Interview: Eichenzeller veröffentlicht Wanderführer für die Rhön

Paula Schurbohm

5. Juli 2024

Autorenbild_4 (Foto_Kristina Schiller) angepasst

Julian Gick ist der Autor von dem Wanderführer mit Wohlfühlwegen in der Rhön. Foto: Kristina Schiller

Ob Buchenurwälder, blühende Bergwiesen, sanft plätschernde Wasserfälle oder weite Aussichtsblicke, in der Rhön kann das Wanderherz so richtig aufgehen. In dem neuen Wanderführer von Julian Gick erhalten Wanderlustige absolute Insider-Tipps für Wanderungen in der Rhön. Insgesamt 20 mehrheitlich nicht beschilderte und bislang eher unbekannte Wanderwege sind in dem Buch Wandern für die Seele – Wohlfühlwege Rhönzu finden. Wir interviewten den 31-jährigen Autor aus Eichenzell, um ihn besser kennenzulernen und mehr über seine Leidenschaft für die Rhön zu erfahren. 

Schweinfurt City (SC): Magst Du uns erstmal ein bisschen über Dich erzählen: Wer bist Du? Was machst Du beruflich?

Ich Julian Gick, 31 Jahre alt und komme ursprünglich aus Eichenzell, also aus der Fuldischen Rhön. Ich habe mich aber schon immer in der kompletten Rhön heimisch gefühlt. Da war es eigentlich egal, ob es die Fuldische, die Fränkische oder die Thüringische Rhön ist.  

Vor ungefähr zehn Jahren bin ich zum Studieren nach Hannover gezogen. Auf der einen Seite schreibe ich nun Wanderbücher und auf der anderen Seite schreibe ich gerade meine Doktorarbeit in der Regionalentwicklung. 

Das passt eigentlich auch ganz gut zusammen. Durch die Regionalentwicklung kann man eine Landschaft nochmal ganz anders lesen, ganz anders erkennen und auch die kulturellen und natürlichen Highlights ganz anders wertschätzen. Das Wissen hilft mir auch total dabei, die Bücher über das Wandern zu schreiben. 

SC: Was machst Du neben Wandern in Deiner Freizeit?

Tatsächlich ist das Schreiben in den letzten Jahren das größte Hobby geworden. Ich habe vorher schon immer gerne geschrieben. Es hat dann gut gepasst, dass ich irgendwann mit den Wanderführern angefangen habe. 

Mein anderes großes Hobby ist tatsächlich Kunst und Literatur. Eine Zeit lang habe ich gerne gemalt und ausgestellt. Ich kam in den letzten Monaten allerdings etwas weniger zum Malen und Ausstellen. 

Wandern hat sich in den letzten Jahren auf jeden Fall auf Platz 1 gemausert und nimmt besonders in diesem und in den letzten Jahren relativ viel Zeit ein. 

SC: Wie bist Du auf das Hobby „wandern“ und Deine Liebe zur Rhön gekommen? 

Ich war ein bisschen vorgeprägt durch meine Familie. Wir haben als ich noch ein Kind war oft Ausflüge in die Rhön gemacht. Eichenzell liegt eher so am Rhönrand, und wir sind dann meistens an einem Sonntag in die Hochrhön gefahren und haben so diese typischen Familien-Spaziergänge gemacht. Ich muss aber gestehen, als Kind fand ich das ganz schrecklich und langweilig. 

So richtig genießen und schätzen gelernt habe ich es tatsächlich erst mit meinem Umzug nach Hannover. Durch ihn hatte ich ein bisschen Distanz und Abstand zur Rhön und habe bei Besuchen zu Hause festgestellt, wie schön die Landschaft und die Berge eigentlich sind. Wenn man in der Gegend aufwächst und dort wohnt, wird man mit der Zeit vielleicht ein bisschen blind dafür. 

Ich habe dann angefangen, die Gegend zu Fuß zu erkunden und habe mich dabei peu à peu ins Wandern verliebt. 

