Einmal und nie wieder? Erfahrungen von Würzburgern beim Trampen

Manuel Scholze

13. Februar 2024

Female hand and hitchhiking sign on road, traveling by autostop in the city. Woman try stop car thumb up. Adventure and tourism concept

Per Anhalter von A nach B: Das sieht man heute in Würzburg und Umgebung nur noch selten. Foto: Getty Images

Heute sieht man sie selten an der Straße, maximal an der Autobahn, mit einem Schild in der Hand und dem Daumen von sich gestreckt. Ihre Ziele sind oft weiter weg, der klassische Tramper, der von einem Kuhort ins nächste Nachbarkaff muss, er scheint ausgestorben zu sein. Trampen, dieses freiheitliche Verhalten, ohne Kosten von A nach B zu kommen, das war einmal. Das bestätigen auch Würzburgerinnen und Würzburger, die wir über Social Media zu ihren Erfahrungen rund ums Trampen befragt haben.

Komische Situation, Angst und Misstrauen?

„Heutzutage hält keiner mehr an, weil zu viel Misstrauen und Angst herrscht“, schreibt Martin S. auf Facebook. Und erhält dabei Unterstützung. „Einmal und nie wieder! Wir hatten Schiss im Auto“, schreibt eine Bianca, auch wenn es in dem Fall harmlos gewesen sei und nichts passiert sei. Ein „Etro“ schreibt auf Instagram, er habe zwar keine schlechten Erfahrungen gemacht, „es war aber oft eine komische Situation. Ich würde es heute nicht mehr machen.“ Früher, das war wohl irgendwann vor 60 Jahren bis hin zur Jahrtausendwende, da waren noch viel mehr Menschen mit dem Daumen-Express unterwegs. Die öffentlichen Verkehrsmittel waren rarer, für viele war es der bequemste Weg, um ans Ziel zu kommen.

„Wir sind regelmäßig getrampt, ging gar nicht anders“

So schreibt auf Instagram der User „Mequenel:“ Wir sind regelmäßig getrampt, es ging gar nicht anders. Der letzte Bus fuhr um 23 Uhr, danach musste man alleine sieben Kilometer durch den Wald nach Hause laufen.“ Und ein Peter K. fuhr zu den guten alten Zeiten des Airports, als der Rockpalast noch geöffnet hatte „immer am Wochenende von Kitzingen nach Würzburg.“ Eine weitere Strecke legte Facebookuser John 1992 hin: Vom Frankfurter Flughafen probierte er es und schaffte es bis nach Lütjenburg in Schleswig-Holstein. Und ein Peter schreibt, dass er „Ende der 60er von zwei US-Soldaten im Amischlitten von Kitzingen nach Würzburg mitgefahren ist, woraus sich auch eine gute Freundschaft entwickelte und ich meinen ersten Dübel ‚reingezogen‘ habe. Mann, war’s mir kotzelend!“

Es gibt sie, zuhauf: die schönen Erfahrungen beim Trampen

Es sind einige tolle Geschichten dabei, die Würzburgerinnen und Würzburger übers Trampen erzählen. „Fast jeden Sonntag, mit oder ohne Freundin, bin ich nach Würzburg rund 60 Kilometer getrampt zum Stadtbummel oder auch mal abends in die Disko“, schreibt eine Margareta auf Facebook. Sie habe es innerhalb eines Tages auch schon bis nach Imst in Tirol geschafft und zwei Wochen später per Anhalter nach Stuttgart zu einer Freundin mitgefahren, von dort sei es per Bahn nach Hause gegangen. Für Insta-Follower „Manil“ war das Größte, vor 22 Jahren „von einem Porsche auf der Notsitzbank mitgenommen worden zu sein.“ Ein User namens Bumble erzählt von seiner einzigen Fahrt per Anhalter in Costa Rica. Dort habe er einige Meter mit einem Lkw gutmachen können, der mit Ananas beladen worden sei. Und skurril wurde es bei Peter, der in den frühen 2000ern in Albanien mit dem Daumen unterwegs gewesen sei und dem ein Mercedesfahrer begegnet war, der mit einem „Ruhrpott-albanischen Akzent“ meinte: „Alter, du bist doch Deutscher? Der Daumen raus bedeutet hier so viel wie bei dir der Mittelfinger.“ Am Ende habe er ihn mitgenommen und ihm sogar einen Raki spendiert.

Es gibt sie, die Geschichten vom Trampen, die nichts mit der Angst zu tun haben, manchmal nur mit Fahrlässigkeit. Georg schreibt auf Facebook, er sei einmal zehn Kilometer auf einem Motorrad mitgenommen worden – ohne Helm. Und Jo D. ist einer der wenigen, die man heute noch mitnehmen darf: „Ich fahre seit etwa 20 Jahren regelmäßig per Anhalter und bin immer gut ans Ziel gekommen. Auch heute noch, wenn es nicht gerade auf Pünktlichkeit ankommt, nehme ich noch den Daumen-Express und freue mich dann über Gespräche und interessante Geschichten. Viele gute und wertvolle Erinnerungen meines Lebens hängen daran.“

 

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