„Schweinfurter Schlachtschüssel“ ist jetzt immaterielles UNESCO-Kulturerbe

Katharina Kraus

20. März 2024

Kulturgut bewahren – hier zum Beispiel die Original Schweinfurter Schlachtschüssel der Wirtschaftsjunioren und IHK im Jahr 2023. Foto: Chris Payr
Schlachtschuessel 2023_Foto_Chris Payr

Kulturgut bewahren – hier zum Beispiel die Original Schweinfurter Schlachtschüssel der Wirtschaftsjunioren und IHK im Jahr 2023. Foto: Chris Payr

Jetzt ist es amtlich: Die „Schweinfurter Schlachtschüssel“ reiht sich in das landesweite Verzeichnis des immateriellen UNESCO-Kulturerbes ein! Dies berichtet der Verein GenussReichStadt Schweinfurt e.V. in einer aktuellen Meldung.

Seit 2003 gibt es immaterielle UNESCO-Kulturerbe

Ziel des UNESCO-Übereinkommens ist es, weltweit überliefertes Wissen und Können, das einen wesentlichen Bestandteil unserer Alltagskulturen ausmacht, als immaterielles Kulturerbe sichtbar zu machen und zu dessen Erhaltung beizutragen, wie die gleichzeitige Pressemitteilung des Staatsministeriums erläutert. Seit 2003 stellt die UNESCO immaterielle kulturelle Ausdrucksformen in den Fokus der Öffentlichkeit. Bis heute sind 180 Staaten dem UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes beigetreten. Deutschland ist seit 2013 Vertragsstaat. Neben dem Bundesweiten Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes gibt es in Bayern ein eigenes Landesverzeichnis, das nun 82 Eintragungen enthält.

Allerhand an Vorarbeit geleistet

Doch bis zur Aufnahme in die UNESCO-Liste war einiges an Vorarbeit zu leisten, heißt es. Neben der Ausarbeitung der Bewerbungsunterlagen, notwendigen Recherchen und Zusammentragens der für die Einreichung nötigen Relevanz, mussten fachlich fundierte Unterstützungsschreiben beigelegt werden, für die der Verein glücklicherweise Prof. Dr. Erich Schneider und Dr. Jochen Ramming, M.A. gewinnen konnte.

Grundlage des Vorhabens war die bereits vor mehr als einem Jahr geführte Diskussion im Schweinfurter Stadtrat über die IKE-Einreichung des Schweinfurter Kulturguts der Original-Schlachtschüssel, welche letztendlich der Verein pragmatisch aufgriff, um die notwendigen Vorarbeiten zu koordinieren und die offizielle Einreichung durchzuführen.

Viel mit Geschichte der Schlachtschüssel beschäftigt

„Wir haben uns selbst viel mit der Geschichte der Schlachtschüssel beschäftigt, mit Metzgern, Bürgermeistern und Ausrichtern der Schlachtschüssel in Schweinfurt und Landkreis gesprochen und auch die Gastwirte über den DEHOGA mit eingebunden“, so Chris Payr, Vorsitzender von GenussReichStadt Schweinfurt e.V. „Letztendlich waren wir nur der einreichende Verein und haben daran gearbeitet und geglaubt. Aber es war ein Schweinfurter Gemeinschaftsprojekt“, so Payr weiter.

Große Unterstützung von allen Seiten

Tatkräftige Unterstützung haben die Vereinsmitglieder beispielsweise nicht nur vom ehemaligen Kreisheimatpfleger und Autor des Buches „Zum Fressen gern – die Schweinfurter Schlachtschüssel“ Karl-Heinz Hennig oder dem in Sachen immaterielles Kulturerbe erprobten ehemaligen Bürgermeister von Sennfeld Emil Heinemann erhalten, heißt es. So sei zum Aufzeigen des breiten Rückhalts der Bewerbung in Schweinfurt auch Schweinfurt erleben e.V. bei der Bewerbung involviert gewesen. Und auch von offizieller Seite der Stadt wurde wissenschaftlich fundiert u.a. durch Kulturamtsleiterin Andrea Brandl M.A. mit Team und Stadtarchivleiter Dr. Gregor Metzig unterstützt, wird betont. Gerade bei der finalen Ausarbeitung der Bewerbung, aber auch bei der notwendigen historischen Beleuchtung der Schlachtschüssel zu NS-Zeiten sei dies ein wichtiger Beitrag zum letztendlichem Einreichungserfolg gewesen.

Das Schweinfurter Original - Schlachtschüssel vom Brett. Foto: Chris Payr

Das Schweinfurter Original – Schlachtschüssel vom Brett. Foto: Chris Payr

Kulturgut der Original Schweinfurter Schlachtschüssel weiter zu wahren

Ziel der Einreichung ist es, das Kulturgut der Original Schweinfurter Schlachtschüssel weiter zu wahren, aber auch den nun damit einhergegangenen Erfolg zu nutzen, die Schlachtschüssel vielleicht sogar wieder noch etwas mehr in den Fokus zu rücken. Der Verein habe hierfür bereits einige Ideen und könne sich anlässlich der Eintragung wieder einmal – wie einst vor über 30 Jahren – eine große Schlachtschüssel für Stadt und Landkreis vorstellen. Hierzu und zu anderen Aktionen werde sich aber zuerst mit allen Beteiligten abgestimmt.

Konkreter werden und in wirkliche Planungen einsteigen möchte der Vorsitzende Payr und sein in das Projekt ebenfalls stark involvierter Stellvertreter Jürgen Dahms und Kassier Klaus Neeb aber erst nach der offiziellen Übergabe der Aufnahmeurkunde. Diese sei für Mitte Juli 2024 geplant ist.

Die „Schweinfurter Schlachtschüssel“

Die „Schweinfurter Schlachtschüssel“ ist ein von September bis April praktiziertes gesellschaftliches und kulinarisches Ritual, das sowohl in der Gastronomie als auch in Vereinen oder in privaten Gesellschaften seit Mitte des 19. Jahrhunderts angeboten wird. An einem Essen sind üblicherweise zwischen 30 und 150 Personen beteiligt. Hierbei wird das Fleisch nicht einzeln portioniert, sondern in ritualisierter Form tischweise gereicht. Es gibt auch keine Teller, gegessen wird gemeinsam von einem großen Brett. Zudem ist das Schlachtschüsselessen mit einem Unterhaltungsprogramm verbunden, bei dem die Gäste zum Mitsingen und Dichten aufgefordert werden.

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