Schrecklicher Messerangriff im Aschaffenburger Park Schöntal
Philipp Heilgenthal
22. Januar 2025

Angriff mit einem Messer. Symbolbild: Pascal Höfig
Update 29.01.: Wie das Polizeipräsidium Unterfranken mitteilt, kursieren derzeit zahlreiche falsche Fotos des 41-jährigen Todesopfers auf sozialen Medien. Sie werden teilweise zur politischen Instrumentalisierung missbraucht. „Nicht richtig ist es aus unserer Sicht, die Namen und noch schlimmer Fotos von falschen Personen im Internet zu verbreiten und teilweise für eigene Botschaften zu missbrauchen“, heißt es dazu.
Statement der Familie des Opfers: Kai-Uwe D. war nicht politisch aktiv
Zu den falschen Fotos veröffentlichte die Polizei nun ein Statement der Familie des verstorbenen Kai-Uwe D. Darin heißt es: „Bitte respektieren Sie, dass wir unseren Verlust in Ruhe und außerhalb der Öffentlichkeit verarbeiten möchten. Kai-Uwe war weder politisch aktiv noch einer Partei zugehörig. Es gibt keine Bilder von ihm im Internet. Die dort gezeigten Fotos, auch mit Parteihintergrund, sind eine Fälschung. Wir sind zutiefst bestürzt über dieses respektlose Verhalten und bitten darum, unseren Schmerz nicht auszunutzen.“
Abschließend schreibt die unterfränkische Polizei: „Denken Sie bitte an die Angehörigen, die den schmerzlichen Verlust eines geliebten Menschen verkraften und verarbeiten müssen. Die Verbreitung der Namen und Fotos in den sozialen Medien ist hier nicht hilfreich und zeugt eben nicht von wirklicher Anteilnahme.“
In Aschaffenburg ist es heute Mittag zu einem schlimmen Messerangriff gekommen, der nach bisherigem Stand zwei Todesopfer forderte, darunter ein Kind. Ein Tatverdächtiger konnte von der Polizei gefasst werden. Die Tat ereignete sich gegen 11:45 Uhr in der Parkanlage Schöntal mitten in Aschaffenburg.
41-Jähriger will Kind schützen und wird erstochen
Aufgrund von mehreren Gewaltverbrechen in der jüngsten Vergangenheit wurde der Park Schöntal zwischen der Aschaffenburger Altstadt und der Citygalerie von der Polizei zuletzt bereits als „gefährlicher Ort“ eingestuft. Nach bisherigen Erkenntnissen waren gegen 12:30 Uhr zahlreiche Polizeifahrzeuge und Rettungswägen auf dem Weg zum Park Schöntal. Dort fanden sie fünf Opfer eines Messerangriffs vor. Zwei von ihnen – ein 41-jähriger Deutscher und ein erst zweijähriger marokkanischer Junge – starben noch an Ort und Stelle. Der tatverdächtige 28-jährige afghanische Staatsangehörige soll mit einem Küchenmesser auf seine Opfer eingestochen haben.
Berichten des Main-Echos zufolge soll sich der 41-Jährige sich zwischen den Tatverdächtigen und dem verstorbenen Kind und weiteren Personen gestellt haben, um die schreckliche Tat noch zu verhindern. Der 41-Jährige musste seine Zivilcourage mit dem Leben bezahlen.
Motiv bisher unklar
Den Ermittlungen der Polizei sowie übereinstimmenden Medienberichten zufolge war der Tatverdächtige bereits in der Vergangenheit psychisch auffällig gewesen und trat bereits mehrfach polizeilich in Erscheinung. Bei den verletzten Personen – unter ihnen zwei Schwerverletzte – handelt es sich einem zweijährigen Mädchen, einer 59-jährigen deutschen Frau und einem 71-jährigen deutschen Mann. Hintergründe und Motive zu der Tat sind bisher unklar, wobei die Polizei nicht von einem terroristischen oder anderweitig extremistischen Motiv ausgeht. Dass der Tatverdächtige zu den Opfern in Beziehung stand, gilt inzwischen ebenfalls als unwahrscheinlich.
Am Südbahnhof Täter gefasst
Nach Eintreffen der Polizei flüchtete der Tatverdächtige in Richtung Südbahnhof. Dort konnten die Beamtinnen und Beamten den jungen Mann fassen und festnehmen. Aufgrund der Verfolgungsjagd wurde zwischenzeitig der Zugverkehr auf der Strecke Richtung Miltenberg eingestellt. Auch auf der Strecke zwischen Frankfurt und Würzburg kam es zu erheblichen Beeinträchtigungen. Fernzüge wurden umgeleitet. Laut Polizei Unterfranken gibt es keine Hinweise auf weitere Tatverdächtige. Auch eine zweite Person wurde festgenommen, wobei es sich jedoch um einen Zeugen handelt, der derzeit zur Tat vernommen wird.
Update 23. Januar: Vorführung am Donnerstag – Unterbringungsbefehl erlassen
Am Donnerstagnachmittag, 23. Januar, führten Beamte den Tatverdächtigen auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Aschaffenburg der Ermittlungsrichterin am Amtsgericht Aschaffenburg vor. Diese erließ gegen den Beschuldigten nach Anhörung eines psychiatrischen Sachverständigen einen Unterbringungsbefehl wegen zweifachen vollendeten und zweifachen versuchten Mordes jeweils in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung. Beim fünften Opfer dauern hinsichtlich des genauen Tatgeschehens und der Entstehung der Verletzungen die Ermittlungen noch an. Der Beschuldigte äußerte sich bislang nicht zu den Vorwürfen.
Ermittlungen dauern an – Hinweistelefon und Medien-Upload-Portal geschaltet
Derzeit werten die Beamten der Aschaffenburger Kriminalpolizei Spuren aus. Staatsanwaltschaft und Kripo Aschaffenburg ermitteln weiterhin mit Hochdruck zu den Hintergründen wie auch den genauen Geschehnissen am Tatort. Auch Bild- und Videomaterial, das die Ermittler über ein geschaltetes Medien-Upload-Portal erhielten, wird geprüft.
Bilder und Videos des Vorfalls können unter folgendem Link auf das Portal hochgeladen werden: https://medienupload-portal03.polizei.bayern.de
Für Zeugen, die sachdienliche Hinweise zu der Gewalttat geben können, hat die Kriminalpolizei Aschaffenburg ein Hinweistelefon unter Tel. 0800/0060322 eingerichtet.