Wie das Familienunternehmen „Zapfbräu“ die Coronakrise bewältigt
Wuerzburgerleben
18. Mai 2020

Yvonne Mennig & Andreas Herr vor dem Biergarten der Brauerei. Foto: Andreas Herr.
Der Mikrobiologe Andy und seine Frau Yvonne sind nicht nur Eltern eines kleinen Jungen, sondern auch Brauereibesitzer. Gemeinsam führen sie das Familienunternehmen „Zapf“ in Uettingen in der fünften Generation und gehen dabei stets mit der Zeit. Die alten Traditionen werden dabei nicht vernachlässigt, sondern modernisiert. Das Wirtshaus der Brauerei wird dadurch zu einem Ort, an dem sich ältere und jüngere Generationen gerne gemeinsam versammeln.
Durch die aktuelle Coronakrise werden auch sie vor Probleme und Herausforderungen gestellt. Gleichzeitig bringen diese die Solidarität und Loyalität ihrer Kunden deutlich zum Vorschein. Wie die Beiden deswegen aus Biertrinken einen guten Zweck schaffen, verrät Andy im Interview.
Alte Traditionen und neue Möglichkeiten
Würzburg erleben (WE): Hallo Andy, erzähl mal etwas über dich und das Arbeiten im Familienunternehmen.
Ich bin promovierter Mikrobiologe. Meine Frau, Yvonne Mennig und ich, Andreas Herr, haben die Alte Brauerei „Zapf“ 2017 von ihrer Mutter Hannelore Mennig übernommen. Der Zusammenhalt der ganzen Familie ist das Wichtigste in so einem Unternehmen. Wir haben einen kleinen Sohn, der zwei Jahre alt ist.
WE: Was ist die Geschichte der Alten Brauerei und wie lange besteht sie schon?
Die Alte Brauerei wird seit 1883 und somit inzwischen in der fünften Generation familiengeführt. Yvonnes Ur-Urgroßvater Wilhelm Gottlieb Zapf kaufte vor 137 Jahren die Gaststätte mit angeschlossener Brauerei und braute bis 1918 Bier in Uettingen. Die Übernahme des Betriebes durch seinen Sohn Andreas Zapf in den 1920er Jahren, sowie dessen unerwartet früher Unfalltod bedeutete das Ende des Brauereihandwerks in Uettingen. Seitdem wurde allein die Gaststätte weitergeführt und im Laufe der Zeit um ein Gästehaus, eine Metzgerei und seit 2018 um eine neue Brauerei erweitert. Dabei musste die Metzgerei 2017 wieder aufgegeben werden.

