Leerstand in der Schweinfurter Stadtgalerie: Das sagen die Stimmen aus dem Netz

Katrin Heß von Wichdorff

17. April 2025

Die Stadtgalerie Schweinfurt. Foto: Pascal Höfig
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Die Stadtgalerie Schweinfurt. Foto: Pascal Höfig

Die Schweinfurter Stadtgalerie – vor einigen Jahren noch ein beliebter Treffpunkt für Shoppingbegeisterte – hat in den letzten Monaten und Jahren deutlich an Attraktivität verloren. Leerstände prägen mittlerweile das Bild des einst lebhaften Einkaufszentrums. Zahlreiche Geschäfte haben ihre Türen geschlossen, und die lebendige Atmosphäre von früher scheint längst der Vergangenheit anzugehören. Besonders die Auswirkungen der Corona-Pandemie und die anhaltende Inflation haben dem Zentrum zugesetzt und das Einkaufsverhalten verändert.

Doch wie denken die Schweinfurter selbst über die aktuelle Lage? In einer Umfrage unter unserer Community zeigt sich ein klares Bild: Viele haben das Einkaufszentrum mittlerweile aus ihrem Alltag verbannt. Die Gründe reichen von der spürbaren Abnahme an Angeboten bis hin zu den leeren Ladenflächen, die keine einladende Stimmung mehr verbreiten. Deshalb wollen wir genauer hinschauen, was die Community über die Stadtgalerie denkt und was sich die Schweinfurterinnen und Schweinfurter von einer möglichen Zukunft des Zentrums wünschen.

Klare Meinung der Community: Die Mehrheit meidet die Stadtgalerie

Die Zahlen unserer Community-Umfrage sprechen eine deutliche Sprache: Satte 81 % der Teilnehmenden gaben an, die Stadtgalerie nicht mehr zu besuchen – vor allem wegen der vielen Leerstände, des ausgedünnten Angebots und der fehlenden Atmosphäre. Gerade einmal 9 % sagten, dass sie immer noch gerne hingehen. Und 10 % hatten die Galerie noch nie wirklich auf dem Schirm. Das zeigt: Die große Mehrheit hat sich innerlich längst vom einstigen Einkaufs-Hotspot verabschiedet.

Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den Kommentaren wider, die wir erhalten haben. Die häufigste Kritik: „Da ist doch kaum noch was drin“. Eine Aussage, die gleich mehrfach in leicht abgewandelter Form auftaucht – mal nüchtern, mal frustriert. Ema bringt es besonders kurz und bündig auf den Punkt: „Das ist doch kaum was brauchbares drin… genauso wie in der Stadt.“ – und 40 Leute stimmen ihr zu.

Auch bei vielen anderen klingt Enttäuschung mit. „Warum sollte man dahin gehen, ist doch gefühlt jeder zweite Laden geschlossen“, fragt Manfred – ein Kommentar, der von 32 weiteren Schweinfurtern unterstützt wird. Martina geht noch weiter: „Macht sie endlich zu und bringt die paar Geschäfte, die noch drin sind, zurück in die Innenstadt!“ Die Vorstellung, die Galerie sei nicht mehr zu retten, scheint für viele längst Realität geworden zu sein.

Die Stadtgalerie Schweinfurt. Foto: Dirk Flieger

Die Stadtgalerie Schweinfurt. Foto: Dirk Flieger

„Früher war’s schöner“

Viele erinnern sich gerne an bessere Zeiten. Tobias, der 2018 nach Schweinfurt gezogen ist, beschreibt die Stadtgalerie damals als gut besuchten Ort mit voller Belegung, Aktionen im Laufbereich und regem Betrieb zur Weihnachtszeit: „Du musstest zehn Minuten durch das Parkhaus kurven, um noch einen Platz zu bekommen“, erinnert er sich​. Heute ist davon wenig übrig – und das merken die Leute.

Der häufigste Vorwurf: die hohen Mieten. „Die Betreiber der Stadtgalerie haben sich ihr eigenes Grab mit den hohen Mieten geschaufelt“, schreibt Heiko. Wären die Mieten angepasst worden, wären viele Geschäfte vielleicht geblieben – diese Meinung teilen offenbar viele​.

Gähnende Leere in der Stadtgalerie: 40 von 90 Läden stehen aktuell leer

Doch nicht nur die Mieten stehen in der Kritik. Auch die Corona-Pandemie hat ihre Spuren hinterlassen. Während der Lockdowns mussten viele Geschäfte schließen, die Mieten liefen weiter – für viele kleine Läden war das nicht tragbar​. Hinzu kommt das veränderte Konsumverhalten: „Ich kaufe aktuell sogar meine Parfums im Internet – früher wäre ich nie auf die Idee gekommen“, sagt Tobias und spricht damit einen Nerv: Online-Shopping ist bequem, oft günstiger – und ersetzt für viele inzwischen den Einkaufsbummel durch die Galerie.

Nach außen hin zeigt sich das in nackten Zahlen: Von den rund 90 Ladenflächen sind derzeit etwa 40 unvermietet. Selbst große Namen wie McDonald’s und dm haben die Stadtgalerie inzwischen verlassen.

Trotz allem: Einige halten der Galerie die Treue

Nicht alle sind so kritisch. Es gibt auch Stimmen, die sich für die verbliebenen Geschäfte starkmachen – wie Manu, die selbst in der Stadtgalerie arbeitet: „Kommt doch einfach und unterstützt die, die noch da sind, anstatt immer nur negativ zu schreiben. Wir sind auf Kunden angewiesen!“​

Auch Eveline schätzt die Vorteile: „Da ist es wenigstens zum größten Teil sauber, parken kann man auch zum vernünftigen Preis. Schade um die Leerstände.“

Zwischen Stillstand und Neustart

Wie es mit der Stadtgalerie weitergehen soll, ist derzeit noch offen – fest steht nur: So wie bisher kann es nicht bleiben. Center-Manager Alexander Kuckshaus sieht in der aktuellen Krise auch eine Chance zur Neuausrichtung. Eine Idee: Die Galerie künftig nicht mehr nur als klassisches Einkaufszentrum zu denken, sondern stärker auf Dienstleistungen und medizinische Einrichtungen zu setzen. Der reine Einzelhandel allein scheint für viele Flächen nicht mehr tragfähig – auch angesichts des wachsenden Online-Shoppings und veränderten Konsumverhaltens.

Auch aus der Community kommen klare Vorstellungen für die Zukunft: faire Mieten, mehr Vielfalt, Raum für regionale Anbieter – und vor allem eine Galerie, die sich wieder stärker an den Bedürfnissen der Menschen in Schweinfurt orientiert. Trotz aller Kritik ist die Stadtgalerie für viele eben doch mehr als nur ein leerer Betonbau. Die Hoffnung auf einen Neustart ist da – die Frage ist nur, ob sie auch genutzt wird.

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