Würzburg vor 600 Millionen Jahren – eine Zeitreise durch die Jahrmillionen

Manuel Scholze

3. Januar 2023

600 Mio – aufmacher

Würzburg nicht am Main, sondern ganz ursprünglich vor 600 Millionen Jahren standordtechnisch im Meer versunken. Foto: Screenshot www.dinosaurpictures.org

Nicht am Mee, dafür tief im Meer versunken, einige hunderte Kilometer vor der Küste des Urkontinents Pangäa. So hätte es in Würzburg vor 600 Millionen Jahren ausgesehen, wenn die Katholiken damals bereits existiert und im Dom die Hände gefaltet hätten. Ein Atlantis mit eigenem Käppele, ein Marienberg unweit klaffender Riffe. Erstes Leben gab es damals schon, kleine Zellhaufen, nicht ganz so hoch gestapelt wie der Meebrunser auf zwei Beinen. Musste es aber auch noch gar nicht, denn große Fressfeinde waren noch nicht entwickelt und das rudimentäre Leben blubberte im großen Ozean vor sich hin, noch ganz unwissend, dass an genau dieser Stelle erster Zellteilung einmal eine wunderschöne Festung entstehen wird, gebaut von sprechenden und denkenden Organismen.

Die damaligen Herrscher des Meeres: Kieferlose Fische mit runden Mäulern

100 Millionen Jahre später, also vor einer halben Milliarde Jahren, hat sich bereits etwas getan. Der große Kontinent ist dem späteren Würzburger Standort nähergerückt, erste Wirbeltiere bevölkern das Land, kieferlose Fische mit runden Mäulern schwimmen im Bereich des späteren Würzburgs. Von diesen Fischen sind heute nur noch Neunaugen oder Schleimaale übrig, doch damals, zur kambrischen Explosion des Lebens, waren sie die Herrscher.

Vor 400 Millionen Jahren ist Pangäa dann Geschichte. Würzburg driftete zu dieser Zeit wieder weiter weg von seiner späteren Landmasse. Die Aufteilung des Urkontinents lässt beispielsweise Italien komplett unter Wasser verschwinden. Inseln gibt es im späteren Frankreich und Spanien und in Osteuropa, Würzburg liegt weiterhin in den Tiefen des Meeres, bereit für seinen Umzug auf sichere Lande.

Vor 300 Millionen Jahren gab es endlich mehr Sauerstoff in der Atmosphäre

Im späteren karbonischen Zeitalter, vor 300 Millionen Jahren, ist der Sprung an Land geschafft. Zu dieser Zeit lernten Pflanzen, Wurzeln zu bilden und somit größer zu wachsen. Ermöglicht wurde das auch durch den atmosphärischen Sauerstoff, der im Karbon großzügiger verfügbar war. Reptilien und auch gigantische Insekten wanderten durch die Mainfranken-Metropole, auch wenn an den Main hier noch gar nicht zu denken war. Vielmehr befand sich ein Gebirge zu der Zeit an dem Standort, aus dem Würzburg werden sollte.

Im Trias vor 200 Millionen Jahren trampelten dann Dinosaurier über die Ebenen um Würzburg. Die künftige Domstadt war grünes Land, das Gebirge wanderte mit der kontinentalen Verschiebung weiter. Hier gab es Nährboden für pflanzen- und fleischfressende Saurier, die sich statt eines Schoppens lieber etwas von der heimischen Fauna und Flora gönnten. Auch wenn die Trias als ein dunkles Zeitalter in die Geschichte eingehen sollte. Vulkanausbrüche brachten ein Massenaussterben, rund 76 Prozent des Lebens an Land und im Wasser verschwanden wieder von der Erde. Frühe Funde in der Umgebung bestätigen laut der Expertenwebsite www.dinosaurpictures.org, dass es hier Flugsaurier oder auch den langhalsigen Thecodontosaurus gab, der zu Deutsch Wurzelzahnechse heißt.

Vor 100 Millionen Jahren lag Würzburg auf einer Insel am Meer

Vor etwa 100 Millionen Jahre durfte dann der Traum vieler Würzburgerinnen und Würzburg wahr geworden sein. Würzburg liegt damals ganz nah am Meer. Viele Teile des späteren Europas waren noch unter Wasser, doch Skandinavien konnte in seinen Umrissen bereits deutlich erkannt werden. Man hätte lediglich mit dem Schiff fahren müssen, da der Standort Würzburgs auf einer großen Insel zu dieser Zeit lag.

Ein letzter Sprung, nochmals 50 Millionen Jahre nach vorn: Zu dieser Zeit war schon der Stiefel Italiens zu erkennen, Spanien sah größtenteils aus wie heute, Frankreich lag im Westen noch unter Wasser und der komplette Norden Deutschlands war noch ein Meer. Das änderte sich im Laufe der nächsten 30 Millionen Jahre, in denen sich Afrika und Europa als Kontinente langsam an ihre heutige Form kämpften. Damals schafften es die Säugetiere, sich zu einer erfolgreichen Art zu entwickeln, Primaten kreischten in den Bäumen. Die Erde kühlte immer weiter ab, Pflanzen, die ihr Laub im Herbst abwerfen, waren auf dem Vormarsch.

Wer diesen Artikel heute lesen kann, der gehört zu einer Spezies, die nur einen Wimpernschlag der Erdgeschichte ausmacht. Erst vor 2,4 Millionen Jahren gab es sie, die ersten Menschen. Würzburgerinnen und Würzburger waren das noch nicht, sondern Afrikanerinnen und Afrikaner, sehr viel weiter südlich geboren, verbunden durch kontinentale Landbrücken mit Europa. Die Bevölkerung der Welt durch den Homo Sapiens nahm seinen Lauf, der im Jahre 704, zumindest damals schon als Franke, entschied, das Castellum Virteburch zu bauen. Es war der erste Vorläufer Würzburgs, die heute die siebtgrößte Stadt Bayerns ist. Bleibt nur offen, was sich die Kontinente für die Zukunft einfallen lassen. Reichen weitere 100 Millionen Jahre, damit Würzburg wieder am Meer statt am Mee liegt?

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