Kirchenaustritte und weitere Statistiken im Bistum Würzburg 2024

Philipp Heilgenthal

2. April 2025

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Äußerlich ist Würzburg noch sehr stark katholisch geprägt, doch in Wahrheit sind selbst hier Katholikinnen und Katholiken eine Minderheit geworden.

Früher waren die Stadt und das gesamte das Bistum Würzburg eine echte Bastion des Katholizismus. Nicht zuletzt die etwa 50 katholischen Kirchen zeugen von der engen Verbindung der Domstadt zur katholischen Kirche. Doch die hohe Zahl an jährlichen Kirchenaustritten machen auch vor Würzburg nicht halt. So sind seit 2022 weniger als jeder und jede Zweite in Unterfranken katholisch. Nun gab das Bistum Würzburg Statistiken zu Veränderungen ihrer Mitgliederzahlen und weitere Zahlen von 2024 bekannt und erklärt, was sie für dessen künftige Rolle im Leben der Menschen bedeuten.

Spannende Einblicke in den Wandel der Rolle der Kirchen in Unterfranken bietet der Main-Post-Podcast „Kirche ade?“

Über 10.000 Kirchenaustritte 2024 – Erheblich weniger katholische Taufen

Laut Angaben der Deutschen Bischofskonferenz traten im Jahr 2024 im Bistum Würzburg 10.569 Katholikinnen und Katholiken aus der Kirche aus.Damit verließen in dem Gebiet, das etwa dem Regierungsbezirk Unterfranken entspricht, rund 1.000 Personen weniger die katholische Kirche als im Vorjahr (11.588). Die Zahl der Austritte bleibt jedoch sehr hoch. Dagegen ist die Zahl der Wiederaufnahmen (112, 2023: 97) und Eintritte von Erwachsenen (18, 2023: 23) verschwindend gering. Im Vergleich zum Vorjahr (8.457) sank die Zahl der kirchlichen Bestattungen auf katholischen Friedhöfen im Jahr 2024 auf 7.820. Den Bestattungen standen 3.846 Taufen gegenüber; 2023 waren es noch deutlich mehr: 4.467. 2003 wurden in der Region noch fast 7.000 Kinder katholisch getauft. Ihre Erstkommunion haben im Jahr 2024 4.994 Kinder gefeiert, im Vorjahr waren es 4.864. 3.459 Firmlinge gab es im Bistum (2023: 3.751), wie der Pressemitteilung des Bistums Würzburg zu entnehmen ist.

In 24 Jahren fast 29 Prozent weniger Katholiken im Bistum Würzburg

Durch die Veränderungen ergab sich zum Jahresende eine Zahl von 630.067 Katholikinnen und Katholiken. Damit trat allein im vergangenen Jahr einer von 60 Katholikinnen und Katholiken in der Diözese Würzburg aus der Kirche aus. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 lag die Zahl noch bei 887.000. Das macht in der Summe einen Mitgliederschwund von 28.97 Prozent in nur 24 Jahren – trotz leichtem Bevölkerungszuwachs im selben Zeitraum. Deutschlandweit waren es in dieser Zeit ’nur‘ ein Schwund von 21,32 Prozent. Die evangelische Landeskirche Bayern verlor von 2001 bis 2023 laut kirchenaustritt.de 24,25 Prozent ihrer Mitglieder. Vor allem in der Zeit von 2017 bis 2022 verlor der Würzburger Bischof Dr. Franz Jung enorm viele seiner Schäfchen, wie die Webseite kirchenaustritt.de anschaulich darstellt. So gab es 2022 mit 16.081 beziehungsweise 3,46 Prozent aller Mitglieder bisher die allermeisten Austritte innerhalb eines Jahres – eindeutig eine Folge der vielen aufgedeckten Missbrauchsskandale innerhalb der katholischen Kirche zu dieser Zeit.