In den letzten Jahren wurde es dann immer mehr. Ich habe meinen Freunden in Hannover von den Wanderungen in der Rhön vorgeschwärmt. Ein paar Freunde wollten dann auch mal mit wandern kommen und die Gruppe vergrößerte sich mit den Jahren immer weiter.

Ich habe dann angefangen, einmal im Jahr quasi so ein Event zu starten, wo ich Freunde einlade und wir zusammen durch die Rhön wandern. Ich arbeite dafür immer eine besondere Wanderung aus. Das war immer total das Erlebnis und auch ein Highlight für mich, dass sich meine Freunde dafür begeistern konnten. 

Idyllischer Pfad durch den Wald. Foto: Julian Gick

SC: Du hast jetzt mittlerweile schon drei Bücher herausgebracht. Wie fühlt es sich an, Deine eigenen Wanderführer veröffentlicht zu haben?

Ich würde sagen, beim ersten Mal war es noch sehr spektakulär. Man freut sich schon sehr, das Buch dann richtig in der Hand zu halten. Man hat ewig mit der Recherche verbracht, war vor Ort, hat mit den Menschen gesprochen und auch der Schreibprozess für so ein Buch ist relativ lang und aufwendig. 

Umso mehr freut man sich, wenn man dann das Ganze fertig in der Hand hat. 

Ich möchte nicht zu pragmatisch klingen, aber mit der Zeit wirkt es dann immer mehr wie ein normaler Job. Also ich freue mich schon, wenn das Buch erscheint, aber jetzt beim Dritten fühlt es sich wirklich eher nach einem schönen und besonderen, aber eben nach einem Job an. 

Ich genieße diese Arbeit sehr, aber das Wandern und das Schreiben selbst ist dann doch mehr im Fokus als die Veröffentlichung. Wenn das Buch herauskommt, blättere ich es kurz durch und dann steht es im Regal. Ich weiß ja, was drinsteht. Da ist es dann mehr das Schreiben und das Wandern, was mir Spaß macht.  

SC: Wie bist Du auf die Idee gekommen, Deine Wanderungen in einem Buch zusammenzufassen?

Das ist eine spannende Frage. Ich habe früher schon immer gerne Etappenwanderungen gemacht und bin dann 2015 das erste Mal den Hochrhöner gewandert. Das ist ein Fernwanderweg, der knapp 200 Kilometer durch die Rhön geht.  

Damals gab es noch spärlich Literatur. Das heißt, ich musste mich aufwendig vorbereiten und viel im Internet recherchieren.  

Ich bin den Hochrhöner vor einigen Jahren dann nochmal gegangen. Da hat ein Freund mich auf die Idee gebracht, die Wanderung festzuhalten. Er hat gemerkt, wie gut ich diesen Weitwanderweg kenne und er wusste auch, dass es keine richtige Literatur dazu gibt. Also hat er gesagt: Warum nimmst du das Projekt jetzt nicht selbst in die Hand und schreibst das Buch zu diesem Weitwanderweg, um quasi die Literatur-Lücke zu schließen. 

Das war so leicht gesagt. Ich habe mich dann erkundigt und der eine Verlag war tatsächlich Feuer und Flamme, weil schon lange der Bedarf danach bestand. Ich habe dann den Zuschlag für das Projekt bekommen, diese Literatur-Lücke zu schließen und quasi das erste Wanderbuch über den Hochrhöner Weitwanderweg zu schreiben.  

SC: Dein aktuelles Buch geht jetzt über 20 Tageswanderungen in der Rhön. Wie hast Du entschieden, welche Wanderung es in Dein Buch schafft? Du kennst sicherlich noch viele weitere schöne Wanderwege in der Rhön.

Ja, genau richtig. Für mich war das so ein Herzensprojekt. Das Ganze fing damit an, dass der Verlag angefragt hatte, ob ich es hinbekommen würde, ein Buch über 20 Wanderungen in der Rhön zu schreiben, die keiner so richtig kennt und die nicht markiert sind, also eine Art Geheimtipp. 

