Millionenschaden: Imageverlust wegen Schwarzarbeit am Bau?
Wuerzburgerleben
5. August 2020

Beamte der Zolleinheit Finanzkontrolle Schwarzarbeit werden auf Baustellen oft fündig: Das Hauptzollamt Schweinfurt hat nun einen Schaden in Höhe von 3,7 Millionen Euro ermittelt. Die IG BAU fordert ein noch strengeres Vorgehen gegen Lohnbetrug und illegale Beschäftigung.
Wenn billig am Ende teuer wird: Schwarzarbeit, illegale Beschäftigung und Lohn-Prellerei in der Baubranche haben in der Region einen Millionenschaden verursacht. Das teilt die Gewerkschaft IG BAU (Bauen, Agrar, Umwelt) mit und beruft sich auf eine aktuelle Auswertung des Bundesfinanzministeriums. Danach kontrollierten Beamte des Hauptzollamtes Schweinfurt im vergangenen Jahr insgesamt 290 Baufirmen in der Region und leiteten 402 Ermittlungsverfahren ein.
Steuerschaden in Millionenhöhe
Laut Kontrollbilanz des Schweinfurter Zolls für 2019 entgingen dem Staat und den Sozialkassen wegen illegaler Praktiken in der Branche 3,7 Millionen Euro. IG BAU-Bezirkschef Michael Groha spricht von einem „erschreckenden Ausmaß krimineller Energie“. Hier stehe das Image einer ganzen Branche auf dem Spiel. „Sauber wirtschaftende Firmen dürfen nicht wegschauen, wenn sich Konkurrenten nicht an die Regeln halten. Gerade die Coronakrise hat ja gezeigt, wie wichtig die Bauwirtschaft als Stütze der Konjunktur auch in der Region ist“, so die IG BAU Mainfranken. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stiegen die Bau-Umsätze in den ersten fünf Monaten des Jahres trotz Pandemie um rund sieben Prozent.
Faire Arbeitsbedingungen als Lösung
„Das beste Mittel gegen unerlaubte Geschäfte am Bau ist ein fairer Wettbewerb zu fairen Löhnen und Arbeitsbedingungen. Dazu muss sich die ganze Branche bekennen, wenn sie ihren Ruf nicht verspielen will“, so der Gewerkschafter. Die Arbeitgeber hätten in der laufenden Tarifrunde die Chance, die Bauberufe für Fach- und Nachwuchskräfte attraktiver zu machen.
Personalaufstockung gefordert
Entscheidend sei aber auch, dass der Zoll schwarze Schafe noch stärker in den Blick nehme. „Es kommt nicht nur auf die Zahl der Kontrollen an, sondern auch auf die Qualität. Hier braucht die Finanzkontrolle Schwarzarbeit mehr Personal“, so Groha. Laut Finanzministerium waren beim Hauptzollamt Schweinfurt zu Jahresbeginn lediglich 172 Planstellen besetzt. Die Zollstatistik geht auf eine parlamentarische Anfrage der Bundestagsabgeordneten Beate Müller-Gemmeke (Bündnis 90/Die Grünen) zurück. Die Arbeitsmarktpolitikerin stellt gegenüber der IG BAU fest: „Schwarzarbeit und Lohnbetrug sind keine Kavaliersdelikte. Der Zoll muss gestärkt werden, um flächendeckend kontrollieren und wirksam gegen illegale Machenschaften vorgehen zu können – gerade auf dem Bau.“
Artikel beruht auf einer Pressemitteilung der Industriegewerkschaft Bauen, Agrar und Umwelt.