Weihnachtlicher Gottesdienst in der Justizvollzugsanstalt Würzburg
Paula Schurbohm
22. Dezember 2023

"Weihnachten ist ein Fest der Hoffnung", betonte Bischof Dr. Franz Jung in seiner Predigt. Foto: Markus Hauck/POW
Rund 200 weibliche und männliche Gefangene der Justizvollzugsanstalt (JVA) Würzburg haben sich am Donnerstagnachmittag, 21. Dezember, in der Hauskapelle versammelt. Gemeinsam mit Bischof Dr. Franz Jung, Bediensteten und Ehrenamtlichen der JVA feierten sie einen der zwei ökumenischen weihnachtlichen Gottesdienste, wie das Bistum Würzburg in einer Mitteilung schreibt.
Einsame Weihnachten in einer Zelle
Es sind vermutlich die belastendsten Tage im Jahr für die rund 600 Frauen und Männer in der JVA Würzburg. Während andere zu Hause bei ihren Familien um den Christbaum feiern, sitzen sie an Heiligabend und an den Weihnachtsfeiertagen oft einsam hinter verschlossenen Türen in ihren Zellen. Ein kleiner Lichtblick ist die ökumenische Christvesper.
„Viele Gefangene sind in diesen Tagen besonders bedrückt. Das betrifft vor allem diejenigen, die diese Zeit zum ersten Mal in der JVA erleben“, beschreibt die katholische Pastoralreferentin Doris Schäfer die Stimmung hinter Gittern an Weihnachten. Familie und Freunde könnten in dieser Zeit nur eingeschränkt zu Besuch zugelassen werden. Weil zudem die JVA-Betriebe wegen der Feiertage geschlossen seien, entstehe viel Leerlauf. „Wir bieten besonders gutes Essen an. Es gibt Wild, Braten und Geflügel“, sagt JVA-Chef Leitender Regierungsdirektor Ullrich Mann.

Bischof Jung beim Gottesdienst mit den Gefangenen in der JVA. Foto: Markus Hauck/POW
Weihnachtsgottesdienst in der JVA-Kapelle
Zu Beginn des Weihnachtsgottesdienstes begrüßt Schäfer alle, die zum Gottesdienst in die JVA-Kapelle gekommen sind. Weihnachten zeige, dass Gott mit den Menschen einen Neuanfang feiern wolle. Im Buch des Propheten Jesaja ist die Rede davon, dass aus dem Baumstumpf ein neuer Zweig hervorkommt. Der Stumpf stehe für Einschnitte im persönlichen Leben. Jesaja sei der Überzeugung, dass Einschnitte im Leben Momente sein können, die eine Chance bieten, noch einmal ganz neu zu beginnen, eben ganz wie bei den Insassen der JVA. „Von Herzen wünsche ich Ihnen allen diesen weihnachtlichen Frieden!“, betonte der Bischof.
Die Fürbitten bringen zur Sprache, was die Menschen hinter Gittern bewegt. Sie beten unter anderem für Menschen, die von ihrer Familie getrennt sind, die einsam und ausgegrenzt sind, für die Opfer von Krieg und Vertreibung und für die Verstorbenen des vergangenen Jahres.
Musikalische Beiträge der Gefangenen
Zahlreiche Frauen und Männer engagieren sich musikalisch für den weihnachtlichen Gottesdienst. Zum Beispiel der Frauenchor der JVA und der CVJM-Posaunenchor Würzburg. Die evangelische Pfarrerin Astrid Zeilinger trägt das Weihnachtsevangelium vor. Viele Ehrenamtliche, die sich in der Würzburger JVA engagieren, feiern die Vesper mit. Auch der Anstaltsleiter Mann, die Landtagsabgeordnete Dr. Andrea Behr sowie der langjährige Landtagsabgeordnete Manfred Ländner nehmen an dem Gottesdienst teil.
In den kommenden Tagen gegenseitig unterstützen
Mann wünscht den Gefangenen am Ende des Gottesdienstes ein frohes Weihnachtsfest. Er fordert die Insassen dazu auf, sich besonders während den kommenden Tagen gegenseitig zu unterstützen. Sich mit um die Gefühlslage der anderen zu kümmern, sei eine wertvolle Form der Gemeinsamkeit.
Bevor nach dem Segen das Lied „Stille Nacht“ erklingt, dankt Doris Schäfer dem Bischof, der die ermutigende Botschaft der Weihnacht den Gefangenen nahegebracht habe. Danach warten wieder die Zellen auf die Gefangenen. Bischof Jung und die übrigen Seelsorger verabschieden sie am Ausgang der Kapelle. „Frohe Weihnachten!“, wünscht der Bischof jedem einzelnen Häftling und überreicht dabei eine Weihnachtskarte.