Ich hatte dann schnell eine sehr, sehr große Liste an Wanderungen, die mir ans Herz gewachsen sind, und die ich jedem empfehle, wenn er in die Rhön kommt. Auch welche, die ich selbst geplant habe, gerade für die jährlichen Wanderungen mit Freunden aus Hannover. Und da habe ich mir dann 20 herausgepickt, die ich eben besonders schön und abwechslungsreich finde. 

Also ich muss gestehen, zwei oder drei Wanderungen sind dabei, die sind tatsächlich markiert. Es hätte sich nämlich wahnsinnig falsch angefühlt, die in diesem Buch mit den, ich sage mal, 20 schönsten Wege der Rhön nicht mit aufzunehmen.  

Aber 17 oder 18 Wege sind vollkommen neu, nicht beschildert und dementsprechend für viele auch ein echter Geheimtipp. Es geht dabei eben über teilweise in die Jahre gekommene oder verlassene Hirtenpfade oder auch besondere Schluchten, die man entlang läuft. Man hat auf jedem Wanderweg die Möglichkeit, die Rhön neu zu erkunden und tolle Highlights miteinander zu verbinden.  

In dem Buch kann man sich jeden der Wege heraussuchen und hat ein komplett rundes Wandererlebnis, das war mir besonders wichtig.  

SC: Welche Wanderroute gefällt Dir in dem Buch am besten?

Das ist immer die schwierigste Frage. In dem Buch sind 20 meiner Lieblingswege drin. Allerdings gibt es natürlich zwei oder drei Touren, die für mich absolut herrausstechen. Die gehe ich auch jedes Jahr aufs Neue. Die eine ist in meinem Buch direkt Tour 1: Basaltene Höhen. 

An der Tour finde ich es sehr besonders, dass es an der Thüringer Hütte in der Fränkischen Rhön anfängt und man direkt von einem Edelholzwald immer tiefer in so eine Urwaldschlucht hereingezogen wird. Am Anfang läuft man noch über einen Grat an alten Kapellen, Ruinen und historischen Fällen vorbei. Irgendwann endet dieser Grat und es geht in Serpentine immer tiefer in das Buchental hinein. Unten in der Talsohle angekommen, hat man die Möglichkeit, die Basaltprismen anzuschauen, sich an einer Quelle zu erfrischen und den Teufelskeller mitzunehmen. 

Es gibt so viele Highlights auf dieser Tour. Man wird herausgezogen aus dem Alltag, hat die Möglichkeit, Erfrischung unterwegs zu bekommen, und am Ende kann man auch einzukehren. Das finde ich richtig klasse.  

Eine weitere Lieblingstour ist Tour 7 in dem Buch: Aussichtsreiche Weite. Das Schöne bei dieser ist, dass sie in der fuldischen Rhön anfängt und dann in die fränkische Rhön geht. Das heißt, es ist ein Weg, der ein wenig Zusammenhalt fördert. Toll ist auch, dass man zu Beginn durch einen Hallenwald läuft. 

Das ist für Deutschland inzwischen eine Rarität geworden. Hallenwald ist nämlich ein Wald, bei dem es unten keine Pflanzen gibt, und die Äste relativ hoch sind, sodass man in dem Wald das Gefühl hat, man steht in einer grünen Halle.

Man erwandert sich dann ganz am Anfang den Simmelsberg und geht weiter über so eine Art Fünf-Gipfel-Massiv. Absolutes Highlight ist für mich der abschließende Aufstieg auf die hohe Hölle.  Hier sitzt man quasi auf so einem Plateau, und hat einen 360-Grad-Rundumblick.  

Überqueren vom Elsbach, bei einer Wanderung in der Rhön. Foto: Julian Gick

SC: Wie oft bist Du die Wanderungen schon selbst gewandert?

Also viele der Touren im Buch bin ich schon recht oft gegangen. 

