Protest zur Protestaktion „Heidenspaßparty“ geplant – Veranstalter kreativ

Philipp Heilgenthal

3. April 2023

Feier / Disco / Party / Posthalle
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Eine Veranstaltung der besonderen Art erregte bereits viele Gemüter, bevor sie überhaupt stattfand: Die Giordano-Bruno-Stiftung Mainfranken lädt am Karfreitag zur „Heidenspaßparty“ in die Posthalle ein. Wie die Main-Post ausführlich berichtete, wolle die religionskritische, humanistische Organisation dabei mit einer „Mischung aus Demonstration und Veranstaltung“ ein Zeichen setzen, da sie sich keine religiöse Praxis aufzwingen lassen möchten. Gemeint ist damit das an stillen Feiertagen wie dem Karfreitag geltende Tanzverbot.

„Heidenspaßparty“ spaltet die Gemüter

Dass eine demonstrative – im übrigen von der Stadt genehmigte, weil rechtlich einwandfrei beantragte – große Party am Karfreitag die Gemüter spaltet, dürfte jedem bewusst sein. Allerdings reagierten selbst die regionalen Kirchenvertreter recht gelassen auf die geplante Veranstaltung. Der evangelische Dekan Tilman Schneider musste sogar schmunzeln über den kreativen Namen „Heidenspaßparty“, heißt es in der Main-Post. Doch manch andere gläubige Menschen reagierten hierzulande weniger gelassen auf die lustig gemeinte Protestaktion.

Gebetsmahnwache während der Filmvorführung

So ruft Martin Dobat nun auf seiner Website www.cafe-milchladen.de aus Protest über den Protest nun zu einer Gebetsmahnwache vor der Posthalle auf. Der Suchtberater machte im Übrigen bereits in der Vergangenheit mit religiöser, antisemitischer Hetze Schlagzeilen. Dabei echauffiert sich der religiös motivierte Organisator nicht einmal über die geplante große „Heidenspaßparty“ an sich. Ihm ist in erster Linie die vorab geplante Filmvorführung von „Das Leben des Brian“ ein Dorn im Auge, weshalb die Mahnwache lediglich bis zum Ende der Vorführung des Comedyklassikers geplant ist. Der 1979 erschienene Film der britischen Komikergruppe Monty Python ist eine bitterböse Satire auf die Menschen und das Leben in Israel zu Zeiten von Jesus Christus und wird oftmals fälschlicherweise als Verhöhnung des Lebens und Wirkens von Jesus Christus verurteilt.

Das Leben des Brian: „So witzig, dass er in Norwegen verboten wurde“

Lange Zeit war die Aufführung dieses Films am Karfreitag in Deutschland verboten, weil dabei religiöse Gefühle verletzt werden könnten. Nach einem Urteil des Verwaltungsgerichts Stuttgart von 2019 darf die Satire zwar gezeigt werden, doch nur mit geschlossenen Türen und Fenstern – und nicht zu Unterhaltungszwecken. Konsequenterweise wäre somit am Freitag in der Posthalle eigentlich Lachen verboten. In Norwegen wurde der Skandalfilm damals bei der Premiere komplett verboten. Die Reaktion der benachbarten schwedischen Kinos darauf: „Der Film ist so witzig, dass er in Norwegen verboten wurde.“

Dankes-E-Mail für die „kostenlose Werbung“

So lassen sich auch die Veranstalter der Giordano-Bruno-Stiftung nicht aufs Kreuz legen (einer von zahlreichen scharfen Wortwitzen aus dem Film, Anm. d. Red.), sondern reagieren humorvoll mit einer Ergänzung zu ihrer Protestveranstaltung: „Deutschlands einzige Filmvorführung mit christlicher Gebetsmahnwache“, steht nun auf ihrem Plakat. Zudem bedankte sich die Stiftung bei Martin Dobat in einer E-Mail für die „kostenlose Werbung“ und die „wunderprächtige Kooperation“. Zugleich gaben die Organisatoren zu verstehen, sofort die Polizei zu rufen, würden sich die Besucherinnen und Besucher bedrängt fühlen oder sollte es (erneut) zu antisemitischer Hetze kommen.

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