Schauspielerin Maria Bachmann über Heimat und ihre Kindheit in Unterfranken

Katharina Kraus

4. Juli 2019

Schauspielerin und Autorin Maria Bachmann. Foto: Toni Leypold
Portraet_MariaBachmann_Toni-Leypoldt

Schauspielerin und Autorin Maria Bachmann. Foto: Toni Leypold

Sie ist eine erfolgreiche Schauspielerin und einigen wahrscheinlich noch aus dem Werbespot „…dann klappt’s auch mit dem Nachbarn“ bestens bekannt. Außerdem spielte Maria Bachmann bereits in zahlreichen deutschen Fernsehserien und Filmen mit, darunter ‚Fack ju Göhte 2‘, ‚Tatort‘, ‚Wilsberg‘ oder ‚Der Bulle von Tölz‘. Was aber viele wahrscheinlich nicht wissen: Maria Bachmann ist gebürtige Unterfränkin, hat hier ihre Kindheit und Jugend verbracht und über diese Zeit einen autobiografischen Roman geschrieben. Im Interview verrät sie uns, was sie noch immer mit ihrer Heimat verbindet und warum ihr Buch den Titel „Du weißt ja gar nicht, wie gut du es hast“ trägt.

Erinnerungen an Unterfranken

Würzburg erleben (WE): Sie sind eine erfolgreiche Schauspielerin, Autorin und gebürtige Unterfränkin (geboren in Miltenberg, aufgewachsen in Bürgstadt): Was verbindet Sie heute noch mit Ihrer Heimat?

Maria Bachmann: Die Bodenständigkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen, Freunde und Familie und natürlich der gute Wein. Und: mein Wachstum, ohne das viele Erkenntnisse und auch mein neues Buch nicht entstanden wäre. Sogar als Schauspielerin profitiere ich davon. Ich bin dafür sehr dankbar.

WE: Wie haben Sie Ihre Kindheit und Jugendzeit in Franken erlebt? Denken Sie gerne daran zurück?

Maria Bachmann: Es gibt wunderschöne sowie ungute Erinnerungen. Beides gehört zu der Zeit damals und haben mich vieles erfahren lassen. Der Lebensrahmen war in den 60er Jahren enger gesteckt als heute. Es ist eine schöne Aufgabe, sich da raus zuarbeiten, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

Natur und Garten, der schöne Main, Disco-Party und wunderbare Jugendgottesdienste.

WE: Genau von dieser Zeit handelt Ihr autobiografischer Roman „Du weißt ja gar nicht, wie gut du es hast“. Was war der Grund, dieses Buch zu schreiben? Und wie kam es zu diesem Titel?

Maria Bachmann: Den Titelsatz kennen viele aus meiner Generation, auch Ältere und Jüngere kennen ihn noch. Wir haben glücklicherweise keinen Krieg erlebt und nicht all die Entbehrungen und Ängste der damaligen Zeit. Was damals nicht seelisch verarbeitet werden konnte, weil es die Möglichkeit nicht gab, wurde an uns Kinder weiter vererbt oder gegeben. Für uns ist das „normal“. Aber wenn man genau hinschaut, sind wir heute immer noch beeinflusst von den Leitsätzen von früher und das hemmt uns in unserer Lebenskraft und unserem Glücksempfinden.

Das Buch "Du weißt ja gar nicht, wie gut du es hast" von Maria Bachmann. Foto: Buchcover

Das Buch „Du weißt ja gar nicht, wie gut du es hast“ von Maria Bachmann. Foto: Buchcover

Ich finde, wir dürfen heute unser ganzes Potenzial leben und uns und unsere Vorfahren würdigen. Daher lohnt es sich, zu überprüfen, ob wir immer noch unbewußt von alten Regelungen gesteuert werden. Damals konnten die Eltern nichts tun, sie waren froh, dass sie überlebt haben. Heute können wir viel für unser seelisches Wohlergehen tun. Das ist die tolle Chance.

