Weihnachten international: Teil 1

Katharina Kraus

19. Dezember 2017

Die Studentinnen Violeta (links) und Valeria (rechts). Fotos: Katharina Bormann
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Die Studentinnen Violeta (links) und Valeria (rechts). Fotos: Katharina Bormann

Glühwein, Bratwurst und „Stille Nacht, heilige Nacht“ – typische deutsche Dinge und für die meisten schon von Kindesbeinen an fester Bestandteil der deutschen Vorweihnachtszeit. Aber wie empfinden die zahlreichen internationalen Studenten hier in Würzburg diese Bräuche? Wie feiern sie Weihnachten in ihrer Heimat und was halten sie von Würzburg und Deutschland im Allgemeinen?

Wir haben uns bei Studierenden der Universität und der FHWS umgehört und spannende Einblicke in Traditionen anderer Kulturen bekommen. Den Start machen Violeta Nikolova aus Bulgarien und Valeria Salazar Sánchez aus Kolumbien.

Violeta Nikolova aus Bulgarien

Wie ist dein Name, wie alt bist du und woher kommst du?
Ich heiße Violeta Nikolova, ich bin 22 Jahre alt und komme aus Shumen in Bulgarien.

Seit wann bist du in Würzburg und was studierst du?
Zu Beginn des Wintersemesters bin ich für mein Auslandssemester nach Würzburg gekommen. In Bulgarien studiere ich PR und besuche an der FHWS jetzt die Vorlesungen für den Bachelor-Studiengang Medienmanagement.

Wie findest du den Winter in Deutschland?
Der Winter in Deutschland ist gar nicht so anders wie der in Bulgarien. Wir haben auch ziemlich viel Schnee, besonders in den ländlichen Regionen. Allerdings ist es hier eher trocken kalt, während einem in Bulgarien die Kälte nicht ganz so hart vorkommt. Was mir allerdings aufgefallen ist, ist dass es hier in Deutschland auch in den Gebäuden ziemlich kalt ist. Ich friere eigentlich immer.

Wie findest du die Weihnachtszeit in Deutschland? Gibt es ähnliche Traditionen und Bräuche in deiner Heimat?
In Bulgarien ist die Vorweihnachtszeit sehr ähnlich. Wir haben sogar auch Weihnachtsmärkte, die nach deutschem Vorbild aufgebaut werden. Die sind allerdings wesentlich kleiner als hier. Aber man kann immerhin Glühwein trinken und Bratwurst essen. Ein großer Unterschied ist jedoch, dass man in der orthodoxen Kirche ab 15. November eine Fastenzeit einlegt, in der man kein Fleisch isst. Erst am 25.12. dürfen wir dann wieder Fleischgerichte essen.

Wie feiert man Weihnachten in deiner Heimat?
Auch in Bulgarien, feiern wir den Heiligen Abend. Zu essen gibt es normalerweise ausschließlich vegane Gerichte – bei meiner Familie verzichten wir allerdings nur auf Fleisch. Die Anzahl der Gerichte muss immer ungerade sein, d.h. 7, 9, 13, usw. Der Grund ist eine gewisse Symbolik: Die Sieben steht z.B. für die sieben Wochentage, die Neun für die Dauer einer Schwangerschaft und die Dreizehn für die Gesamtzahl der Apostel und Jesus.

Violeta aus Bulgarien. Foto: Katharina Bormann

Violeta aus Bulgarien. Foto: Katharina Bormann

Typische Weihnachtsgerichte sind u.a. eine süße Suppe aus getrockneten Früchten und Zucker, Tikvenik, eine Art Kürbis-Strudel oder das Pitka, ein handgemachtes Brot, welches zum Abendbrot unter den Familienmitgliedern aufgeteilt wird. Im Brot wir eine Münze verbacken und derjenige der sie in seinem Stück hat, hat im kommenden Jahr besonders viel Glück. Bescherung ist bei uns auch am 24.12. – die Geschenke bringt bei uns allerdings Santa Klaus und nicht das Christkind.

Was vermisst du an Zuhause bzw. was magst du besonders an Deutschland?
An zu Hause vermisse ich besonders meine Familie und das bulgarische Essen. Ich freue mich schon wieder, über die Feiertage zu Hause zu sein! Was ich allerdings an Deutschland zu schätzen gelernt habe, ist vor allem die Ordnung und Pünktlichkeit. In Sofia, wo ich studiere, sind sämtliche Verkehrsmittel eigentlich immer unpünktlich und man kann sich auf Fahrzeiten überhaupt nicht verlassen.

