Altersarmut in Würzburg: Steigende Zahl der Betroffenen

Wuerzburgerleben

5. Dezember 2018

Wenig Geld. Symbolbild: Pascal Höfig
Geld_Mindestlohn

Wenig Geld. Symbolbild: Pascal Höfig

Dem Landkreis Würzburg droht Altersarmut – in einem größeren Ausmaß als bislang angenommen. Das befürchtet die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Rund 17.000 Arbeitnehmer im Kreis Würzburg würden – so, wie sie heute arbeiten – nur eine Rente unterhalb der staatlichen Grundsicherung bekommen. In der Stadt Würzburg sind es rund 43.000 Arbeitnehmer. Und das, wenn sie nach immerhin 45 Berufsjahren in den Ruhestand gingen. Das sind 35 Prozent aller Beschäftigten im Kreis, beziehungsweise 41 Prozent aller Beschäftigten in der Stadt.

Steigende Altersarmut

Die Schwelle für „Alters-Hartz-IV“ liegt im Kreis Würzburg bei aktuell 764 Euro im Monat, in der Stadt bei 771 Euro. Dabei sind insbesondere die Kosten fürs Wohnen berücksichtigt. Dies geht aus einer Renten-Analyse des Pestel- Instituts hervor. Die Wissenschaftler aus Hannover haben dabei für die Gewerkschaft NGG amtliche Statistiken ausgewertet.Demnach könnte die Zahl armutsgefährdeter Rentner im Landkreis Schweinfurt künftig noch deutlich steigen – nämlich dann, wenn die durchschnittliche Rente bis zum Jahr 2030 auf nur noch 43 Prozent des Einkommens abfallen sollte. Dann gäbe es mehr als 22.000 Menschen im Landkreis und 48.000 Menschen in der Stadt, die nach 45 Beitragsjahren bei einer Rente unterhalb der Grundsicherung landen, so das Pestel-Institut. Ibo Ocak, Geschäftsführer der NGG-Region Unterfranken, spricht von „alarmierenden Zahlen“.

Wer ein Leben lang gearbeitet habe, müsse später auch von seiner Rente leben können. „Am Ende steht hier das Vertrauen in die staatliche Altersvorsorge und damit der gesellschaftliche Zusammenhalt auf dem Spiel.“ Die Bundesregierung hat eine Sicherung des Rentenniveaus bei 48 Prozent bis lediglich 2025 vereinbart. „Das reicht nicht aus“, so Ocak. Die Große Koalition müsse das Rentenniveau längerfristig stabilisieren und möglichst anheben.

Minijobs und Teilzeitkräfte besonders betroffen

Zugleich sieht die NGG die Arbeitgeber in der Pflicht. „Klar ist, dass aus Mini-Löhnen keine Spitzen- Renten werden“, betont Ocak. Gerade in Branchen wie dem Gastgewerbe und Bäckerhandwerk müssten im Kreis Würzburg viele Beschäftigte im Alter aufstocken. „Dabei haben Hoteliers, Gastronomen und Bäckermeister bei der Bezahlung durchaus Spielraum. Anstatt auf Aushilfen mit wenigen Wochenstunden zu setzen, sollten sie reguläre Vollzeitstellen schaffen – und zwar bezahlt nach Tarif“, so der Gewerkschafter.

Viele Beschäftigte hätten zwar das Glück, dass der Partner mehr verdiene und so die Haushaltskasse im Rentenalter aufbessere. Doch häufig sei das Geld selbst dann sehr knapp. Gerade wer einen Teilzeit- oder Minijob habe, müsse sich auf einen „extrem mageren Rentenbescheid“ einstellen. Frauen seien davon besonders häufig betroffen. Sogar unter Vollzeitbeschäftigten hat nach Berechnungen des Pestel-Instituts aktuell rund jeder Sechste in Schweinfurt einen Rentenanspruch von weniger als 1.000 Euro monatlich – nach 40 Arbeitsjahren.

„Staat muss gesetzliche Rente sichern“

Eine gute tarifliche Altersvorsorge könne zwar dabei helfen, dass im Alter etwas mehr übrig bliebe. „Aber Zusatzrenten sind nicht dafür da, ein immer geringeres Rentenniveau der gesetzlichen Rentenversicherung auszugleichen“, so Ocak. Sein Fazit: „Der Staat muss die gesetzliche Rente sichern. Alle Beschäftigten sind auf sie angewiesen. Und die Arbeitgeber müssen bei Löhnen, Arbeitszeiten und Zusatzvorsorge viel mehr tun, damit die Menschen ihren Lebensabend genießen können.“

Artikel beruht auf einer Pressemitteilung der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).

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