Die Tochter heiratet, doch was zieht man als Brautmutter an? Foto: Pascal Höfig

Nicht einmal jedes sechste Ehepaar in Unterfranken gab sich 2024 auch in einer katholischen Kirche das Ja-Wort. Foto: Pascal Höfig

Mehr Austritte aus der evangelischen als aus der katholischen Kirche

Übrigens traten hierzulande seit 1990 deutlich mehr Menschen aus der evangelischen als aus der katholischen Kirche aus. Gab es damals 1,17 Millionen noch mehr evangelische als katholische Christinnen und Christen in Deutschland, so waren es 2023 offiziell fast 1,79 Millionen weniger protestantisch als katholisch gesinnte Gläubige. Aufgrund der unterschiedlichen Gebietsstrukturierungen der beiden Hauptkirchen sind deren Zahlen in Unterfranken nur schwer miteinander vergleichbar. 2022 betrug der Anteil an Nicht-Christen in Deutschland offiziell 52,5 Prozent gegenüber 24,8 Prozent Mitgliedern der katholischen und 22,7 Prozent der evangelischen Kirche. Kirchenmitglieder werden in Deutschland also zunehmend eine Minderheit.

Weniger Kirchenmitglieder bedeuten auch weniger kirchliche Hochzeiten. Vergangenes Jahr versprachen sich 761 in katholischen Kirchen im Bistum Würzburg die ewige Treue; 2023 waren es noch 965. Nur im Corona-Jahr 2020 gab es bisher weniger (427), wie der Kirchenstatistik der Diözese zu entnehmen ist. Dem liegen 6.110 zivile Ehen im Jahr 2023 gegenüber. Damit entschied sich 2023 weniger als jedes sechste frische Ehepaar in Unterfranken dafür, neben dem Standesamt auch in einer katholischen Kirche zu heiraten. Zahlen zu evangelischen Hochzeiten in Unterfranken liegen nicht vor. Übrigens hat Würzburg die niedrigste Scheidungsrate in ganz Deutschland.

Nach wie vor viele ehrenamtlich-engagierte Katholiken in der Diözese Würzburg

Trotz stetig sinkender Mitgliedszahlen engagieren sich nach wie vor viele Menschen aus der Region ehrenamtlich in der katholischen Kirche. So zählen die gemeinsamen Pfarrgemeinderäte beziehungsweise Gemeindeteams im Bistum etwa 4.000 Personen. Übrigens sind 69 Prozent von ihnen Frauen, die bekanntlich kein Priesteramt bekleiden dürfen. Rund 3.400 Mitglieder zählen die Kirchenverwaltungen. Ungefähr 10.000 Jungen, Mädchen und junge Erwachsene sind Ministrantinnen und Ministranten. In der kirchlichen Jugendarbeit engagieren sich etwa 15.500 junge Menschen. Bei der Caritas sind rund 20.000 Menschen ehrenamtlich aktiv – allein in der Diözese Würzburg. Weitere Zahlen zu ehren- und hauptamtlich Beschäftigten im Bistum zeigt die Kirchenstatistik.

Bischof Jung: „Wir befinden uns in einem großen Umbruchprozess“

„Die statistischen Zahlen 2024 zeigen, dass wir uns als Kirche in einem großen Umbruchprozess befinden“, sagt Bischof Dr. Franz Jung. Als Motto habe sich das Bistum Würzburg „Christsein unter den Menschen“ auf die Fahnen geschrieben. „Wir wollen zeigen, dass wir im Leben der Menschen präsent sind. Wir begleiten bei den großen Fragen des Lebens, bei Taufe, Erstkommunion, Firmung und Eheschließung sowie bei Notfällen, Krankheit und Tod. Wir wollen als Kirche unter den Menschen sein, um das Evangelium Jesu Christi zu verkünden“, betont der Bischof. Im Podcast „Kirche ade?“ der Main-Post betont das regionale Kirchenoberhaupt, dass sich die katholische Kirche bewusst machen müsse, dass sie eine immer geringere Rolle im Leben der Menschen spiele.

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