Mit Vollgas bergab: Schweinfurter Mountainbiker gibt Gas
Wuerzburgerleben
17. Mai 2019

Mountainbiken ist Jonathans Leidenschaft. Foto: Jonathan Reinhart.
Steile Abhänge, rutschiges Laub, unvorhersehbare Hindernisse hinter jeder Kurve – wohl nur die wenigsten würden behaupten, dass sie unter solchen Konditionen gerne Radfahren. Für Jonathan Reinhart aus Zeuzleben gibt es nichts Besseres. Seit der Grundschule fährt der 17-Jährige nun schon Mountainbike und nimmt regelmäßig an sogenannten Enduro – Wettrennen teil. Im Interview erzählt er uns, was es damit auf sich hat und welche Gefahren sein ungewöhnliches Hobby birgt.
Mountainbiken, Enduro oder doch Downhill?
Möchte man sich heutzutage im Internet über das Mountainbiken informieren, wird man überschwemmt von einer Welle an unterschiedlichsten Bezeichnungen. Der 17-jährige Jonathan verschafft Überblick: „Mein Hauptaugenmerk liegt auf dem Bereich Enduro“. Hierbei fahren die Sportler Berge hoch und preschen anschließend die mühevoll erklommenen Höhenmeter mit hoher Geschwindigkeit auf sogenannten Trails wieder hinunter. Vielen wird diese Art der Bergabfahrt unter dem Begriff „Downhillen“ etwas sagen. Der Unterschied zwischen Enduro und Downhillen: Enduro Fahrer pedalieren den Berg anfangs aus eigener Kraft hoch, Downhiller nicht, sie legen den Fokus nur auf die Abfahrten.

Bergabfahrt der anderen Art und Weise. Foto: Jonathan Reinhart.
Gefahren des Bikens
Rasend schnell einen Berg hinunterfahren – Gefahren lauern da sicher in jeder Kurve: „Das stimmt, Mountainbiken ist nicht gerade der ungefährlichste Sport. Wenn man einen Tag im Bikepark verbringt, kommt es selten vor, dass man keine Rettungskräfte sieht“, meint Jonathan. Er selbst sei bisher glücklicherweise von schwerwiegenden Verletzungen verschont geblieben. „Außer einem genähten Bein, etlichen Schulter- und Steißbeinprellungen und Aufschürfungen habe ich bisher keine große Verletzungsliste aufzuführen. Das Risiko gehört aber zu dieser Sportart dazu.“ Gute Protektoren für Knie und Rücken und ein Fullface Helm seien deshalb ein Muss – und außerdem in vielen Bikeparks auch Pflicht. Auch die richtige Selbsteinschätzung trage viel dazu bei, das Risiko einer Verletzung zu minimieren.
Schon in der Grundschule Mountainbike-Fan
Jonathans Begeisterung für das Mountainbiken begann schon im Grundschulalter. Inspiriert von den Alpenüberquerungen seines Vaters und Onkels, saß er schon früh auf dem Sattel und startete schnell eigene erste Bikeurlaube mit seinen Freunden: „Dabei habe ich gemerkt, wie sehr mir dieser Sport gefällt: Mitten in der Natur zu sein, vom Alltag einfach mal abschalten zu können. Aus eigener Kraft Berge zu erklimmen und sich dabei schon auf die Aussicht vom Berggipfel und die bevorstehende Abfahrt zu freuen, für die sich die ganzen Strapazen bergauf lohnen“, schwärmt der Zeuzlebener.

Schon früh begeisterte sich Jonathan für den Radsport. Foto: Jonathan Reinhart.
Schweinfurt zum Biken geeignet?
Seitdem verbringt der Schüler jede freie Sekunde mit seinem Rad im Höllental oder anderen Wäldern der Umgebung, wie der Gegend zwischen Hausen und Ellertshäuser See und die Wälder um seinen Wohnort Zeuzleben. „Schweinfurt hat zwar ein relativ gutes Trailnetz, aber es gestaltet sich leider sehr schwierig, neue Strecken anzulegen aufgrund von Konflikten mit Förstern und Wanderern“. Trainiert wird daher auch oft in anliegenden Bikeparks in Frammersbach oder Oberhof.

Seit drei Jahren trainiert Jonathan jede freie Sekunde in Schweinfurts Wäldern. Foto: Jonathan Reinhart.
Unter Top 5 der größten Mountainbike Serie Deutschlands
Seine Disziplin macht sich bezahlt: seit er mit 14 Jahren begann, seine ersten Rennen zu fahren, verzeichnete der 17-Jährige zahlreiche Erfolge. Letztes Jahr erst schaffte es Jonathan unter die heißbegehrte Top 5 der Junioren Klasse der größten Mountainbike Serie Deutschlands E1. Ein solch guter Platz muss jedoch hart erkämpft werden – kaputte Schaltungen, Stürze und andere technische Defekte machen den Teilnehmern während den Rennen nur zu gern einen Strich durch die Rechnung.

Jonathan beim E1 Wettrennen. Foto: Jonathan Reinhart.
Bergab mit Vollgas: Ablauf eines Enduro Rennens
Doch wie kann man sich ein solches Wettrennen im Radsport überhaupt vorstellen? Beim Rennformat „Enduro“ bestreiten die Teilnehmer den sogenannte „Uphill“, also die Bergauffahrt, meist zusammen und ohne Zeitdruck. Anschließend wird bergab richtig Gas geben: Die Fahrer starten einzeln in verschiedenen Abschnitten. Diese auch „Stages“ genannten Abschnitte sind meist durch Wurzeln, Steine und Sprunghindernisse technisch anspruchsvoll gestaltet. Für die letztendliche Rennzeit ist entscheidend, wie lange man auf den verschiedenen Stages braucht. Das nachfolgende Video von Jonathans E1 – Rennen 2018 gibt Einblicke in die aufgeheizte Stimmung während der Wettkämpfe:
Tipps für Einsteiger
Für alle Mountainbike – Interessierten hat Jonathan folgende Tipps parat: „Einsteigern würde ich empfehlen, ein gebrauchtes Rad zu kaufen, sich dabei aber möglichst gut durch Tests von Fachzeitschriften wie der BIKE usw. zu informieren. Außerdem sollte man sich unbedingt Protektoren besorgen. Auf Youtube oder anderen Plattformen findet man viele Tipps und Tricks zu der richtigen Fahrtechnik. Am wichtigsten ist aber natürlich, den Spaß beizubehalten und nicht zu verbissen die Sache anzugehen“.