Exklusive Einblicke, wie das Capitol nach und nach umgebaut wird
Manuel Scholze
29. Februar 2024

Vieles erinnert auch 2024 noch an das alte Capitol. Ein großes Logo soll dauerhaft erhalten bleiben, will der neue Eigentümer. Foto: Manuel Scholze
Veredelungsverkehr, das klingt nach Mercedes AMG, nach gebleachten Zähnen, gebräunter Haut und Bandana-Tuch über der nach hinten gegelten Cornrow-Frisur. Es klingt ein bisschen nach Capitol-Großraumdisko, nach Hip-Hop von DJ Dollar Bill, nach einem Tequila zu „Ms. Jackson“ von Outkast. Doch Veredelungsverkehr hat rein gar nichts damit zu tun. Hinter einem Veredelungsverkehr steckt ein zollrechtliches Verfahren, einer der Dienstleistungen, die heute in der damaligen Kult-Diskothek angeboten werden. Darüber hinaus werden hier Importverzollungen vollzogen, es werden Versandbegleit-Dokumente erstellt oder auch Ausfuhrabfertigungen vorgenommen. Das Capitol ist nicht mehr, schon lange nicht mehr. Die VERAG Spedition AG hat den Laden übernommen und bietet Dienstleistungen rund um Zoll und Steuer an.
Socken zählen und Zollpapiere vorbereiten
Wo einst Cuba über den Tresen wanderte, werden heute Socken oder Motoren für die Zollabfertigung vorbereitet. In unmittelbarer Sichtweite zum Zollamt im Mainfrankenpark, einem Standortvorteil, den die VERAG AG aus Österreich zu schätzen wusste. Zwei Mitarbeiter kümmern sich hier um eine Menge Lastwagen, die Waren nach Deutschland importieren oder Waren aus Drittländern in andere Nachbarländer weitertransportieren. Es werden Dokumente erstellt, mit den Zollbeamten kommuniziert und es werden auch vereinzelt Stichproben gemacht. Alles in und an den Räumlichkeiten, in denen noch vor etwas mehr als fünf Jahren an Wochenenden ein Track nach dem anderen gespielt wurde.

Der ehemalige Ausgang der Kultdiskothek im Mainfrankenpark. Foto: Manuel Scholze
Einer der heutigen Speditions-Mitarbeiter arbeitete im Capitol als Türsteher
Einer der Mitarbeiter, selbst einstiger Türsteher des Capitols, führt mit Feuereifer durch den Ort, der für ihn mit vielen guten Erinnerungen verbunden ist. Er findet es eine „traurige Sache, wie das mit dem Capitol zu Ende ging“, sieht aber auch eine Menge Vorteile des Standorts für seinen Arbeitgeber. In der früheren Playa sieht noch vieles so aus wie früher, doch aus den Wänden hängende Kabel, heruntergerissene Deckenelemente und zusehends mehr Vorbereitungen für einen großen Umbau lassen den Esprit der einstigen Großraumdiskothek langsam verschwinden.
Hier werden im Laufe der nächsten Jahren alle DJ-Pulte zurückgebaut, es wird eine überwiegend ebenerdige Fläche entstehen, um aus den Tanzflächen Lagerräume für die Zollverwahrung zu machen. Zu holen gibt es hier schon lange nichts mehr, bestätigen Mitarbeiter. Einbruchsversuche gab es dennoch immer wieder, erst kürzlich einer, der scheiterte und mit einem Polizeibesuch endete. Die Türen sind nicht nur von außen, sondern auch durch spezielle Holzrahmen von innen verriegelt, wer rein möchte, hat schlechte Karten, bestätigt VERAG.

In diesem Bereich befand sich früher die Lounge und ein Bistro, hier ging es auch auf den großen Balkon zum Rauchen. Foto: Manuel Scholze