Frankenlied 2.0: Neue Franken-Hymne als Rap
Philipp Heilgenthal
19. Februar 2024

Bekennen sich schon lange vor ihrem "Frankenlied" offen zu ihrer Heimat Franken: Rameen und Bambägga. Foto: Marcel Amthor
Die Fränkinnen und Franken lieben ihre Heimat und besingen sie gerne in der dazugehörigen liebevollen Hymne: dem Frankenlied. Nur ist das Lied aus dem Jahr 1859 von Eduard Scheffel mit der Melodie des Würzburger Chormeisters Valentin Becker für den einen oder der anderen vielleicht etwas zu altbacken. Deshalb schufen die Rapper Rameen aus Würzburg und die Rapcrew Bambägga aus – man kann es sich denken – Bamberg eine eigene Version der gleichnamigen Hymne. Doch viel mehr als den Titel hat das neue Frankenlied mit der alten Version nicht gemeinsam.
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Nur „valeri, valera“ ist geblieben – Anspielungen auf historische Persönlichkeiten
Einzig das markante „valeri, valera“ haben die jungen Hip-Hopper aus dem alten Original übernommen. Ansonsten ist in dem „Frankenlied“ von Rameen und Bambägga Text und Melodie völlig neu. Baltasar Neumann, Julius Echter, Großherzog Ferdinand: Der Rapper aus der Zellerau, der unter anderem als Balkonrapper bekannt wurde, macht in dem Song zahlreiche Anspielungen auf berühmte Persönlichkeiten der Würzburger Stadtgeschichte, beziehungsweise der (main-)fränkischen Geschichte und ist beispielsweise „Immer auf Mission mit Kolonat und Kilian“ oder will Bürgermeister werden und Künstler bleiben wie Riemenschneider. Außerdem werden bei ihm „die Bitches […] heiß, denn ich bin echter als Julius“. Aber auch beispielsweise die Verlagerung fränkischer Kunstschätze nach München wird im Unterton kritisiert.
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Eine gewisse Tristesse: „Das ist Franken, nix mit Bavaria“
Bambägga aus dem Bamberger Stadtteil Wunderburg konzentrieren sich in ihrem Part verständlicherweise eher auf ihre Heimatstadt, etwa mit ihrem weltbekannten Sinfonieorchester. Die Hip-Hop-Combo, die unter anderem mit „Bassd scho“ bereits andere fränkisch-patriotische Tracks gebaut hat, betont jedoch daneben „Das ist Franken, nix mit Bavaria“. Auch wenn die Meute im Video rund um die regionalen Rapper fröhlich und patriotisch-stolz auftritt, spielt in dem Track und dem Video eine gewisse Tristesse mit. Denn anders als im Original, in dem der grüne Wald und die „breite stromdurchglänzte Au“ glorifiziert wird, ist in dem Video des „neuen Frankenlieds“ graue, trübe Landschaft und winterliche Tristesse zu sehen, im Refrain ist eine leichte Melancholie herauszuhören.
Ruf nach mehr Unabhängigkeit – Kampfansage an Markus Söder
Eine Anspielung darauf, dass die Beiden auf die fränkische Unabhängigkeit pochen und über die Zugehörigkeit Bayerns traurig sind? Anscheinend schon, denn Rameen rappt im Frankenlied außerdem „Nicht nur ich will für die Heimat mehr Unabhängigkeit, Söder!“ Schließlich folgte der Veröffentlichung des Songs von Rameen auf Instagram der Aufruf, unter dem Video Ministerpräsident Markus Söder zu markieren. Außerdem fragte er den CSU-Politiker in einer persönlichen Nachricht auf Instagram unverblümt, wann er denn mal gemeinsam mit ihm rappen werde. Ob der Landesvater auf die Kampfansage reagieren wird?
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Auf regionale Musiker aufmerksam machen
Das Zeug zur neuen Nationalhymne hat das Lied sicherlich nicht einmal ansatzweise. Unter anderem konzentriert sich der Text dafür zu sehr auf die Regionalmetropolen Würzburg und Bamberg und lässt etwa Mittelfranken außen vor. Es dürfte sicherlich auch nicht das Ziel von Rameen und Bambägga gewesen sein, mit ihrer Co-Produktion dem Original von Scheffel und Becker den Rang ablaufen zu wollen. Dafür könnten sie mit ihrem ganz persönlichen Frankenlied aber folgendes erreichen: Darauf aufmerksam machen, dass sich moderner Rap und Heimatbewusstsein sowie Besinnung auf das alte kulturelle Erbe keinesfalls ausschließen müssen. Und dass es vom Ober- bis zum Untermain, von der Rhön bis zur Altmühl in jedem Genre eigene, unterstützenswerte Musikerinnen und Musiker gibt.