Konzertlocations, Theater und andere kleinere Orte der Kultur in Würzburg

Philipp Heilgenthal

8. Oktober 2024

Konzert im B-Hof. Foto: Daniel Peter.
Zugezogen Maskuli

Konzert im B-Hof. Foto: Daniel Peter.

Würzburgs Kulturszene hat alles zu bieten was das Herz begehrt. Egal, ob Konzerte, Theater, Lesungen oder Comedy: Zahlreiche, von einander unabhängige Konzertlocations, Bühnen und Theater sorgen das ganze Jahr über für ein reichhaltiges Kulturprogramm in der kleinen Großstadt. Es ist daher Zeit, kleinere Bühnen fernab von Mainfranken Theater, Congress Centrum und Posthalle einmal genauer zu präsentieren. Unsere Übersicht zeigt Konzertlocations, Theater und Orte der Kultur in Würzburg 2023, bei denen der Kulturbetrieb im Vordergrund steht.

Konzertlocations in Würzburg

Eingang zur Rockbar Immerhin unterhalb der Posthalle. Foto: Silvia Gralla.

Immerhin: Nichtkommerzielle Untergrundrockbar

In den tiefen Katakomben der Posthalle am Hauptbahnhof in Würzburg liegt gut versteckt die Bar „Immerhin“ – ein echtes Refugium für alle Fans harter Gitarrenriffs. Der liebevoll eingerichtete Barraum erinnert an einen Punkkeller aus den späten 70er Jahren. Im Raum nebenan finden wöchentlich Konzerte statt. Von Stoner Rock über Garage-Punk bis hin zu Death Metal: Hauptsache es rockt! Freitags und samstags ist in der Regel immer ab 21 Uhr geöffnet, regelmäßig ist bei einem Konzert auch unter der Woche geöffnet.

Das sind die Nachwehen von Corona bei Würzburger Konzertlocations

Und das Beste: Der offizielle Jugend- und Kulturtreff wird ehrenamtlich und nicht-kommerziell betrieben. Das heißt, hier gibt es unschlagbare Getränke- und Konzertpreise. Wenn mal keine Liveband spielt, findet ein DJ-Abend mit ausgewählter Musik statt. Ein echter Geheimtipp für alle Rockfans.

Der Kulturkeller Z87 im Bürgerbräu-Areal. Foto: Johannes Kiefer.

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Keller Z87: Kultur- und Kreativzentrum im Kessel

Im Bürgerbräuareal am Ende der Zellerau ist der Keller Z87 beheimatet. Träger des Kulturkellers ist der genossenschaftliche »Förderverein der kulturellen Vielfalt im Keller z87 e.V.«. Seit 2019 bietet der Keller Z87 Raum für Jazz, Rock, Electric Blues, Klassik, Tango, Poetry und Comedy Slams, Varietés, Talks, Lesungen und vieles mehr. Musikalisch also ein Ort für Leute, die anspruchsvolle, zeitgenössische und handgemachte Livemusik verab von Popgeträller oder automatisierten Beats mögen und schätzen. Daneben kann der Gewölbekeller auch für Privat- und Firmenveranstaltungen gemietet werden

Das Jugendzentrum B-Hof, benannt nach dem Bechtholzheimer Hof. Foto: Silvia Gralla.

Jugendzentrum B-Hof: Anlaufstelle Nummer eins für Metalfans und Nachwuchsbands

Seit 1991 ist der B-Hof ein von der Stadt Würzburg betriebenes Jugendzentrum. Der Name steht für die Abkürzung von Bechtholzheimer Hof – dem Barocken Gebäudekomplex zwischen Dom und Residenz, in dem das Jugendzentrum beheimatet ist.

Neben Jugendcafé und verschiedenen Workshopangeboten befindet sich im Keller ein Proberaum und – das Prachtstück des B-Hofs – der Liveclub, in dem regemäßig Konzerte stattfinden. Vor allem für die Metalszene in Würzburg und weit darüber hinaus ist der B-Hof seit jeher Anlaufstelle Nummer eins. Hauptziel des B-Hofs ist es, lokalen Nachwuchsbands eine Bühne zu bieten.

