: Inka

Am vergangenen Wochenende fand die weltweite 24 hour AMRAP Challenge statt. Auch bei CrossFit Würzburg nahmen drei Teams – bestehend aus jeweils sechs Crossfittern – daran teil. Während der 24 Stunden werden stündlich drei neue Übungen bekannt gegeben. Von sechs pro Team muss immer einer arbeiten, Judges zählen. Am Ende gewinnt das Team, welches die meisten Wiederholungen, Meter, Kilo geschafft hat. Über 100 Teams waren dabei, die Würzburger belegten Platz 4, 20 und 23!

Spontan 24h Sport!?

Radulf Rumpel (nur sein Turnkünstlername), 43, war im viertplatzierten Team „Six Pistols and a Halleluja“. Von seiner Teilnahme erfuhr er nach einer durchzechten Nacht, anderthalb Stunden bevor es los ging. So hat er das Ganze erlebt:

Gastbeitrag von Radulf Rumpel: 

Ich, Radulf Rumpel, zelebriere meine völlige Zerstörung. Nachdem wir (meine Huldine & ich) die Nacht von Freitag auf Samstag in den Spelunken entlang der Sanderstraße verbracht hatten, klingelte Samstag früh Huldines Handy. Es ging um 24h-Turnhallenbims. In einem der Teams aus unserer Turnhalle sei jemand ausgefallen. Sie suchten einen Geisteskranken, der da einspringen könnte. Huldine sagte zu. Ich verbot es ihr, weil sie nach dem 24km-Eiswasser-Hindernislauf von letzter Woche noch regenerieren müsse. Sie sagte ab, legte auf und maulte dann herum, was für ein Tyrann ich sei und dass sie nie Spaß haben dürfe im Leben. Nach etwa einer Viertelstunde klingelte das Handy erneut. Huldine fuhr gerade Auto, also ging ich ran. Gleiches Thema, diesmal der Mann leibhaftig, für den Ersatz gesucht wurde. Sie suchten immer noch. Ich erklärte ihm, dass es deutlich begabtere und fittere Menschen in unserer Turnhalle gäbe als mich, und dass ich Kopfweh wegen der Spelunken hätte. Er ließ nicht locker. Ich sagte zu. Das war anderthalb Stunden vor Beginn.

Pferde verladen und los!

Wir verluden noch schnell zwei Pferde in einen Anhänger, rasten nach Hause, packten meinen Turnbeutel zusammen und fuhren zur CrossFit Würzburg Halle. Dort wurde ich herzlich von meiner Mannschaft begrüßt. Mein Anwerber war auch da und zeigte mir den gewaltigen Berg an Ausrüstung und Verpflegung, den er mir zur freien Verfügung stellte. Wir haben die gleiche Schuhgröße und wir mögen beide Snickers. Es begann also äußerst vielversprechend.

Wellness & Beauty

Von den sechs Leuten in der Mannschaft darf immer nur einer turnen. Die anderen sind zu Wellness- und Beautysachen verdonnert, kriegen also Massagen oder werden mit der Lotion eingerieben oder wechseln durchgeschwitzte Klamotten. Kein Witz: Unser Team hatte einen Massagestuhl. Wenn er eingeschaltet war, sah er aus wie ein Dämonenthron, durch dessen Rückenlehne Lavaknubbel wandern.

 

Nur kurze Pausen waren möglich. Foto: CrossFit Würzburg

Nur kurze Pausen waren möglich. Foto: CrossFit Würzburg

13.500 Kalorien

Außerdem wird man die ganze Zeit von netten Leuten freundlich angeblafft, man solle essen und trinken und sich warm halten. Insgesamt waren es drei Mannschaften, und einer von den anderen hatte so eine Fitness-Uhr. Nach den 24 Stunden zeigte sie einen Kalorienverbrauch von 13.500 an. An dieser Stelle ein riesiges Dankeschön an alle, die da waren und Tee und Kaffee gebraten, Energydrinks geschält, Bananen und Schokoriegel gekocht, unsere Gewichte vor den Übungen nach Farbe sortiert und uns allgemein mit Rat und Tat zur Seite gestanden haben.

Die erste Hälfte

Die ersten zwölf bis dreizehn Stunden waren ziemlich knorke. Es waren viele Leute zum Anfeuern da. Abends wurde auch Alkohol getrunken. Zusammen mit der Musik in der Turnhalle und dem Elektrogewummer von der Posthalle nebenan kam richtig Stimmung auf. Die Übungen waren abwechslungsreich und sinnig angeordnet. Man konnte jede Stunde aus drei Alternativen wählen, wobei meistens zwecks Verhältnis zwischen Kraft-/Zeitaufwand zu Punkten nur eine Sinn machte. Vor allem in den ersten zwölf Stunden hatten wir oft so eine Art Stuhlkreis und in der Mitte die Gewichte oder Hantelstangen. Einer schafft so zwischen zwanzig Sekunden und zwei Minuten, die anderen sitzen oder liegen und warten bis sie dran sind. Diese Stunden waren wie Pausen. Wir unterhielten uns, machten uns gegenseitig Mut, die Helfer standen dabei und versorgten uns mit Kalorien. Wir lachten sogar.

