Unsere besten 5 rustikalen Kultkneipen ohne Schnickschnack

Philipp Heilgenthal

30. August 2023

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Dunkel, urig, rustikal: So sollte eine originale verruchte Kneipe sein. Foto: Philipp Heilgenthal.

Manchmal hat man einfach Lust, von den nett eingerichteten Standardbars abzudriften, um eine originale altmodische Kneipe mit kantigen, ehrlichen Typen am Tresen zu besuchen. Kneipen, in denen es der alte Wirt nicht nötig hat, Nettigkeit und Gastfreundschaft vorzuheucheln und in denen ein Stammgast nach einem spendierten Herrengedeck bereitwillig seine schier unglaubliche Lebensgeschichte erzählt. In denen es statt Cocktails mit Schirmchen ein Pils in der Tulpe oder einen Silvaner im Römer gibt. Gerade als Neuwürzburger ist es gar nicht so leicht, solche berühmt-berüchtigten Pilsstuben und Weinschänken in Würzburg zu finden. Wir haben daher eine Auswahl von unseren besten 5 verruchten Kultkneipen zusammengestellt.

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Biertümpel

Der Biertümpel. Foto: Silvia Gralla

Der Name der Kultkneipe im alten Mainviertel ist Programm. Denn hier versackt man gerne mal, nachdem man eigentlich nur ein, zwei Bier trinken wollte. Und um zu versacken, hat man reichlich Zeit. Denn der Biertümpel ist dafür bekannt, auch unter der Woche bis zur Putzstunde um 5 Uhr geöffnet zu haben. Die Kneipe dient damit all denjenigen als sicheres Domizil, die in einer durchzechten Nacht noch nicht genug bekommen haben. Doch nicht nur das: Wer nachts um 2:30 Uhr keine Lust auf einen Döner hat, bekommt hier immer noch ein saftiges Schnitzel oder ähnliches. Täglich wechselnde Bierangebote unter der Woche schonen den Geldbeutel in der bodenständigen Kneipe und locken viele Stammgäste an, die – gelinde gesagt – stark vom Standardpublikum in Cafés und Studentenkneipen abweichen. Doch keine Angst: Wer sich auf die Gäste einlässt und ihnen mit Neugier und Höflichkeit begegnet, trifft auf herzensgute Menschen, die sich genauso für Fußball und Bier interessieren wie du und ich. Und heiß her geht es in der Sky Sportsbar vor allem an packenden Spieltagen der Bundesliga oder bei Länderspielen der Nationalmannschaft.

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Erthalhof

Kneipe "Erthalshof". Foto: Silvia Gralla

Kneipe „Erthalshof“. Foto: Silvia Gralla

Die Kneipe in der namensgebenden Erthalstraße scheint nicht nur völlig aus dem spießbürgerlichen Viertel Frauenland, sondern auch völlig aus der Zeit gefallen. Wer eintritt, hat rechts einen, meist besetzten, Spielautomaten und links den langen Tresen vor sich stehen. Das Ambiente ist so ziemlich genau das Gegenteil eines hell beleuchteten, steril-kalten, hip-modernen Cafés. Vielmehr erinnert das Innere des Erthalhofs an eine wenig frequentierte Dorfkneipe der 1970er Jahre. Die Getränkekarte ist kompakt und übersichtlich. Früher gab es zum ersten Pils einen gratis Ouzo dazu. Wer so neuartiges Zeug, wie Cuba Libre, Aperol Spritz oder ein Helles bestellt, erntet vom Wirt ein ungläubiges Stirnrunzeln. Und wenn er einen gesprächigen Tag hat, gibt’s als Antwort ein „Ham wir nicht“ hinten nach. Aber diese Getränke braucht es in der urigen Kneipe auch nicht. Denn genauso wenig wünscht man sich in einer angesagten Cocktailbar ein Klosterbier in Tonkrug!

Das Stammpublikum dieser Oase des alkoholischen Getränkekonsums könnte man Urgesteine der Kneipenkultur nennen, die gerne in aller Seelenruhe die rustikale Atmosphäre und ihr Getränk in sich aufnehmen möchten. Daher sind hier lautes Gequatsche oder albernes Gekicher fehl am Platz. Laut sollte man hier nur sein, wenn beim übertragenen Fußballspiel ein Tor fällt oder wenn man beim Schafkopf einen fetten Stich macht und man deshalb seine Karte auf den alten Holztisch klatscht.

