Lieferengpässe bei bayerischen Apotheken
Katharina Kraus
5. September 2018

Apotheke. Symbolfoto: Pascal Höfig
Zahlreiche Medikamente werden in den bayerischen Apotheken immer knapper, so berichtet das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. Auch die Würzburger und Schweinfurter Apotheken sind von den Lieferengpässen betroffen, gerade bei Verkaufsschlagern wie Ibuprofen, Aspirin und Mittel gegen Insektenallergien.
Vorräte vergrößert
Nach Anfrage bei der Glocken Apotheke in Würzburg, erklärte uns Dr. Wolfgang Schiedermair, Apotheker und Ansprechpartner für Unterfranken für die Bayerische Landesapothekerkammer, dass seine Apotheke schon seit Längerem mit Lieferengpässen zu kämpfen hat. Daher wurden die Vorräte vergrößert, um den Engpässen entgegen zu treten. Einzelfälle gibt es dennoch immer, wie zum Beispiel Allergie-Notfall-Mittel, bei welchem auch in seiner Apotheke die Regale leer stehen.
Von Enpässen sind, laut Dr. Schiedermair, Mittel gegen Allergien wie Cortisontropfen und Adrenalin Autoinjektoren, Bluthochdruckmedikamente und Valsartan-Produkte, sowie Ibuprofen, bei dem mehrere Hersteller derzeit nicht lieferfähig sind, Aspirin Complex, verschiedene Schmerzmittel mit ASS und immer wieder mal verschiedene Antibiotika, betroffen.
Großer Einfluss der Krankenkassen
Der Grund sei, so der Inhaber der Glocken Apotheke, dass vielfach deutsche Arzneimittel hier aufgekauft werden und im Ausland zu besseren Preisen verkauft werden. Zudem hätten die Krankenkassen in Deutschland zu viel Einfluß auf die Arzneimittelauswahl, was die Planung von Herstellern und Apotheken bezüglich der Lagerhaltung massiv erschwert.
Lieferengpässe auch in Schweinfurt
Auch Sabine Supik von der Rossmarkt Apotheke in Schweinfurt, antwortete auf unsere Anfrage, dass es verschiedene Medikamente gäbe, die bundesweit im Moment nicht in dem Umfang zu bekommen sind, wie die Apotheke es gewohnt sei. Dennoch gibt es in 99% aller Fälle Alternativen oder die Umstellung auf ein anderes Medikament durch einen Arzt. Problematisch wären nur die Injektoren gegen Insektenstichallergien, bei welchen es keine Ausweichmöglichkeiten gäbe.
Beim Schmerzmittel Ibuprofen und den Valsartan Produkten wäre es auch in der Rossmarkt Apotheke im Moment schwer, die Regale voll zu bekommen. Einen einzigen Grund gäbe es laut Supik aber nicht, die Globalisierung der Herstellung der Medikamente, der Kostendruck und damit der fehlende Spielraum für Produktionsmengen und Lagerhaltung der Hersteller wie früher, aber auch Herstellungs- und technische Probleme könnten alles eine Rolle spielen.
Hamsterkäufe sind nicht notwendig
Hamsterkäufe seien aus Sicht der Apothekerin nicht notwendig. Es gibt genug Alternativen, damit man sich und seiner Gesundheit helfen kann und gut durch Herbst und Winter kommt. Dieselbe Antwort gibt auch Heiko Zimny, Inhaber der Rückert Apotheke in Stadtlauringen.
Die Apotheke, welche im Landkreis Schweinfurt liegt, steht vor den gleichen Problemen. Über 40 Medikamente sind im Moment nicht lieferbar, wobei mehrmals täglich geprüft wird, ob das Medikament nicht doch noch vom Großhandel zu bekommen sei. Eine eigene Herstellung findet im Moment und wird auch nicht in nächster Zeit statt finden, so Zimny.
Deutschland wird nicht immer zuerst versorgt
Ein Hauptgrund für die Engpässe sei, dass viele Wirkstoffe und Ausgangsstoffe für Arzneimittel von immer weniger Firmen hergestellt werden. Wenn nun bei einer dieser wenigen Firmen ein Ausfall der Produktion eintritt, gibt es ein Problem.
Außerdem beschreibt Zimny, wenn ein Medikament global mit Lieferengpässen zu kämpfen hätte, ist Deutschland nicht immer das Land, das zuerst versorgt wird, weil dort immer öfter niedrigere Verkaufspreise für die Hersteller zu erzielen sind als z.B. im europäischen Ausland.