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Die Kellerperle im Keller des Studentenhauses am Sanderring. Foto: Philipp Heilgenthal.

Kellerperle: Hort für studentische Kultur in Würzburg

Nach einer langen, coronabedingten Pause ist seit Herbst 2022 in der Kellerperle endlich wieder Leben. Das unkommerzielle studentische Kulturzentrum, im Keller des Studentenhauses am Sanderring gelegen, wird ehrenamtlich von Studenten betrieben. Der Untergrund der Mensa am Studentenhaus ist jeden Montag zum Perlenkino und jeden Dienstag zum Jazz Jam geöffnet. Ansonsten sind die Öffnungszeiten je nach Veranstaltung abweichend. Die Kellerperle bietet studentischen Initiativen und Non-Profit-Organisationen einen Raum für ihre Treffen und Aktivitäten. Nachwuchsbands finden hier ebenso eine Bühne wie Komiker und Autoren.

Das Jugendzentrum Cairo unterhalb der Festung. Foto: Silvia Gralla.

Jugendzentrum Cairo: Kunst und Kultur auch zum Selbstgestalten

Das ehemalige Gefängnis im alten Mainviertel blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück. Seit 1987 ist das Cairo jedoch fest verankerte Anlaufstelle für Jugendliche und junge Erwachsene. Zum kulturellen Angebot des Jugendzentrums der Stadt Würzburg heißt es auf dessen Website: „Die vielfältigen jugendkulturellen, subkulturellen, soziokulturellen und popkulturellen Angebote werden vorwiegend von ehrenamtlichem Engagement getragen.“

Neben (Impro-)theater und Lesungen (junge Lesebühne) finden im Cairo unter anderem regelmäßig Konzerte statt. Die Bandbreite reicht von lokalen Nachwuchs- bis zu international bekannten Musikerinnen und Musikern. Im Gegensatz zum B-Hof finden hier meist Genres der ruhigeren Gangart eine Bühne, wie zum Beispiel Songwriter oder Indiepop. Dennoch ist das Musikprogramm im Cairo von Rap bis Punk sehr vielseitig. Außerdem werden im Jugendzentrum in der Burkarder Straße von Töpfern über Schreibwerkstatt bis hin zu K-Pop-Tanz mehrere, zum Teil kostenlose Kurse rund um Kunst und Kultur angeboten.

Theater in Würzburg

Das Theater Chambinzky. Foto: Foto: Thomas Obermeier

Das Theater Chambinzky. Foto: Foto: Thomas Obermeier

Theater Chambinzky: Nostalgisch-heiteres Großstadtflair

Unter dem Motto „In Würzburg weltbekannt“ punktet das Chambinzky Theater mit Stil und Charme. Die Einrichtung bringt Großstadtflair aus goldenen alten Zeiten nach Würzburg. Seit 1983 existiert das Theater samt Bar in der Valentin-Becker-Straße, unweit von Residenz und Südbahnhof. Der Name „Chambinzky“ ist durch eine Wortzusammensetzung aus „chambre-théàtre“ – Französisch für Zimmertheater – und dem Gründer Rainer Binz enstanden, sollte jedoch in erster Linie heiter klingen. Im Dezember 2023 kam jedoch der Paukenschlag für die Verantwortlichen des Theaters: Das Chambinzky muss umziehen. Kurze Zeit später stand bereits fest, dass der Chambinzky e.V. künftig im ehemaligen Bockshorn im Kulturspeicher unterkommt. Ab dem 2. November beginnt für das Chambinzky die Übergangsphase. Dann sind sowohl am alten Standort, auf der Kammerbühne, als auch am Alten Hafen, im Hafentheater, Theaterstücke zu sehen sein.