Es gibt natürlich besondere Touren, die ich beinahe jährlich gehe, weil ich die wirklich, wirklich gerne mag. Hier entdecke ich auch jedes Jahr wieder was Neues. Das sind eben diese basaltenen Höhen oder die Wanderung “Aussichtsreiche Weite”. Da würde ich sagen, die bin ich bestimmt schon 10 bis 15 Mal gegangen. 

Dann gibt es aber auch Touren, die sind sehr entlegen. Die Rhön ist relativ groß, da muss man sich die Zeit nehmen hinzukommen und auch die Zeit nehmen, da zu wandern. Die bin ich dann etwas seltener gegangen.  

Im Rahmen des Buches war es tatsächlich so, dass ich für die Recherchearbeit viel gewandert bin. Von den 60 Touren, die ich am Anfang in meiner Liste hatte, bin ich sehr viele gewandert. Ich habe diese dann teilweise miteinander kombiniert oder nochmal neu umgeplant. Danach bin ich die Wege nochmal gegangen, um zu gucken, ob alles so funktioniert, wie ich mir das ausgedacht hatte. So war besonders die Wanderzeit für das Buch relativ intensiv. 

SC: Wo bist Du sonst gerne am Wandern, wenn Du mal nicht in der Rhön wandern gehst?

Mein absolutes Lieblingsgebiet ist inzwischen tatsächlich der Kaukasus, da ist es natürlich so, dass man nicht jedes Jahr hinreisen kann, auch im Sinne der Nachhaltigkeit. Das ist dann ein Highlight, das ich mir für alle paar Jahre aufhebe. Aber dann freue ich mich immer riesig, wenn es zum Kaukasus geht. 

In den letzten Jahren habe ich auch Osteuropa total für mich entdeckt, in den rumänischen Karpaten oder durch Transsilvanien zu wandern beispielsweise. Das ist für mich sehr besonders. Gerade in Osteuropa gibt es noch viele eher unerschlossene und sehr authentische Hochgebirge und da hat man dann, wie man das in den Alpen hat, dieses Alpenfeeling nur auf so eine, ich würde sagen fast untouristische Art.  

Also in Osteuropa gehe ich immer sehr gerne wandern und ansonsten auch gerne innerhalb von Deutschland. Hier sind es dann die Mittelgebirge, die ich sehr zu schätzen weiß. Ich finde gerade in Deutschland hat man dann die Möglichkeit, jedes Jahr eine komplett andere Landschaft kennenzulernen, ohne weit reisen zu müssen. 

SC: Hast Du ein Traumziel, wo Du gerne mal wandern gehen möchtest, aber es bisher noch nicht geschafft hast?

2013 bin ich am Rande des Himalayas gewandert, das war ganz im Norden Indiens und ich glaube, wenn ich ein Traumziel nennen müsste, wäre es zum einen Nepal. Nepal würde mich reizen, da war ich jetzt noch nicht, aber stelle ich mir sehr verlockend vor. 

Und ich muss gestehen, es gibt auch im Kaukasus noch ein großes Traumziel, das ist mir bislang auch unerschlossen geblieben. Es ist wahnsinnig schwierig und strapaziös, dahin zu kommen; es ist eine sehr, sehr entlegene Region im Kaukasus. Das wäre für die Zukunft auf jeden Fall noch mein absolutes Traumziel.  

SC: Wo kann man den Wanderführer kaufen?

Ich würde sagen, in jedem guten Buchhandel in der Region. Soweit ich weiß, ist jeder Buchhandel damit ausgestattet. Ansonsten bekommt man den Wanderführer bei den gängigen Seiten im Internet, also von Thalia, Amazon, Google.  

Wobei ich immer ein Fan davon bin, den stationären Buchhandel zu unterstützen, also im besten Falle hat auch der Buchhändler des Vertrauens das Buch vor Ort oder kann das Buch innerhalb von wenigen Tagen bestellen.  

Wer neben dem Buch noch weitere Tipps oder Zusatzinformationen haben möchte, zum Beispiel, wenn sich bei den Wanderungen etwas ändern sollte, kann gerne mein Instagram-Profil anschauen. Hier findet man noch ein wenig Bonus-Material. 

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