Ausflugstipp im Herbst: Pilze sammeln im Irtenberger Wald
Wuerzburgerleben
8. Oktober 2024

Wer sich gut auskennt, kann im Irtenberger Wald reichlich Pilze finden. Foto: Fjord77/Pixabay
Würzburg gilt bayernweit als eine der Städte mit dem kleinsten Baumbestand. Dafür eröffnen sich rund um die bayrische Großstadt einige schöne Wälder und Naturparks, die wir gerade angesichts der verfärbten Blätter im Herbst in vollen Zügen genießen. Neben dem Gramschatzer Wald und dem Würzburger Stadtwald zählt vor allem der mehr als 500 Hektar große Irtenberger Wald bei Kist dazu. Zusammen mit dem Guttenberger Wald bildet er ein über 4.000 Hektar großes Naturwaldgebiet, das in den Herbstmonaten auch Pilzesammler anzieht. Wieso und wo genau sich das geschützte Waldgebiet zum Pilze sammeln besonders lohnt, steht hier.
Naturwald Irtenberger Wald: Wo unter Buchen Pilze gedeihen
Rund zehn Kilometer südwestlich von Würzburg eröffnet sich mit dem Naturwald Irtenberger Wald seit 2020 eines der größten Waldschutzgebiete in ganz Unterfranken. Hier findet weder eine Bewirtschaftung noch eine Holzentnahme statt, sodass sich die Bäume auf natürliche Art und Weise ganz ohne menschlichen Eingriff entwickeln. Angesichts der vergleichsweise geringen Niederschläge und des warmen Klimas wachsen auf den Mischlehmböden des Naturschutzgebiets vor allem Buchen und Eichen. Dabei ist der aktuelle Baumbestand von jahrhundertealten Exemplaren geprägt. Vereinzelt sind hier auch Nadel- und Edellaubbaumarten sowie Wildobstbäume zu Hause, die eine noch höhere Biodiversität schaffen. Artenreich ist aber nicht nur der Baumbestand: Zahlreiche Tierarten fühlen sich in dem geschützten Areal wohl, so neben seltenen Fledermausarten auch Vogelarten wie Halsbandschnäpper. Für Würzburger Familien mit Kindern ist der Naturwald Interenberger Wald mit seinen zwei Rundwegen schon allein deshalb immer einen Besuch wert.
Aber nicht nur das: Auch Pilzfreunde haben guten Grund, das Waldgebiet zu durchforsten. Denn auf den Muschelkalk- und Lößböden wachsen teils seltene Exemplare, die in Bayern sonst nur schwer zu finden sind. Seit 2019 erwartet Besucher auch das erste bayrische Pilzschutzgebiet im Irtenberger Wald. In fußläufiger Entfernung zum Naturwald und im Norden des Naturschutzgebiets Blutsee-Moor ist hier ein Hektar unbewirtschafteter Eichenwald vielfältigen Pilzarten gewidmet. Ein Gatter soll hungrige Wildtiere fernhalten. Vor Pilzsammlern sollten die dort wachsenden Pilze im Unterschied dazu nicht per se bewahrt werden. Extrem seltene Arten wie Steinpilze mit schwarzen Kappen sollten zwar stehengelassen werden, aber verbreitetere Pilze darf man aus dem Boden drehen. Was Pilzsammler dabei beachten sollten.
Pilzkunde: Welche Pilzarten im Irtenberger Wald wachsen
Insgesamt ist der Pilz eines der vielfältigsten Gewächse auf dem Planeten. Mehr als 10.000 verschiedene Pilzarten gibt es allein in Bayern. Gerade in mitteleuropäischen Buchenwäldern wie im Großteil des Irtenberger Walds ist eine extrem vielfältige Pilzartengemeinschaft anzutreffen. Denn kaum eine Buche kommt ohne Mykorrhizapilze aus wie
- Täublinge, darunter zum Beispiel Speisepilze wie der begehrte Frauentäubling.
- Milchlinge, von denen die meisten ungenießbar bis giftig sind.
- Röhrlinge, darunter der beliebte Maronenröhrling und der zusammen mit Alkohol giftige Hexenröhrling.
- Leistenpilze, darunter beispielsweise der edle Pfifferling.
- Schleierlinge, von denen bis auf die dunkelviolette Variante die meisten nicht als Speisepilze gelten.
Oft findet man auch Risspilze, Wulstlinge und Knollenblätterpilze in Buchen- und Eichenwäldern. Dank der Kalkböden, auf denen sich Buchen besonders wohlfühlen, können Schwammerlsucher zudem oft Morchelarten entdecken. Denn diese brauchen das Mineral zum Wachsen. Sogar echte Sensationen gibt es hinter dem Gatter des Pilzschutzgebiets Irtenberger Wald zu finden, beispielsweise den hierzulande seltenen Eierwulstling. Als Hauptsaison für die Pilzjagd gilt der Zeitraum von September bis Oktober. Ein Grund dafür sind die herbstlichen Niederschläge. Denn für das Wachstum von Pilzen ist eine grundlegende Feuchte erforderlich. Am besten sprießen viele Arten etwa zehn Tage nach Regenfällen, solange es noch nicht zu kalt ist. Viele Sorten brauchen Temperaturen zwischen zehn und 25 Grad Celsius, sodass Sammler am besten den Wetterbericht im Auge behalten. Wegen des hohen Zeckenvorkommens in Bayern sollte man zum Pilzesuchen rund um Würzburg übrigens immer lange Hosen tragen: Gut geeignet sind Cargohosen aus robustem Stoff, die mit ihren vielen Taschen auch ausreichend Platz für nützliche Accessoires wie Pilzmesser oder Pilzpinsel bieten.
Essbar oder nicht: Wo man in Würzburg eine Pilzbestimmung durch Experten wahrnehmen kann
Fündig wird man im Irtenberger Wald dank der guten Bodenbedingungen in der Schwammerlhauptsaison fast immer. Doch was man nicht mit Sicherheit kennt und bestimmen kann, lässt man lieber stehen. Denn Pilzvergiftungen gibt es in Deutschland immer häufiger. Im Falle des weißen und grünen Knollenblätterpilzes, den man leicht mit Champignons und Bovisten verwechseln kann, sind es manchmal sogar tödliche. Auf App-Angebote und Bücher sollte sich bei der Bestimmung übrigens niemand verlassen. Die Unterschiede zwischen essbaren und giftigen Pilzen sind oft marginal und nur im Schnittbild erkennbar. Wer sich selbst nicht gut genug auskennt, schließt sich lieber einer erfahrenen Pilzgruppe an oder nimmt Angebote der Würzburger Volkshochschule in Anspruch. Auch die Pilzfreunde Mainfranken und die Würzburger Umweltstation bieten Pilzberatungen an. Damit die Bestimmung durch Experten auch gelingt, sollte der gesamte Pilz aus der Erde herausgedreht und nicht nur abgeschnitten werden. Denn was man über der Erde sieht, ist nicht der eigentliche Pilz, sondern nur der Fruchtkörper – und rein anhand der Frucht fällt eine genaue Einordnung oft schwer. Hilfreich sind für die Experten zudem Informationen zum Fundort. Am besten sieht man sich bei jedem Pilzfund die umliegenden Bäume und den Boden an, um bei der Bestimmung wichtige Anhaltspunkte geben zu können.
Die Texterstellung erfolgte in Kooperation mit einem externen Redakteur.