Igel erstmals potenziell gefährdete Art: Tipps zur Igelrettung

Paula Schurbohm

15. November 2024

Zwei Igel mit Futterschale im Laub

Trotz der spitzen Stacheln werden Igel als sympathisch wahrgenommen – sie sind inzwischen als potenziell gefährdete Art eingestuft. Die LWG gibt Tipps für igelfreundliche Gärten. Foto: Dr. Beate Wende, LWG Veitshöchheim

Zum ersten Mal hat die Weltnaturschutzunion (IUCN) den Igel in ihrer Roten Liste der bedrohten Arten als „potenziell gefährdet“ eingestuft. Die Fachleute der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim haben deshalb Tipps, wie man den Igeln helfen kann – das geht nämlich oft schon mit kleinen und einfachen Veränderungen!

Gefahren für Stacheltiere

Der westeuropäische Igel wird immer seltener. Schätzungsweise werden bis zu einer halben Million Igel jährlich überfahren. Eine weitere rollende Gefahr für die Tiere sind Mähroboter, die in der Dämmerung Igel oft nicht bemerken. Die nachtaktiven Tiere besitzen einen hervorragenden Orientierungssinn. Sie merken sich Futter- und Nistplätze und speichern davon eine Karte in ihrem Gedächtnis.

Um Gefahrenstellen zu vermeiden und den Garten igelfreundlich zu gestalten, braucht es nicht viel bzw. man muss stellenweise sogar gar nichts tun, so die Experten von der LWG. Unordentlichkeit ist Trumpf für Igel! Besonders wichtig sei es, dass der Garten nicht hermetisch abgeriegelt ist, sondern in der Umfriedung des Grundstücks, zum Beispiel in der Hecke, kleine Schlupflöcher für Igel offen sind. Mit Aufmerksamkeit beim Autofahren, den Verzicht, Mähroboter in der Dämmerung oder Dunkelheit mähen zu lassen und ein wenig Unordentlichkeit im Garten ist der Igelbevölkerung somit schon schnell geholfen.

Was tun, wenn man einen Igel findet?

Der Landesbund für Vogel- und Naturschutz hat viel Wissenswertes zusammengestellt, mit Tipps zur „Ersten Hilfe“, wenn man einen Igel findet. Das gilt es unbedingt zu beachten:

  • Igel nur aufnehmen, wenn sie verletzt sind oder hilfsbedürftig scheinen.
  • Schutzhandschuhe tragen, da Igel Krankheiten (z.B. Bornavirus) übertragen können.
  • Keine Milch füttern! Igel sind laktoseintolerant. Von Milch bekommen Igel Koliken, die auch tödlich enden können. Frisches Wasser in einer flachen Schale reicht aus.

Tipps für igelfreundlichen Garten

  • Keine Mähroboter, die in der Dämmerung und Dunkelheit noch aktiv sind.
  • Den Einsatz von Laubsaugern/-bläsern im heimischen Garten abblasen: Igel legen ihre Winterquartiere gerne in kuscheligen Laubhaufen an.
  • Keine hermetisch abgeriegelten Gärten, die keinen Igeldurchschlupf zulassen.
  • Schottergärten sind Igelwüsten.
  • Gartenteiche oder -tümpel brauchen eine „Ausstiegshilfe“, wie z.B. ein kleines Brett.

Igel-Challenge: Aufruf zum Igel-Melden

Wildtier des Jahres 2024

In Deutschland kommen typischerweise Braunbrustigel (Erinaceus europaeus) vor. Unverkennbar ist ihr Stachelkleid, das aus 5.000 bis 8.000 Stacheln besteht. Der ideale Lebensraum der Igel ist klein strukturiert, mit Bäumen, Hecken und Gebüschen, Brach- und Wiesenflächen und auf keinen Fall zu ordentlich. Unter Totholz- und Laubhaufen bauen sich Igel gerne ihre Verstecke. Die Kulturlandschaft vor der großen Maschinenrevolution war ein Paradies für Igel. Es verschwand zunehmend mit der Monotonisierung der Landschaft. Auch in den Dörfern und Städten werden die Igellebensräume wegen Schottergärten und englischer Rasenmentalität immer geringer. Daher wurde der Igel von der Wildtierstiftung zum „Tier des Jahres 2024“ gewählt.

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