Finstere Stunden

Gegen Mitternacht wurde es langsam einsam um die Turner und die Punktezähler und die Coaches. Die frühen Morgenstunden waren teilweise wirklich finster. Immer wieder kamen einzelne im Team an die Grenze und setzten eine Weile aus. All das Adrenalin und das viele Lapislazuli verpufften im kalten Hauch der Nacht. Und die Stunden zogen sich und Detlef hatte übelste Schmerzen und die Lider und Glieder wurden schwer und man begann, sich zu fragen, warum man den Scheiß eigentlich macht. Unser Prophet Martin jedoch wiederholte mantraartig immer wieder seine Weisheiten: „Weiter, immer weiter!“ und „Hinten kackt die Ente!“. Also stand man brav auf, wenn man an der Reihe war und machte weiter. Geschlafen hat niemand so wirklich. Wenn es gar nimmer ging, gönnte man sich den Luxus einer Viertelstunde auf dem Dämonenthron oder auf einer Matratze.

Huldine + Radulf = <3. Fotos: CrossFit Würzburg

Huldine + Radulf = <3. Fotos: CrossFit Würzburg

Fette Party zum Endspurt

Als die Sonne aufging und die ersten Frühaufsteher zum Anfeuern kamen, stieg auch die Stimmung wieder. Man konnte endlich ein Ende absehen. Wenn man achtzehn Stunden in den Knochen und Muskeln hat, dann kommen einem die sechs Stunden bis Mittag ziemlich kurz vor. Also irgendwie halt. Man kann eigentlich nicht so wirklich beschreiben, was da im Kopf alles passiert. Ich merke gerade, dass ich immer „man“ schreibe, obwohl ich nur für mich selbst spreche. Vielleicht, weil ich eins war mit dem Universum und meiner großartigen Mannschaft und den Punktezählern und den anderen Helfern und mit Huldine, die die ganze Zeit da war und Zeug herumgetragen und angefeuert und uns gefüttert hat in dieser Nacht und am Morgen danach, in dieser finsteren Zeit. Bis in den letzten drei Stunden eine fette Party draus wurde und ich wieder in der Wirklichkeit landete. Wenn das jetzt jemand zu schmalzig findet, dann ist mir das wurscht.

Stunde 24

In der letzten Stunde war die Butze gerammelt voll, alle Kinder waren da und haben geschrieen und gelacht und angefeuert. Die Turner haben nochmal richtig Vollgas gegeben und alles rausgehauen. Ich würde so gerne jemanden aus dem Team herausheben und ein Extralob spendieren, aber das wäre unfair, weil alle alles gegeben haben und weil es ein Wahnsinnsteam war. Ich bin sehr, sehr dankbar, dass ich dabei sein durfte.

Hoffnung auf ein Happy End

Nach dem Schlusspfiff brachte ich noch eine Umarmungsrunde mit meiner Mannschaft, eine Gratulationsrunde mit der gesamten Turnhalle und ein Beweisfoto halbwegs würdevoll zustande, bevor meine Beine schlapp machten. Ich brauchte etwa eine Minute und Huldines Hilfe, um aus einem Stuhl rauszukommen. Irgendwie ins Auto, irgendwie aus dem Auto raus, irgendwie in den dritten Stock, irgendwie auf das Sofa. Pizza. Alkoholfreies Hefeweizenradler. Cola. Abends nochmal kurz mit unserem Gastdackel Jule um den Block. Habe mich mehrfach komplett mit Salben und Schmerzgels eingeschmiert. Ich rieche wie ein thailändischer Massagesalon. Bin daher zuversichtlich, dass das alles ein Happy End nimmt.

Große Erleichterung nach dem Schlusspfiff. Foto: Inka

Große Erleichterung nach dem Schlusspfiff. Foto: Inka

Panik vor dem Toilettengang

Ich brauchte am Sonntagabend und am Montagmorgen jedes Mal etwa zwei bis drei Minuten, um mich auf dem Sofa oder im Bett einfach nur auf die andere Seite zu drehen. Ich perfektionierte eine Technik, die ich mir im Internet von gestrandeten Walen abschaute. Aufstehen unfassbar schwierig. Sonntagabend überlegte ich, ob ich eine Kollegin anrufen solle, um mich krankzumelden. Ich hatte gelinde Panik davor, auf der Arbeit nicht mehr vom Töpfchen hochzukommen und den Chef um Hilfe rufen zu müssen.

Tipps & Tricks

Habe mich dann doch zum Laden chauffieren lassen. Ganz clever die Rechner mithilfe von Kugelschreibern als Armverlängerung angeschaltet, um mich nicht zu tief bücken zu müssen. Den Telefonhörer teilweise beidhändig abgenommen. Wenn ich mich am Hals kratzen musste, habe ich den anderen Arm als Stütze für die Kratzhand missbraucht. Bin dreimal umgekehrt auf meinem üblichen Weg zur Treppe ins Erdgeschoss, um doch den Aufzug zu nehmen.

Versteht mich nicht falsch. Ich jammere nicht. Ich zelebriere. Völlige Zerstörung. Ende.

Anmerkung der Redaktion

Gastbeiträge geben nicht automatisch die Meinung der Redaktion wieder. Sie sollen zur Debatte anregen  – so wie auch jeder gute Kommentar auf Facebook. Wir geben deshalb allen unseren Lesern die Chance, ihre Meinung bei uns zu veröffentlichen und diese diskutieren zu lassen. Wir freuen uns über Gastbeiträge zu allen Themen an: redaktion@wuerzburgerleben.de.

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