Preissprung bei E-Mietlastenrädern in Würzburg – günstiger mit dem Mietwagen unterwegs?

Manuel Scholze

22. Mai 2024

_DSC1397

E-Lastenräder des Anbieters Sigo an der Verleihstation am Grombühler Wagnerplatz. Foto: Thomas Obermeier

Als großes Plus kündigte Würzburgs Klimabürgermeister Martin Heilig vergangenes Jahr das auf die Einwohnerzahl „größte Lastenradmietsystem Deutschlands“ für Würzburg an. „Da E-Lastenräder in ihrer Anschaffung kostspielig sind und nicht jeder Haushalt einen geeigneten Abstellort für ein privates Lastenrad hat, möchten wir mit dem Verleih von E-Lastenrädern gerade in Zeiten steigender Preise eine kostengünstige und flexible Art der Mobilität anbieten. So spart man sich die Anschaffungskosten sowie jährliche Kosten für Wartung und Reparaturen.“ Letzteres stimmt, Anschaffungskosten, Wartung oder Reparaturen gibt es auch heute beim Anbieter Sigo green nicht zu bezahlen, wer die Sigo-Räder mietet, muss aber deutlich tiefer in die Tasche greifen als noch im letzten Jahr.

Die Stadt wirbt auf ihrer Website mit Preisen, die nach einem guten Deal klingen. Definitiv günstiger als die Wahl eines Carsharing-Autos. Die Nutzung der grünen Mietlastenräder, auf denen der Spruch „Miet mich!“ prangt, sei in der ersten halben Stunde kostenfrei, danach koste jede angefangene halbe Stunde 1,50 Euro. Korrekt, beziehungsweise aktuell ist diese Information allerdings nicht mehr, zeigt ein Blick in die App des Anbieters Sigo. 1,50 Euro Startgebühr kostet es nun, jede angefangene halbe Stunde verdoppelte sich im Preis auf drei Euro – auch die erste halbe Stunde, die bisher gratis war.

Der Screenshot der Sigo-App mit gewähltem Start in der Uhlandstraße in Würzburg. Foto: Screenshot Sigo

50 Minuten mit Sigo-Lastenrad unterwegs: Preis hat sich verfünffacht

Das bedeutet: Wer für eine Erledigung etwa 50 Minuten mit einem der 45 Lastenräder im Stadtgebiet unterwegs ist, zahlt 1,50 Euro als Startgebühr und bereits für die erste halbe Stunde drei Euro, für die zweite halbe Stunde nochmals drei Euro. Was vor einigen Monaten und laut Website-Infos der Stadt zuvor 1,50 Euro gekostet hat, kostet nun 7,50 Euro, also das Fünffache.

Lastenrad-Sharing-Anbieter war insolvent, vergangenes Jahr zudem Förderung für Räder

Um Schlüsse zum Preisanstieg zu ziehen, sind zwei Infos relevant: Einerseits gab es vergangenes Jahr im Rahmen eines Modellprojekts eine Förderung des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr für die Einführung eines Lastenradmietsystem. Andererseits meldete der Anbieter Sigo im Frühjahr 2023 ein Insolvenzverfahren an und wurde nur gerettet, da ein Batteriehersteller einstieg, der jetzt möglicherweise auf der Suche nach Optionen ist, genug Geld mit den Lastenrädern zu verdienen.

Umweltfreundliche Mobilität mit ordentlich Stauraum: Dörte Schulte-Derne, Geschäftsführerin WVV, Alexander Himmrich, Perspektive e.V., Ulla Schürenberg, StMB, Tobias Lochen, Geschäftsführer sigo GMbH, Tobias Mattheis, Radverkehrsbeauftragter, Bürgermeister. Martin Heilig, Manfred Dürr, Stadtrat, Marie Büchner, Stadträtin, Margarete Fischer-Naumann, Koordinierungsstelle Nachhaltige Mobilität (von links). Foto: Claudius Stanke

Feierlicher Start des LastenradmietsystemsFoto: Claudius Stanke.

Carsharing ist jetzt günstiger als E-Lastenrad fahren in Würzburg

Bis zu 70 Kilogramm können in der Transportbox der Räder mitgenommen werden. In einem Kleinwagen wie einem VW Polo können bis zu 400 Kilogramm Extragewicht transportiert werden. Und das Mieten eines Kleinwagens über den Anbieter Scouter lohnt sich offenbar im Vergleich zum Lastenrad. Die vorgestellte Fahrt von 50 Minuten im Stadtgebiet, um eine Erledigung zu machen, ist mit einem gemieteten Auto eine Ecke günstiger. So veranschlagt Scouter mit einem Wagen der Klasse S für eine Strecke von fünf Kilometern 4,75 Euro. Also fast drei Euro weniger als das Lastenrad-Angebot.

Der Vergleich: Scouter ist nun günstiger als Sigo. Foto: Screenshot scouter.de

Die gute Nachricht zum Schluss: Kostenfreie Lastenräder in Würzburg nutzen

Es geht aber auch ganz anders. Nämlich mit Lastenrad, ohne Kosten. Die Initiative „Freies Lastenrad Würzburg“ ermöglicht es, bis zu drei Tage kostenfrei ein Lastenrad auszuleihen. 12 Lastenräder stehen dort zur Verfügung, Ausleihstationen befinden sich unter anderem an der Umweltstation in der Zellerau oder am Brauchbar Sozialkaufhaus. Hier ist lediglich mehr eigene Antrengung gefragt, da die Lastenräder anders als die Mietlastenräder von Sigo green keinen E-Antrieb besitzen.

Banner2
Topmobile2