Dramaturgisch ist das Chambinzky vor allem für muntere Komödien über irrwitzige zwischenmenschliche Beziehung bekannt. Doch das private Theater hat mit dem Kulturklub, der vorerst in der Valentin-Becker-Straße bleiben wird, viel mehr als nur Schauspiel zu bieten: Regelmäßige Irish Folk – beziehungsweise Jazz Sessions, Lesungen, Konzerte, Comedy und besondere Parties wie die GayDisco sorgen im Kulturklub des Chambinzky jeden Monat für prall gefülltes, abwechslungsreiches Kulturprogramm. Außerdem ist die beliebte Hausbar mehrere Tage in der Woche geöffnet.

Innenansicht der Theaterwerkstatt am Dom. Foto: Johannes Kiefer.

Theaterhalle am Dom: „Alles ist Tanz“

Die Theaterhalle am Dom unterhalb des Museums am Dom unterscheidet sich in einem Merkmal im Vergleich zu allen anderen Theatern in Würzburg essenziell: Unter dem Motto „Alles ist Tanz“ werden reine zeitgenössische Tanzperformances aufgeführt. Das „Kollektiv anderer Tanz“ rund um den Choreographen Thomas K. Kopp präsentiert sich in seinen Vorstellungen ausdrucksstark und modern. Daneben betreibt das Kollektiv ein Kunstcafè, in dem regelmäßig Bilderausstellungen zu sehen sind.

Aufführung im Theater am Neunerplatz. Foto: Thomas Obermeyer.

Theater am Neunerplatz: Der „Geburtsort“ von Erwin Pelzig

Das Theater am Neunerplatz in der Zellerau ist in erste Linie traditionell ein Kindertheater. Das Privattheater finanziert sich seit 1985 durch Eintrittsgelder, Fördersummen und Mitgliedsbeiträgen aus dem „Förderverein Theater am Neunerplatz“. 2020 organisierte der Verein erstmals das Kulturfestival „Kultur aus’m Hut“ mit Theater, Musik, Workshops und Literatur im Freien und auf Spendenbasis. Worauf das Theater am Neunerplatz besonders stolz sein kann: Hier trat der wohl berühmteste Würzburger Kabarettist Frank-Markus Barwasser 2000 erstmals als Erwin Pelzig auf. Die Kunstperson ist vor allem bekannt aus der ZDF-Satiresendung „Neues aus der Anstalt“.

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Blick auf das Theater Spielberg in Grombühl in Würzburg. Foto: Daniel Peter.

Puppentheater Spielberg und Kasperhaus: Mehr als nur Kasperlestheater

Zwei reine Puppentheater besitzt Würzburg. Das Theater Spielberg befindet sich seit 1983 in einem idyllischen Hinterhof der Reiserstraße in Grombühl. Das Kasperhaus in Heidingsfeld ist an der Stadtmauer in der Julius-Echter-Straße beheimatet. In beiden Theatern werden neben den klassischen Stücken mit dem Kasperle unter anderem auch Märchen sowie Stücke nur für Erwachsene aufgeführt. Sowohl das Theater Spielberg als auch das Kasperhaus kann man für Sonderveranstaltungen wie zum Beispiel für Schulklassen buchen.

Theater Ensemble. Foto: Ulises Ruiz.

Theater Ensemble: Alte Klassiker neu interpretiert

Im Theater Ensemble herrscht eine sehr familiäre Atmosphäre. Der Name rührt daher, dass es im Theater Ensemble Theaterbegeisterten offen steht, sich auszutauschen und auszuprobieren. Hier wird Theater gelebt. Das Theater Ensemble hat mehrere kleine Spielstätten, darunter auch eine Sommerbühne im Freien. Meist werden Theater- oder Literaturklassiker modern, abstrakt und zum Teil experimentell neu interpretiert. Die Theaterstücke sind in der Regel ernst und etwas anspruchsvoll. Zwanzig Jahre lang war das freie Theater im Rathaushof beheimatet, ehe es 2017 in das  Bürgerbräu-Areal in der Zellerau umzog.

Aufführung in der Theaterwerkstatt. Foto: Patty Varasano.