WE: Wie hat Sie Ihre Heimat persönlich und beruflich geprägt?

Maria Bachmann: Sie hat mich in alle Richtungen geprägt. Natur und Garten, der schöne Main, Disco-Party und wunderbare Jugendgottesdienste. Ich bin streng gläubig aufgewachsen und immer zur Beichte gegangen, bis ich gemerkt habe, dass ich Dinge beichte, die ich nie getan habe. Nur, um ein braver Sünder zu sein! Schuldgefühle und Scham waren meine Begleiter bis ich gelernt habe, mich selbst davon zu befreien. Es ist nie zu spät, das Lebensruder nochmal kräftig umzudrehen! Das beschreibe ich in meinem Buch.

Es macht mir unendliche Freude, Menschen dahin zu bringen, dass sie Sinn in ihren Aufgaben finden

WE: Sie wohnen in München, kommen Sie noch oft in die Heimat und was sind dort Ihre absoluten Lieblingsplätze? Gibt es vielleicht auch einen Lieblingsplatz in Würzburg?

Maria Bachmann: Ich bin immer wieder in meiner Heimat. In meinem Heimatort mag ich das Mainufer und die Waldspaziergänge. In Würzburg findet man mich immer auf der alten Mainbrücke beim Sekttrinken mit Freunden und in den Weinbergen.

„Heimat kann ich überall hin mitnehmen“

WE: Was bedeutet für Sie Heimat?

Maria Bachmann: Heimat ist da, wo Menschen sind, die einander wohl gesonnen sind und sich unterstützen, bei denen jeder so sein kann, wie er ist und man zusammen lachen kann. Heimat finde ich in erster Linie in mir selbst. Diese Heimat kann ich überall hin mitnehmen.

WE: Neben der Schauspielerei und der Arbeit als Autorin sind Sie auch Business Coach. Was hat Sie zu diesem Beruf/dieser Berufung bewogen?

Maria Bachmann: Es macht mir unendliche Freude, Menschen dahin zu bringen, dass sie Sinn in ihren Aufgaben finden, sie bewerkstelligen können und mit Begeisterung an die Sache ran gehen. Durch die Schauspielerei und meine unzähligen Fortbildungen und die eigene Reflexionsarbeit, kann ich viele Impulse geben, die immer eine gute Veränderung mit sich bringen. Dabei fließen auch Techniken und Ansätze aus der Schauspielerei mit ein.

WE: Sie haben sich mit der Schauspielerei einen lang gehegten Traum erfüllt. Was würden Sie allen raten, die ebenfalls einen großen Traum in sich tragen?

Maria Bachmann: Da habe ich ein Rezept. Hier die Zutaten:

  1. Such dir Verbündete, die an dich glauben und dich bestärken
  2. hab einen langen Atem
  3. sei offen auch für ungewöhnliche Gelegenheiten
  4. träume davon, dass der Traum schon erfüllt ist
  5. mach große und kleine Schritte in die Richtung
  6. verzeihe dir Fehler und lern dazu
  7. feiere dich, auch, wenn es Rückschläge gibt
  8. bleib flexibel und lache auch mal über dich selbst
  9. werde zum Teamplayer
  10. klopf dir für jeden Fortschritt auf die Schulter

Lesung und Vernissage in Würzburg

Wer Maria Bachmann live erleben und Einblicke in ihren Roman bekommen möchte, sollte sich die Lesung mit Vernissage am Samstag, 6. Juli, im Kunsthaus Michel in der Semmelstraße nicht entgehen lassen. Neben dem Erleben einer berührenden Zeitreise in das Unterfranken der 60er Jahre kann man zudem eigene Bilder von Maria Bachmann aus Münchner Atelierstunden und ganz besondere Würzburger Stadtansichten (und andere) von Malerin Sabine Roidl sehen. Einlass 18 Uhr, Beginn 19 Uhr, Eintritt 10 Euro.

Banner2
Topmobile2