Auch sind die Straßen viel lauter und schmutziger als hier. Die Sauberkeit hier ist wirklich super. Allerdings sind die Deutschen auch oft ziemlich reserviert und kühl. In meinem Kurs bin ich die einzige internationale Studentin und es ist etwas schwierig Anschluss zu finden. Dafür ist das Erasmus-Netzwerk umso besser und man freundet sich schnell mit Leuten aus ganz Europa an!

Wie gefällt dir Würzburg im Allgemeinen?
Würzburg ist wirklich eine tolle Stadt. Ich mag vor allem die Mischung aus historischen Gebäuden und den vielen Studenten hier. Es ist immer etwas los und das Nachtleben ist echt super. Besonders die Mischung aus Natur, der Residenz, der Geschichte und den vielen jungen Menschen hier mag ich sehr gerne. Ich bin glücklich, dass es mich hierhin verschlagen hat und freue mich auch schon wiederzukommen.

Valeria Salazar Sánchez aus Kolumbien

Wie ist dein Name, wie alt bist du und woher kommst du?
Mein Name ist Valeria Salazar Sánchez, ich bin 24 Jahre alt und komme aus Bogotá, Kolumbien.

Seit wann bist du in Würzburg und was studierst du?
Ich studiere jetzt im dritten Bachelorsemester Biologie an der Julius-Maximilians-Universität. In Deutschland bin ich aber schon seit 2015. Da habe ich ein Au Pair-Jahr bei einer Familie in der Nähe von Heidelberg gemacht.

Wie findest du den Winter in Deutschland?
In Bogotá wird es selbst im Winter normalerweise nie kälter als 15°C. Das ist hier natürlich anders. Auch Schnee gibt es bei uns nicht in dem Ausmaß wie hier: Wenn es kalt wird, dann gibt es mehr Eis. Neulich lag hier so viel Schnee, wie ich es noch nicht einmal während meiner Zeit in Heidelberg gesehen habe – ich konnte mit einer Freundin sogar einen kleinen Schneemann bauen und habe mich riesig gefreut.

Valeria aus Kolumbien. Foto: Katharina Bormann

Valeria aus Kolumbien. Foto: Katharina Bormann

Wie findest du die Weihnachtszeit in Deutschland? Gibt es ähnliche Traditionen und Bräuche in deiner Heimat?
Besonders schön finde ich in Deutschland die Tradition der Weihnachtsmärkte. Lebkuchen und Glühwein gibt es bei uns nicht. Außerdem ist auf den Märkten immer etwas los und man trifft sich mit Freunden. Normalerweise würde man bei kaltem Wetter ja eher zu Hause bleiben – die Märkte sind aber ein Grund um das Haus zu verlassen und eine schöne Zeit zu haben. Bei uns Zuhause haben wir zwar auch Weihnachtsbäume, die sind aber leider immer aus Plastik – die echten gefallen mir besser.

Wie feiert man Weihnachten in deiner Heimat?
Ich verbringe Weihnachten normalerweise bei meiner Familie in Calí. Da sind es an Weihnachten immer über 30°C. Anstelle von Kartoffeln und Gans essen wir dann eher Reis und Hähnchen bzw. Truthahn. Ein typisches Weihnachtsgericht ist auch die sogenannte „Ajiaco“, eine Suppe aus Kartoffeln, Mais, Karotten und Hähnchen die mit etwas Sahne serviert wird. In Calí wurde der Salsa erfunden, weshalb an großen Festen wie Weihnachten auch immer viel getanzt und musiziert wird.

Was vermisst du an Zuhause bzw. was magst du besonders an Deutschland?

Ich finde beide Länder haben definitiv ihre Vorzüge. Mir gefallen, wie gesagt, viele Sachen hier in Deutschland, ich vermisse aber auch natürlich einige Dinge. Besonders meine Familie. Deshalb freue ich mich riesig, sie an Weihnachten wiederzusehen, wenn ich nach Kolumbien fliege.

Wie gefällt dir Würzburg im Allgemeinen?
Ich hatte mich für mein Studium in ganz Bayern und Baden-Württemberg beworben und letztendlich eine Zusage für Würzburg bekommen – eine echte Glückssache. Viel hier erinnert mich auch an Heidelberg: Die vielen Studenten, die Brücken, ein Fluss und ein Schloss. Ich fühle mich sehr wohl hier und bin froh, dass ich mich für die Stadt entschieden habe. Zwei Jahre werde ich noch mindestens hier bleiben, danach schaue ich mal, ob ich komplett in Deutschland bleibe oder wo es mich sonst noch so hin verschlägt. Ich lasse alles einfach auf mich zukommen.

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