Andreas Herr mit einem Faß und einer Flasche Zapfbräu. Foto: Andreas Herr.
WE: Gibt es nach fünf Generationen noch Traditionen, die damals wie heute bestehen?
Das Brauhandwerk haben wir nach 100 Jahren „Verschnaufpause“ wieder aufgenommen. Die Zeiten haben sich allerdings so stark gewandelt, dass vieles nicht mehr so ist wie früher. Man muss in vielen Dingen mit der Zeit gehen und jede Generation muss mit den Aufgaben der jeweiligen Zeit zurechtkommen.
WE: Was hat sich seit 1883 verändert?
Natürlich hat sich in 137 Jahren viel verändert. Angefangen von den örtlichen Gegebenheiten über die Arbeitsweisen und Arbeitsauflagen bis hin zur Wirtshauskultur an sich. Durch die vielen Generationen leben wir diese Kultur auch in der heutigen schnelllebigen Zeit. Eins unserer Mottos ist: „Wir leben Tradition“. Die Gäste schätzen unser Wirtshaus auch für das alte Flair und die Geselligkeit. Da kann es schon mal vorkommen, dass unsere Musikanten am Stammtisch spontan ein Liedchen anstimmen. Ein Klavier steht immer in unserem Gastraum.
Nicht zu vergessen, die komplett anderen technischen Möglichkeiten. Da sind online Reservierungen für Tische oder Zimmer, eine Homepage und Bestellen des Essens zum Abholen per WhatsApp nur einige Beispiele. Auch Bier wird heute nicht mehr so gebraut wie das damals der Fall war. Allein das hohe Brauhaus (damals wurde von oben nach unten gebraut, um die Schwerkraft auszunutzen, da es keine Pumpen gab) und unser altes Kühlschiff, dort wurde das Bier gekühlt bevor die Hefen dazugegeben wurden, in unserem Biergarten zeugen noch von der alten Art Bier zu brauen. Heute ist das durch Pumpen und technische Anlagen anders. Trotzdem steckt noch sehr viel händische Arbeit in unserem Bier und es wird naturbelassen und nicht gefiltert ausgeschenkt.
Krisenbewältigung und Wohltätigkeit
WE: Vor welche Probleme stellt euch die aktuelle Krisensituation und wie meistert ihr sie?
Die Corona-Krise hat auch uns dazu gezwungen, ein reines Abholgeschäft zu etablieren. Wie in jedem gastronomischen Betrieb bringt das jedoch nicht unerhebliche finanzielle Einbußen mit sich, während die Kosten weiterlaufen. Bis zur Wiederaufnahme des regulären Betriebs arbeiten wir deshalb mit einer kleineren Mannschaft und verkaufen unser selbstgebrautes Bier „to go“. Die von der Politik bereits angekündigte Möglichkeit zur Wiederöffnung der Gaststätten freut uns einerseits. Andererseits stellt sie uns vor sehr schwierige organisatorische Aufgaben, an denen wir gerade arbeiten.
WE: Was steckt hinter der Aktion „#ZAPFspendet“?
Bei der Aktion geht es darum, über unseren Bierabsatz eine Fördersumme für wohltätige Organisationen zu generieren. Zehn Cent pro verkauftem Liter Zapfbräu fließen deshalb zunächst einmal in ein Projekt, das ich bereits seit vielen Jahren privat kenne und unterstütze. Unter dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ ermöglicht #SchenkeeineZiege Familien in Uganda, sich ein selbstständiges Leben aufzubauen.

Fässer & Flaschen Zapfbräu. Foto: Andreas Herr.
WE: Wie kam die Idee auf?
Gerade in der jetzigen Situation zeigen sich die Menschen verstärkt von ihrer solidarischen Seite. Wir erfahren das auch bei uns, indem die Leute unser Essen und Bier nach Hause holen. Als Dank für die Solidarität die uns entgegengebracht wird und als Zeichen unserer Solidarität gegenüber Menschen, die nicht zuletzt wegen Corona leiden, haben wir die Aktion #ZAPFspendet ins Leben gerufen.

Plakat der Spendenaktion. Foto: Andreas Herr.
WE: Sind neben „#ZAPFspendet“ noch weitere Aktionen geplant?
Unter dem Motto möchten wir nicht nur Menschen im Ausland, sondern auch lokale Projekte unterstützen. Eine Möglichkeit wäre beispielsweise die Würzburger Kindertafel. Auch das Eden Reforestation Project wollen wir längerfristig unterstützen, das sich für Klima und Umwelt einsetzt.
Und nach der Krise?
WE: Wie wird es zukünftig nach der Krise für das Brauhaus und euch weitergehen?
Nach der Krise machen wir weiter wie vor der Krise. Wir werden uns langsam an unsere alten Öffnungszeiten im Wirtshaus herantasten. Im Moment stehen uns noch die Auflagen im Wege, die einen normalen Betrieb unmöglich machen. Die Brauerei wird weiterhin für das Wirtshaus produzieren, wobei wir die Flaschenabfüllung natürlich beibehalten werden. Auch das Gästehaus mit seinen neun Zimmern wird wieder normal geöffnet werden.