Nach Wiedereröffnung im März: Hype um Würzburger Clubs gebrochen?
Manuel Scholze
20. Oktober 2022

Feiern in Würzburg - werde jetzt dein eigener DJ. Foto: Ulises Ruiz
„Es ging mit einem Paukenschlag los, das war richtig geil. Aber wir kamen relativ schnell auf den Boden der Tatsachen.“ So formuliert es Clubbetreiber Marius Mensch vom Labyrinth in Würzburg. Der Paukenschlag, das war der März 2022, als nach zwei Jahren – mit kurzer einmonatiger Unterbrechung – das Nachtleben wieder gesetzlich erlaubt in all seinen Facetten zurückkehren konnte. An dem Angebot hat sich nichts geändert, sämtliche Clubs in Würzburg sind geöffnet, mit dem damaligen Hype ist es aber vorbei, wenn man einigen Clubverantwortlichen glaubt, die mit dieser Redaktion gesprochen haben.
Diese „Anfangseuphorie“ gibt es „once in a lifetime“
„Diese Anfangseuphorie ist nicht mehr da. Das war aber klar“, bewertet Nik Zimmermann, der Geschäftsführer des Boots, die Situation. Viele Gäste wären in den letzten Monaten dabei gewesen, die während Corona volljährig geworden seien und die dann „endlich mal weggehen wollten und sondiert haben, wo man gerne hingehe und wie es generell gefällt“. Auch Tilmann Horsinka vom Kurt & Komisch schlägt in diese Kerbe: „Dieser Coronabonus, das war primär der letzte Oktober oder eben der März, der ist gebrochen. Das kann man aber nicht mit einem normalen Clubbetrieb vergleichen – das ist ‚once in a lifetime‘“. Jammern will keiner derjenigen, die auf einen subjektiv und wohl auch real schwachen Feiermonat September blicken. So heißt es vonseiten des Mannygreens: „Was wir mitbekommen ist, dass generell weniger los ist als vor Corona. Wir vermuten aber, dass es weniger an Corona liegt, sondern eher an dem, dass mehr mit dem Geld gehaushaltet wird.“
Vom Sommerloch ins Herbst-Coronaloch?
Marius Mensch könnte sich vorstellen, dass man vom Sommerloch in ein Herbst-Coronaloch fallen könnte, weil vielleicht einige „Angst haben, aufgrund der steigenden Preise ihre Kohle auszugeben.“ Die nun zurückkehrenden Studierenden heitern das Bild aber auf. „Die Erstipartys waren sehr gut“, außerdem irre man sich erfahrungsgemäß mit einem starken Clubmonat Oktober gerne mal, weil die erste Hälfte des Oktobers noch dem schwächeren Sommer zugerechnet werden könne.
Einen ähnlichen Langzeitvergleich mit Erfahrungswerten wagt das Kurt & Komisch: „Wir nehmen unsere Sieben- oder Achtjahreswerte her. Da bewegt sich alles in dem Rahmen, wie es immer war. Wir haben im September durchaus weniger Leute, das liegt bei uns daran, dass wir aus der Sommerpause zurückkommen. Und dass viele neue Studierende noch nicht angekommen oder zumindest nicht im Nachtleben angekommen sind“, sagt Horsinka. Das sei also nicht „das absurde Ding“ im Moment. Trotzdem: „Einfach anschließen an die vorherige Zeit ist nicht“, so lässt es eine Verantwortliche des Mannygreens verlauten.
Würzburger Nachtleben zurück im Regelbetrieb, doch einiges hat sich verändert
Die Besucher-Welle nach dem Neustart der Clubkultur im Frühjahr ist mit dem heraufziehenden Herbst gebrochen, das Würzburger Nachtleben damit im Regelbetrieb angekommen. An soliden Partys ändere aber auch die schlechte wirtschaftliche Prognose nichts, stellt Nik Zimmermann auf dem Boot fest: „Da müssen vielleicht die Eltern mal finanziell helfen, die Jungen beschäftigt das alles aber nicht so sehr, die gehen dennoch feiern und feiern negative Nachrichten auch mal weg.“ Dass trotz internationaler wirtschaftlicher Krisenlage der Fluchtort Nachtleben auch einer bleibt, dazu verzeichnet das Mannygreen in der Zellerau einen Trend: „Die Leute überlegen sich mehr als je zuvor, wo sie wann hingehen. Da muss man schon mehr leisten. Mottopartys, Pyrotechnik oder eben Kleinigkeiten bieten, die es woanders nicht gibt. Es ist schwer, sich da als Laden unvergleichbar zu machen in Würzburg – aber das ist nun mal die Herausforderung der aktuellen Zeit.“
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