Strompreis in Schweinfurt sehr teuer, in Würzburg total günstig – woran liegt das?

Manuel Scholze

28. September 2022

Steigende Energiepreise

Würzburg gehört derzeit zu den günstigsten Stromversorgern Deutschlands. Woran liegt das? Foto: Daniel Peter

Ein satter grüner Fleck ist Würzburg, umgeben von teils dunkelrot eingefärbten Nachbarn. So stellt sich unsere Stadt auf dem Strom-Atlas des Vergleichsportals „StromAuskunft“ Ende September 2022 dar. Während andernorts die Strompreise in die Höhe schnellen, scheint in Würzburg eben noch alles im grünen Bereich. So zumindest die Momentaufnahme.

In harten Fakten ausgedrückt zeigt das Vergleichsportal, was tagesaktuell 3.500 Kilowattstunden Strom pro Jahr beim regionalen Grundversorger, also den Stadtwerken, kosten. Die Menge entspricht etwa dem durchschnittlichen Verbrauch einer kleinen Familie in einem Einfamilienhaus. Während Schweinfurt derzeit zu den fünf teuersten Stromstädten Deutschlands mit Kosten von 2.248 Euro für 3.500 Kilowattstunden zählt, kostet die gleiche Menge Strom in Würzburg nur 1.057 Euro. Das macht Würzburg auf der Deutschlandkarte zu einem der günstigsten Stromanbieter. Wie kann das sein bei zwei so nahe nebeneinander liegenden Nachbarstädten in der Region Unterfranken?

Netzentgelte für Strom sind nur bedingt verantwortlich

Florian Doktorczyk ist Abteilungsleiter Vertrieb bei den Stadtwerken in Würzburg und betont, dass die Netzentgelte für Verbraucherinnen und Verbraucher in Städten wie Würzburg und Schweinfurt zwar unterschiedlich ausfallen, „sie sind aber nicht maßgeblich für die Differenz, die wir auf der Karte sehen.“ Netzentgelte ist der Preis, den jeder Stromkunde an seinen Netzbetreiber zahlen muss, um das Stromnetz zu nutzen. So wie man eben für die Post eine Briefmarke kaufen muss, um eine Postkarte entfernungsunabhängig zu versenden.

Der Strom-Atlas Deutschlands. Würzburg und der Landkreis sind dunkelgrün gefärbt (Landkreis hier gelb, weil mit der Maus angewählt). Foto: Screenshot stromauskunft.de

Hauptgrund: Würzburg hält aktuell noch an alten Preisen fest, Schweinfurt hat bereits angepasst

Der hohe Unterschied der Tarife liege vor allem daran, dass die Stadtwerke in Schweinfurt wohl eine Strom-Preisanpassung im August hinter sich hatten. Schweinfurt hat im Sommer auf die Energiekrise reagiert und gibt Mehrkosten bereits an Kunden weiter, während die Stadtwerke in Würzburg noch Preisstabilität gewährleisten können. „Wir haben die Strommengen für das Jahr 2022 eingekauft, müssen aber auch in Kürze eine Preisanpassung in den Markt geben“, bedauert Doktorczyk.  Man werde voraussichtlich die etwa 66 Cent, die eine Kilowattstunde in Schweinfurt gerade kostet, nicht erreichen, teurer wird es aber auch hier.

In Schweinfurt beträfe der hohe Strompreis – der derzeit wirklich einer der Spitzenwerte Deutschlands darstellt – allerdings nur Neukunden in der Grundversorgung, betont Anja Binder von den Schweinfurter Stadtwerken. Das beträfe einen einstelligen Prozentsatz, für Bestandskunden könne derzeit weiterhin ein Tarif von 30,06 Cent pro Kilowattstunde gehalten werden, der somit mit Würzburg gut vergleichbar ist.

Warum wechseln nicht viele Stromkunden nach Würzburg, wo es doch gerade noch günstig ist?

Dass Kunden von unterschiedlichsten Lieferanten trotzdem gerne nach Würzburg wechseln wollen, das würde die Würzburger Verkehrs- und Versorgungs GmbH (WVV) bereits „durch ein verstärktes Telefonaufkommen im Kundenzentrum“ merken. Das entstehe aus anstehenden Preisanpassungen anderer Energielieferanten – beispielsweise die der Stadtwerke Schweinfurt. „Die meisten Versorger kaufen bis zum Jahresende Energie ein und geben dann spätestens für das nächste Jahr entsprechende Kostenveränderungen weiter. Die aktuelle Marktsituation ist durch die hohen Tages- und Stundenpreise verrückt. Wir versuchen aber, den Preis so lange wie möglich konstant und niedrig zu halten. Weil das alle Menschen in Würzburg belastet, es sind Kosten, die tatsächlich da sind“, bewertet der Experte der Stadtwerke Würzburg die Lage.

Bei vielen Energielieferanten herrscht aber generell ein Wechselstopp. „Der reine Wechselmarkt, der über Vergleichsportale wie Verifox stattfindet, den gibt es gerade nicht“, so Doktorczyk. Das zeigt auch das günstigste Vergleichsangebot auf dem Strom-Atlas, das für Würzburg und Schweinfurt gleichermaßen der Energieanbieter „eins“ ist. Beim betreffenden sächsischen Unternehmen wird mit etwa 1.500 Euro für 3.500 Kilowattstunden geworben, der auf seiner Website jedoch schreibt, dass aufgrund der derzeitigen Situation kein Angebot gemacht werden könne.

Würzburgerinnen und Würzburger fallen in Zuständigkeit der WVV

Bei der WVV erwartet man von diesen Meldungen noch sehr viel mehr. „Wir glauben, dass viele Kunden überregionaler Anbieter bald gekündigt werden, da diese die Tarife nicht halten können. Diese fallen dann automatisch in den Bereich der Grund- und Ersatzversorger.“ Ohne Strom steht also bei gekündigten Tarifen keiner da – nur wird es für Neukunden eben erheblich teurer als für bestehende Kunden, da für sie neuer Strom zugekauft werden muss. Und der ist an den Märkten derzeit sehr viel kostspieliger als die Menge, die die WVV für das bestehende Jahr bereits für bestehende Kunden eingeplant hat.

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