Theaterwerkstatt in Würzburg: Ältestes Privattheater Würzburgs

Direkt hinter dem Mainfrankentheater versteckt befindet sich die Theaterwerkstatt, Würzburgs ältestes Privattheater. Wolfgang Schulz hatte die kleine Bühnenperle in den Kellerräumen der Rüdigerstraße 4 zu Beginn der 1980er gegründet, damals unter dem Namen „Werkstattbühne“. Das kleine Theater mit nur rund 60 Plätzen soll an eine Werkstatt für Kunst und Kultur erinnern. Zuschauer sitzen teils direkt vor der Bühne und können den Atem der Schauspielerinnen und Schauspieler spüren. Vor allem experimentelle Theaterstücke finden auf der Bühne der Theaterwerkstatt ihren Platz, der kleine Theaterraum wird dabei für die Kulturschaffenden eher als ein Ansporn als Hindernis gewertet. Zur Theaterwerkstatt gehört eine kleine Bar im Besucherraum.

Ansicht auf das Theater Augenblick am Sonntag 05.02.23 am Oskar Laredo Platz in Würzburg.

Theater Augenblick: Einziges inklusives Theater Bayerns

Das Theater Augenblick wird seit 1998 von den Mainfränkischen Werkstätten in Eigenregie geführt. Daher stehen in diesem Theater vor allem Menschen mit Behinderung auf der Bühne. Damit ist das Theater Augenblick in Würzburg das einzige inklusive Theater in Bayern. Seit jeher fanden die Bühnenstücke direkt in den Mainfränkischen Werkstätten im Industriegebiet Ost statt. 2022 konnten die Verantwortlichen im alten Hafen in der Veitshöchheimer Straße endlich eine zentralere Spielstätte finden, mit der sie seitdem äußerst zufrieden sind.

Sonstiges

Stammgäste schätzen am Kunsthaus Michel vor allem den besonderen künstlerischen Flair. Foto: Aaron Niemeyer

Kunsthaus Michel: Kulturelles Allerlei

Eigentlich ist das Kunsthaus Michel in der Semmelstraße ein stilvoller Laden für Bildeinrrahmungen. Doch werden hier nicht nur Kunstwerke professionell eingerahmt, sondern auch regelmäßig in Ausstellungen gezeigt. Daneben finden im Kunsthaus Michel zum Teil wöchentlich, meist donnerstags, Kulturveranstaltungen aller Art statt. Konzerte und Tanzvorführungen reichen von Weltmusik über Jazz bis Klassik; Lesungen sind mal spannend, mal lyrisch, mal musikalisch untermalt. Trotz oder gerade aufgrund der Vielfalt an kulturellen Veranstaltungen zeichnet das Kunsthaus Michel in Würzburg ein großes, treues Stammpublikum aus. Die Eintrittgelder kommen laut Betreiber Gerd Michel vollständlich den Künstlerinnen und Künstlern zugute.

Das Programmkino Central im Bürgerbräu. Foto: Johannes Kiefer.

Central im Bürgerbräu: Programmkino im Gewölbekeller

Das Central gründete sich 2010 aus einer Initiative zur Erhaltung eines Programmkinos in Würzburg (nach der Schließung des Corso Progammkinos). Zunächst stellte die Genossenschaft Programmkino Würzburg seine Filmleinwände im ehemaligen Mozart-Gymnasium gegenüber der Residenz auf. 2016 zog das Central in den beeindruckenden, damals von Grund auf sanierten, Gewölbekeller des Bürgerbräu-Areals ein.

Im Central werden unkommerzielle, künstlerisch wertvolle Filme fernab von Hollywoodschemata und überladenen Specialeffects gezeigt. Um die Authentizität zu bewahren, werden ausländische Filme oft in Originalsprache übertragen und mit Untertiteln versetzt. Beliebte jährlich stattfindende Sonderveranstaltungen im Central im Bürgerbräu sind das italienische Filmfestival im November und das internationale Filmwochenende im Januar.

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