„Alhambra“: Würzburgs ehemals beliebtes Café-Restaurant

Wuerzburgerleben

28. Oktober 2020

Außenansicht des Cafe-Restaurants Alhambra. Archiv: Willi Dürrnagel.
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Außenansicht des Cafe-Restaurants Alhambra. Archiv: Willi Dürrnagel.

Früher eine Sehenswürdigkeit Würzburgs – heute leider nicht mehr vorhanden: „Alhambra“ war ein Cafe-Restaurant im Herzen Würzburgs. Es befand sich im Neubau der J.M. Richterschen Buchdruckerei gegenüber der Franziskanerkirche – an der Nordseite des Franziskanerplatzes. Das beliebte Restaurant war unter anderem auch das Stammlokal der Würzburger Kickers – aber auch bekannte Politiker hielten ihre Reden im Alhambra. Bis zum Jahr 1945: Dann wurde des leider durch den Bombenangriff zerstört.

Wieso „Alhambra“?

Der Name „Alhambra“ war kein gewöhnlicher Name für ein fränkisches Restaurant. Doch woher kam er dann? Einige, die schon einmal in Spanien – vor allem Granada – Urlaub gemacht haben, werden vielleicht schon von ihr gehört haben – von der bedeutenden Stadtburg auf dem Sabikah-Hügel von Granada. Sie gilt als eine der bedeutendsten Beispiele des maurischen Stils der islamischen Kunst. Außerdem ist sie eine der meistbesuchten Touristenattraktionen Europas – seit 1984 sogar Weltkulturerbe. Nach ihr wurde das Würzburger Cafe-Restaurant benannt.

Außergewöhnlicher Stil

Daran angelehnt war auch der Stil des Restaurants: Im „Maurischen Saal“, dem Café, gab es einen Brunnen, der an jenen im Löwenhof der richtigen Alhambra angelehnt war. „Immerhin spendete das „Brünnle“ sommers Kühle, was den wohlgeschnürten Damen mit den knöchellangen Röcken und den Herren in Rock und Weste angenehm war. Durch geschickt platzierte Spiegel wurden die Räume geweitet“, schrieb einmal Werner Dettelbacher.

Maurischer Saal mit Brunnen im Alhambra. Archiv: Willi Dürrnagel.

Maurischer Saal mit Brunnen im Alhambra. Archiv: Willi Dürrnagel.

Zeitung & Billard

Besonders beliebt war das Alhambra für die Zeitungsleser. Diese konnten bequem auf den Plüschsofas Platz nehmen und ihre „Frankfurter Zeitung“, den „Vossischen“ und die Lokalzeitungen verschlingen. Währendessen musste die übrige Kundschaft auf den Holzstühlen Platz nehmen.

Ein weiterer Raum war für Billardspieler reserviert. Dort gab es drei Tische, die für das Klicken der Kugeln verantwortlich waren. Wenn diese einmal nur leise zu hören waren, lag das vermutlich an dem Geplauder der Damen in dem Café, die währenddessen ihre Torten und Schnitten verzehrten. Zudem existierte ein Lesesaal mit über einhundert Tageszeitungen und Zeitschriften. Das Speiserestaurant war außerdem im romanischen Stil eingerichtet.

Billiardtische im Alhambra. Archiv: Willi Dürrnagel.

Billiardtische im Alhambra. Archiv: Willi Dürrnagel.

Abends wechselte die Kundschaft: Unter anderem kamen hier alte Herren der Studentenverbindungen zusammen. Außerdem besaßen auch die „Unitas“, der Ruderverein von 1875 und der 1. FC Kickers ihren Stammtisch einmal die Woche dort. In den Sälen darüber konnte das Tanzen gelernt werden.

Politische Versammlungen

Am 26. Oktober 1912 versammelte sich der „Bayerische Verein für Frauenstimmrecht“ in Alhambra, bei der Dr. Anita Augspurg aus München und Eleonora Tyson aus London ihre Reden hielten. So war das Café-Restaurant auch für politische Veranstaltungen beliebt.

Im September 1918 war auch Dr. Robert Piloty, Professor für Staatsrecht Kunde des Alhambras. Dort forderte er in einer öffentlichen Versammlung die Abdankung des Kaisers und die sofortige Beendigung des Krieges. Der Landtagsabgeordnete Fritz Endres forderte zudem am 2. November 1918 in einer Versammlung der SDP die Abschaffung der Monarchie und die Errichtung einer Republik – auch im Würzburger Café-Restaurant. Diese wurde dann auch fünf Tage später auf der Münchner Theresienwiese ausgerufen.

Zerstörung des Cafés

Jedoch nahm die Beliebtheit des Cafés mit der Zeit ab. Grund hierfür war die Konkurrenz modernerer Cafés in der Region. Die jungen Billardspieler mussten außerdem zur Wehrmacht und Alhambra verlor mehr und mehr Kunden. Nach einer gewissen Zeit wurde das Restaurant modernisiert und die maurische Inneneinrichtung entfernt.

Ehemaliger Standort von Alhambra im Jahr 2020. Foto: Diana Hisamudin.

Ehemaliger Standort von Alhambra im Jahr 2020. Foto: Diana Hisamudin.

Heute ist davon nichts mehr zu sehen: Leider fiel das Café der Bombardierung 1945 zu Opfer. Auch noch nach dem 2. Weltkrieg standen dort lange die Ruinen des Cafés. Später wurde an der ursprünglichen Stelle des Cafés das Restaurant „Ägäische Inseln“ errichtet. Heute findet man am Franziskanerplatz 3 nur noch ein Wohnhaus vor, nebenan kann bei „Babetts Weinstuben“ gespeist werden.

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