Würzburger baut Capitol Music Palace aus Lego nach

Manuel Scholze

2. Dezember 2022

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Blick über die Empore ins Capitol vor dem Jahr 2004, als dort noch Hardtrance aufgelegt wurde. Später änderten sich musikalisches und bauliches Konzept der einstigen Großraumdisko in Dettelbach. Foto: Christian Nees

Da stehen sie, dicht an dicht, achselfrei, mit kunterbunten Westen und toupierten Haaren, andere mit Glatze, allesamt feiernd, gelbe Haut. Sie lauschen treibendem Hardtrance, bewegen können sie sich nicht. Schließlich sind sie alle aus Plastik. Geboren, um regungslos zu bleiben, zu einem Stillleben als bloße Erinnerung verdammt. Die kleinen Legofrauen, -männer und -diverse sind Teil eines Projekts von Christian Nees geworden. Er hat den alten „Capitol Music Palace“ aus Dettelbach nachgebaut, mit einer Vielzahl kleiner Legosteinchen und anderem Lego-Zubehör. Und da schaut er auf die Vergangenheit, in der „die Nächte nicht lange genug sein konnten“ und das Capitol für viele ein Zufluchtsort aus dem Alltag gewesen war.

Da sitzt Christian Nees also, baut auf einer Vielzahl von Legoplatten, seit Generationen Grundstein von Legogebäuden, sein Capitol wieder auf. Natürlich das „vor 2004, als dort noch Trance, Hardtrance und manchmal zu späterer Stunde auch Hardtechno aufgelegt wurde.“ Auf der Bühne hinter den damals roten Tanzkäfigen war „das Stammvolk“ anzutreffen. Unten spielte der oder die DJ, der Club leuchtete in schwarz, silber, dunkelrot und dunkelblau. „Das waren damals die Farben und das Capi war das dazu passende Lebensgefühl“, beschreibt Christian Nees das, was war. Und das was er aus Lego wieder erbaut hat. Manche der Lego-Männchen würden sogar damaligen Akteuren des Nachtlebens ähneln.

Manche der Figuren erinnern den Erbauer an Menschen von früher. Foto: Christian Nees

Bauplan für das Capitol Music Palace von 2000 entstand aus Erinnerungen und „baulicher Fantasie“

Es gebe bis heute kaum Fotos aus dieser Zeit, er baute das ursprüngliche Capitol lediglich aus seinen Erinnerungen nach; Fotos der heutigen Ruine halfen, vergessenes wieder aus dem Nebel der zurückliegenden Nächte hervorzuholen.

„Ich hatte das alles erst viel größer vor, auf viel mehr Legoplatten. Das hätte ich aber nie fertigbekommen.“ Das Projekt verstaubte jahrelang, er wollte es abreißen. Doch vor wenigen Wochen kam dann die Entscheidung, es doch nochmal in kleinerem Maßstab, realisieren zu wollen. Drei bis vier Wochen war der heute 40-Jährige mit dem Aufbau beschäftigt, mal hier ein bisschen, mal da ein paar Stunden, bis es fertig war. Ein wenig „bauliche Fantasie“ stecke mit drin, da die Lego-Steinchen nicht alles erlauben würden. „Wer das Capitol aus den frühen 2000ern kennt, wird es aber zuordnen können“, ist sich der Legobauer sicher.

Das Projekt in Bildern: Fotoserie vom Legobau des Capitol Music Palace

Capitol gehört heute einer Spedition

In Lego ist der Club, der heute einer Spedition gehört, nun verewigt. Zumindest die Phase des Capitols, als „man oft von Wochenende zu Wochenende gelebt hat.“ Viele seiner Feierbegleiter aus dieser Zeit und er seien dann durch mehrere Umbauten und einen Wechsel des Konzepts vertrieben worden. Aus dem damaligen „Club 1“ wurde der „Playa“, eine Strandlandschaft mit „Hüttengaudi-Aspekten“.

„Ich wollte mir die wirklich tolle Zeit von 1999 bis 2003 im Miniaturformat zurückholen“

Für Christian Nees war das die Zeit, sich nach neuen Feieralternativen umzusehen. Daher entschied er sich auch, die erste Version des Capitols zu bauen, „der frühere Standort von DJ und LJ, genauso wie eine der unteren Bars wurden beim Projekt beachtet“, sagt der Würzburger. So sah es eben vor genau 20 Jahren aus, „sicher nicht 1:1, aber eben doch ungefähr. Ich wollte mir die wirklich tolle Zeit von 1999 bis 2003 im Miniaturformat zurückholen. Denn diese Jahre hätten besser nicht sein können.“

Klein aber oho: So sah der Capitol Music Palace vor 2004 aus. Foto: Christian Nees

Der frühere Capitol Resident-DJ Lemond Pascal. Foto: Christian Nees

Schwarz, silber, rot und blau waren damals die Farben des Capitols. Foto: Christian Nees

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