Grombühlschenke

Die Grombühlschenke am Wagnerplatz im Herzen von Grombühl. Foto: Philipp Heilgenthal.

Die Grombühlschenke ist eine typische Kneipe alter Schule. Zentral im alten Eisenbahnerviertel gelegen, bietet sie die einzige Anlaufstelle für die alteingesessenen Grombühlerinnen und Grombühler, um sich auf ein bis sehr viele Biere zu treffen und sich über Stadtrat, Gott und die Welt zu beschweren. Fremde werden in der eingeschworenen Gemeinschaft daher erst einmal misstrauisch beäugt. Die meisten Gäste sitzen am liebsten mit ihrem Pils vom Fass rund um den Tresen – oft bereits zur Mittagszeit. Viel mehr Sitzplätze bietet die klassische Kneipe auch gar nicht. Denn immer mehr im Mittelpunkt steht die Dartscheibe, die nicht nur Hobbykneipensportler nutzen. Hier werden nämlich auch regelmäßig Spiele der regionalen Dartliga ausgetragen. Von der Schlichtheit und der Bescheidenheit der Grombühlschenke profitieren vor allem die Geldbeutel der Gäste.

Wirtshaus Holzapfel

Das Wirtshaus Holzapfel am Barbarossaplatz in Würzburg ist vor allem für seinen Biergarten bekannt, in den man gerne mitgebrachte Speisen essen darf. Foto: Philipp Heilgenthal

Der Holzapfel ist der perfekte Ort für Daydrinking ganz ohne schlechtes Gewissen (Öffnungszeiten: Mo bis So von 10 bis 20 Uhr). Hier treffen sich alteingesessene Würzburger oft schon am Vormittag zum Schöppeln oder Biertrinken und diskutieren über Gott und die Welt. Sowohl die Einrichtung als auch das Personal ist unkompliziert und umgänglich. Hier gibt es eine gute Auswahl an Frankenweinen und Bieren zu fairen Preisen. Besonders beliebt: Klosterbier vom Kreuzberg in der Rhön. Ganz bewusst wirbt das Wirtshaus Holzapfel damit, dass man sich das Essen hier gerne selbst mitbringen darf. Während sich die sonstige Umgebung am Barbarossaplatz in rasantem Tempo ständig zu verändern scheint, lockt die aus der Zeit gefallene kleine Kneipe mit einer herrlichen Portion Nostalgie. Unser Tipp: Einfach mal an einem Samstagnachmittag allein in den Biergarten setzen, tiefenentspannt bei einem Bier das hektische Treiben all der Leute auf dem Barbarossaplatz beobachten und der ein oder anderen interessanten Konversation an den Nachbartischen lauschen – herrlich!

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Probierstube

Der Name dieser Kneipe kann zweideutig verstanden werden: „Pro Bier“, also für das Bier ist die Kneipe, die andererseits auch herben Hopfensaft zum Probieren bietet. Hinter der kultigen Probierstube Malinowski im ehemaligen Brennpunkt Weißenburgerstraße steckt der Verein Probierstube zum Rauchereck e.V. Die Probierstube ist also nicht nur „pro Bier“, sondern auch „pro Kippe“ eingestellt. Hinter der Hausnummer 44 wandert Würzburger Hofbräu über die Bar und natürlich auch der eine oder andere Kurze. Dieser muss schließlich ebenfalls probiert werden. Hinter der hölzernen Eingangstür stecken nicht nur echte Würzburger Originale, die sich zum Austausch treffen, sondern ein eher kärglich eingerichteter langgezogener Raum mit einem Holztresen und Barhockern, auf denen leidenschaftlich über Politik und Stadtgeschehen diskutiert wird. Und wem das noch nicht deftig genug ist, der bekommt dort auch fränkisches auf den Teller. Wohl bekommt’s!

Die Auswahl der hier vorgestellten Locations wurde von Mitgliedern unserer Redaktion frei getroffen. Es wurden weder Gelder noch Dienstleistungen ausgetauscht und auch die Reihenfolge der Vorstellung ist vollkommen zufällig gewählt. In der Rubrik "Eure besten ..." bezieht sich die Auswahl auf Meinungen der Community Mitglieder.

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