Drei Orte in Würzburg, die eine spannende Vergangenheit haben 

Paula Schurbohm

26. Juli 2024

Blick auf Würzburg. Foto: Pascal Höfig
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Blick auf Würzburg. Foto: Pascal Höfig

Wenn man durch Würzburg spaziert, erfreut man sich am Grün vom Ringpark, dem großen Marktplatz, der schönen Marienkapelle und noch vielen weiteren wunderbaren Orten. Was für spannende und dunkle Geschichten sich hinter einem Ort manchmal verbergen, ist einem dabei oft nicht klar. Drei Orte mit einer spannenden Vergangenheit haben wir im Folgenden zusammengetragen.  

Die Vergangenheit des Ringparks  

Wo heute Flunkyball gespielt, gelesen, Sport getrieben wird oder sonstige Freizeitgestaltung stattfindet, befand sich noch bis 1856 eine Festungsanlage. Statt grünen Wiesen, Blumen und Bäumen gab es Mauern, Gräben und ein kahles Schussfeld. Der heutige Ringpark diente ursprünglich dazu, die Stadt Würzburg vor äußeren Angriffen zu schützen. Mit 14 Meter hohen Mauern und einem kahlen Schussfeld umschloss die Befestigungsanlage Würzburg.  

Nachdem Würzburg ab 1856 nicht mehr als Festungsstadt galt, kaufte die Stadt Würzburg die Fläche der Befestigungsanlage auf. Ab 1869 begann der Abbruch der Wallanlagen und die Umsetzung bis hin zum heutigen Ringpark konnte beginnen. Die Hauptumgestaltung fand zwischen 1880 und 1900 statt, und wurden vom aus Schweden stammenden Stadtgärtner Jöns Person Lindahl geleitet. Sein Plan war es, auf den eingeebneten Wallanlagen einen Park im „Englischen Stil“ zu errichten.

Anfangs viel Kritik und Ablehnung an Pläne

Seine Pläne kamen international gut an und er erhielt sogar den 1. Preis der Internationalen großen Bauausstellung in St. Petersburg. Doch innerhalb von Würzburg erhielten seine Pläne einige Kritik und bekamen viel Ablehnung. Ihm wurde vorgeworfen, er setzte sich über die Meinung der Bürger hinweg, verschwende Geld und wolle dem Park eine neuartige Mode aufzwingen. Immer wieder wurden große Teile seiner Pläne abgelehnt. Lindahl erkrankte stark durch den Stress und erlebte einen Nervenzusammenbruch. Auch eine Kur brachte nichts mehr. Ohne sein Projekt beenden zu können, erschoss sich der Gärtner 1887 im Ringpark auf Höhe der Ottostraße. 

Stadtgärtner Engelbert Sturm nahm daraufhin die Pläne von Lindahl an und beendete sein Projekt. Das Klein-Nizza wurde als letzter Abschnitt im Jahr 1900 fertiggestellt. Seither sind noch so einige Denkmäler und Wasseranlage dem Park hinzugefügt worden. Zudem hat sich die Breite des Parks, besonders im nördlichen Teil, durch Verkehrsanlagen verringert. Insgesamt ist noch etwas über 90 % der ursprünglichen Größe der Parkanlage vorhanden.  

Heute Kulturhaus, früher Gefängnis, Besserungsanstalt und Treffpunkt der Hitlerjugend 

Ob Poetry Slams, Küche für Alle, Lesungen, Töpfern oder sonstige Veranstaltungen, im Jugendkulturhaus Cairo gibt es ein großartiges Angebot. Doch so herzlich ging es in dem Gebäude nicht immer zu. Es diente unter anderem schon als Militärgefängnis, Frauengefängnis und Treffpunkt der Hitlerjugend.  

Entstanden ist der Rohbau des Gebäudes zwischen 1812 und 1814 durch Landbaumeister Peter Speeth. Peter Speeth plante den Bau eines Frauenzuchthauses und nach der Fertigstellung diente das Gebäude zwischen 1828 und 1842 auch tatsächlich als ein Zuchthaus. Ab 1842 veränderte sich die Nutzung des Gebäudes hin zu einer Militärpflegestation. Etwa sieben Jahre später wurde das Gebäude ein Militärgefängnis und als Unterkunft für Militärsträflinge benutzt.  

