Odeon-Chef äußert sich ausführlich nach Brandunfall

Manuel Scholze

10. Juli 2023

Airport statt Posthalle

Frank Knüpfing betreibt die Clubs Airport und Odeon in Würzburg. Im Interview spricht er über seinen Umgang mit der Situation und über den Ablauf der Brandnacht. Foto: Patty Varasano

Mitte Mai wurde aus einer brennenden Theke im Club Odeon ein national beachteter Unfall. Flammen, vermutlich aus einer von einer Barkeeperin geschwungenen Schnapsflasche verschüttet, griffen auf einen Gast über. Dieser kam ins Krankenhaus und wurde im Anschluss in ein künstliches Koma versetzt. Das Odeon schloss vorübergehend und war zeitweise viel Kritik ausgesetzt, die es – zumindest auf Instagram – in großen Teilen löschte. Außerhalb eines öffentlichen Statements blieb es ruhig um die Diskothek in der Augustinerstraße. Bis Ende Juni, als diese Redaktion eine erneute Anfrage an Betreiber Frank Knüpfing sendete und dieser ein offenes Gespräch anbot.

Verletzter ging nach dem Vorfall offenbar zum Rauchen vor die Clubtür

Ortstermin im Odeon, Frank Knüpfing erscheint mit anwaltlichem Beistand und zeigt den Unfallort. Vieles sei nicht nur von Medien, sondern auch von den Behörden falsch wiedergegeben worden. „Wir hatten einen Verletzten. Dieser ist nach dem Unfall aufgestanden und musste erstmal nach draußen gehen, um eine zu rauchen. So schnell hätten wir den Ton gar nicht ausmachen können, da stand er schon draußen. Währenddessen haben meine Leute den stillen Alarm ausgelöst. Wie bei anderen Veranstaltungen auch üblich, umfasst unser Sicherheitskonzept einen stillen Alarm, um die Ausbreitung von Panik zu vermeiden. Dieser stille Alarm wurde um 04.04 Uhr ausgelöst. Meine Leute haben außerdem den Sanitäter gerufen und mit der Freundin gesprochen. Wenn wir zugemacht hätten, wären alle Menschen nach draußen geströmt, dort kam ja aber der Krankenwagen. Nachdem der verletzte Gast versorgt war, war es sowieso schon Schließungszeit, es wurde das Putzlicht angemacht und der Abend geordnet beendet. Ich selbst habe von dem Vorfall erst in den Morgenstunden erfahren.“ Eine Notwendigkeit, zu dem Zeitpunkt die Nacht zu beenden, sah laut Knüpfing keiner. Zuerst war vonseiten der Polizei berichtet worden, dass sich der Unfall nach Mitternacht ereignet habe. Später wurde die Aussage korrigiert.

Reden wolle er jetzt, nachdem die Faktenlage etwas klarer sei. „Eine Weile lang war es zu früh etwas zu sagen und dann hatte ich Vorbehalte. Ich empfand die Berichterstattung als nicht fair. Das lag nicht nur an den Medien, sondern auch an der Stadt“, sagt Knüpfing. Was der Clubchef zu den von der Stadt angegebenen „gravierenden Mängeln“  im Odeon sagt, beantwortet der Würzburger Unternehmer im ausführlichen Main-Post-Interview.

Fünf Fragen nach dem Odeon-Brandunfall und die Antworten darauf:

Hat das Odeon den Unfall vertuscht, indem unter anderem kritische Kommentare gelöscht wurden?

Frank Knüpfing: „Wir hatten bereits einige Wochen vor dem Unfall Probleme mit unserer Social Media Seite. Ein sogenannter Bot hat Hassnachrichten sowie üble Beleidigungen hinterlassen. Dies haben wir nicht nur zur Anzeige gebracht, sondern bereits damals schon die Kommentarfunktion eingeschränkt sowie durch einen externen Social Media Manager Hasskommentare löschen lassen. Da die zuständige Person extern ist und lediglich mit der Löschung dieser Bots beauftragt war, war dieser zu dem Zeitpunkt noch nicht über den Unfall informiert und konnte somit die Kommentare nicht dem Unfall zuordnen.“ Konfrontiert mit der Frage, dass es unter einem Veranstaltungspost erst einzelne selektive Kommentarlöschungen gab, bevor der Post offline ging, sagt Knüpfing: „Das hätte man im Nachgang anders machen können. Da habe ich nicht drüber nachgedacht.“

Hat sich Frank Knüpfing und das Odeon beim Brandopfer entschuldigt?

Laut Knüpfing habe sich die Mitarbeiterin, die an der Bar verantwortlich war, seines Wissens beim Opfer entschuldigt. Da er selbst mit dem Brandopfer nur anwaltlich in Kontakt stand, habe es bis dato noch keine Möglichkeit gegeben, um Verzeihung zu bitten. Er hoffe aber vor allem, dass es dem Opfer in Zukunft sehr gut gehen wird und er keine bleibenden Schäden davontrage.

Wie geht es dem Brandopfer mittlerweile?

Frank Knüpfing: „Ich weiß nicht genau, wie es ihm geht. Ich persönlich habe den Eindruck, dass es ihm besser geht. Ich hoffe vor allem, dass es ihm in Zukunft sehr gut gehen wird und er keine bleibende Schäden hat.“ Weiter fügte Knüpfing hinzu, dass es in Würzburg Gerüchte über ein verlorenes Ohr oder ein geschädigtes Auge des Brandopfers gebe. Das stimme seines Wissens nach nicht.

Warum gab es jahrelang illegale Feuershows im Odeon?

Frank Knüpfing: „Da muss man zuerst einmal definieren, was Feuershows sind. Das kann man leicht in Wikipedia nachlesen, Feuershows haben immer etwas mit Akrobatik zu tun. In der Odeon-Lounge gab es also keine Feuershows. Was ich trotzdem daraus gelernt habe, ist, dass in Zukunft Feuer in der Odeon-Lounge ausdrücklich verboten ist. Das habe ich jeden Mitarbeiter unterschreiben lassen.“ Bei ihm habe es aber keine Feuershows gegeben, mehr möchte Knüpfing dazu nicht sagen.

Derzeit sind die Besucherzahlen im Odeon eher gering. Warum?

Schriftliches Statement von Frank Knüpfing: „Naja, weder die Sozialen Medien noch die Medien sind zimperlich mit uns umgegangen, auch die Main-Post nicht.“ Er lade jeden dazu ein, sich ein Bild vor Ort zu machen. Anpassungen in der Location gab es nur wenig verpflichtend. Ein Brandschutzplan musste in der Art des Aushangs ausgebessert werden, bei der Notbeleuchtung wurde nachgearbeitet und an der Tür der betroffenen brennenden Bar musste eine Gummierung getauscht werden. Laut Knüpfing sind derzeit keine weiteren Umbaumaßnahmen geplant.

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