Blitzeinschlag 1869

Im Anschluss wurde das Gebäude 1857 zu einem Frauengefängnis umfunktioniert. 1869 schlug ein Blitz in das Gebäude ein, steckte es in Brand und löste für ein paar Jahre die Schließung des Gefängnisses aus. Nach einigen Renovierungsarbeiten wurde das Gefängnis aber 1875 wieder genutzt. Erst 1909 wurde es aufgelöst und eine Besserungsanstalt für Jungen mit angegliedertem Heim zog ein.  

Erst 1936 wurde das Gebäude des heutigen Kulturhauses nicht mehr als Heim genutzt. Es wurde nun zu einer Jugendherberge umfunktioniert. Doch auch das war noch nicht ganz das helle Licht am Ende des Tunnels der dunklen Vergangenheit. Zur Zeit des Zweiten Weltkrieges nutzte die Hitlerjugend das Gebäude als Treffpunkt.  

Nachdem das Gebäude als Notlazarett und vorläufiges Quartier der Regierung von Unterfranken genutzt wurde, wurde nun der Grundstein fürs heutige Jugendkulturhaus gelegt. Ab 1956 nannte sich das Gebäude das „Haus der Jugend“.  Nach einem großen Umbau 1986 eröffnete schließlich das Cairo die Türen im Jahr 1987 und begann sich bis zur heutigen Verwendung weiterzuentwickeln. 

Die Schattenseite des Marktplatzes und der Marienkapelle 

Nicht nur das Cairo hat eine spannende Vergangenheit, auch der Marktplatz und die Marienkapelle sind von so einigen Schatten der Vergangenheit geprägt.  

An der Stelle, an der die Marienkapelle heutzutage steht, befand sich früher eine Synagoge. Im Zusammenhang mit der Vernichtung der jüdischen Gemeinde wurde jene allerdings 1349 zerstört. Auch weitere Teile des jüdischen Viertels, welches sich ursprünglich auf dem Gebiet des heutigen Marktplatzes befand, wurden zu dieser Zeit vernichtet. Wo heute Obst und Gemüse gekauft, entlanggeschlendert und die Kirche bestaunt wird, wohnten also früher Personen jüdischen Glaubens. 

Im  Mittelalter zunächst sicherer Ort für Juden, später „Weinreben-Pogrom“

Noch zu Beginn des 14. Jahrhunderts war Würzburg ein überwiegend sicherer Ort für Juden. Aufgrund der florierenden Handelstätigkeiten der Juden hatten alle Seiten ein Interesse an einem funktionierenden Schutz der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger. Ab 1329 wurden dann die ersten Bestimmungen eingeführt. Die jüdische Bevölkerung musste von nun an Kleidung trage, die sie als Juden kennzeichnete und durfte an Ostersonntag die Straßen nicht betreten. Als es 1336 zur Armleder-Verfolgung in Franken kam und auch bei weiteren Pogromen, stellte sich die Stadt Würzburg zunächst schützend vor die Juden. Innerhalb der Stadtmauern konnten Juden so einem relativ normalen Leben nachgehen.  

Das änderte sich jedoch 1348, als sich die Pest besonders stark verbreitete. Die Bevölkerung begann „Die Juden“ zu beschuldigen, die Brunnen vergiftet zu haben und es kam zu vielen grausamen Verfolgungen. Für Würzburg war ein Kipppunkt erreicht, als im Frühjahr 1349 die gesamte Weinernte durch ein Frostwetter vernichtet wurde. Es kam zu dem sogenannten „Weinreben-Pogrom“. Die jüdischen Geschäfte, Wohnungen und Häuser wurden geplündert, alle Juden, die entdeckt wurden, ermordet und das jüdische Viertel vernichtet.  

An dieser Stelle befindet sich heute der Markt und an der Stelle des damaligen Judenviertels, und wo nun die Marienkapelle steht, war einst eine Synagoge.  

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