Sommersemester: Konzept für respektvolles Feiern in Würzburg

Philipp Heilgenthal

22. April 2025

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Zwei Nachtmediatorinnen unterwegs in der Sanderstraße. Allein deren Präsenz sensibilisiert die Feiernden bereits spürbar für ihr Umfeld. Foto: Jennifer Gabel

Mit dem Sommersemester zieht es wieder zahlreiche Erstsemester ins Würzburger Nachtleben. Während sie Bars, Clubs und Treffpunkte erkunden, nehmen an den Party-Hotspots auch die Schattenseiten des Feierns wieder zu: Lärm, Wildpinkeln, Müll und andere Verunreinigungen belasten Anwohnende und das Stadtbild – oft begleitet von übermäßigem Alkoholkonsum. Um insbesondere Neuankömmlinge für mehr Rücksichtnahme zu sensibilisieren, hat das Projekt „Miteinander leben & feiern“ gemeinsam mit mehreren Fachschaften der Würzburger Hochschulen Info-Materialien an Studierende verteilt. Ziel ist es, frühzeitig Bewusstsein für ein respektvolles Miteinander im Nachtleben zu schaffen. In folgender Pressemitteilung erzählt „Miteinander leben & feiern“ von der Bedeutung ihres Projektes.

Mehr Menschen draußen – mehr Konflikte

Mit den steigenden Temperaturen beginnt auch die „Freiluftsaison“: Am Mainufer sind wieder laute Musikboxen zu hören, auf Wiesen und Wegen bleibt Müll liegen. Feiernde ziehen nachts lautstark durch Wohngebiete – ob auf dem Heimweg oder auf dem Weg zur nächsten Location. In der Innenstadt verschärft sich das Problem: Bars und Clubs lassen bei warmem Wetter Türen und Fenster offen, wodurch sich Musik und Stimmen in den Straßen ausbreiten. Gleichzeitig suchen Anwohnende bei geöffneten Fenstern nach Abkühlung – ein Zielkonflikt, der für Spannungen sorgt.

Wenn in dieser Zeit zusätzlich zahlreiche Erstsemester mit Partys in Grünanlagen, Kneipentouren und Stadtrallyes begrüßt werden, steigen die Beschwerden beim Allparteilichen Konfliktmanagement „Miteinander leben & feiern“ erfahrungsgemäß deutlich an. Folgende Semesteropening-Partys finden im Sommersemester 2025 in Würzburg statt:

  • Mensa Party: 24.04. Posthalle (die mit Abstand beliebteste und größte Party)
  • Fachschaftsparty Philosophische Fakultät: 29.04. Kurt & Komisch
  • Erasmusparty: 02.05. Zauberberg
  • Fachschaftsparty Lehramt SoPäd: 08.05. Laby

Daneben finden derzeit zahlreiche Partys in den Würzburger Studentenwohnheimen statt.

Hinweischild auf den Mainwiesen in der Sanderau. Auch hier patrouillieren die Nachtmediatoren und -mediatorinnen regelmäßig und klären über Müll- und Lärmprobleme beim Feiern auf. Foto: Jennifer Gabel

Mit Flyern und Auflklärung Konflikte und Risiken vorzeitig vermeiden

Um diesen Entwicklungen vorzubeugen, setzen die Konfliktmanagerinnen Jenifer Gabel und Claudia Gogger auf niedrigschwellige Aufklärung: Gemeinsam mit Fachschaften und Studierendenvertretungen wurden Flyer, Plakate, Give-aways und Social Media Post platziert, die auf die allgemeine Nachtruhe ab 22 Uhr, das Alkoholverbot ab 1 Uhrin der Sanderstraße und Juliuspromenade sowie auf das Musikanlagenverboten am Mainufer (ab 22 Uhr in der Sanderau, ab 23 Uhr am Alten Kranen und der Leonhard-Frank-Promenade) hinweisen. Zudem sollen Tipps wie das Nutzen öffentlicher oder gastronomischer WCs statt Wildpinkeln oder der Appell, im sog. Buddy-System zu feiern, helfen, Konflikte und Risiken zu reduzieren.

Bereits die weißen Westen der Nachtmediatoren zeigen Wirkung

Das Projekt „Miteinander leben & feiern“ wurde im Juli 2022 im Auftrag der Stadt Würzburg ins Leben gerufen. Umgesetzt wird es von den Konfliktmanagerinnen Gabel und Gogger auf operativer Ebene, koordiniert von Jürgen Keller, dem stellvertretenden Leiter des Trägers EAL – Evangelische Jugendhilfe e. V.. Ziel ist es, durch Präsenz, Ansprache und Vermittlung zu einem respektvollen Nachtleben beizutragen. Jedes Wochenende sind vier Nachtmediatoren und -mediatorinnen von 22 bis 3 Uhr an den bekannten Hotspots in der Würzburger Innenstadt unterwegs, ab Mai bereits ab 20 Uhr am Mainufer. Die weiße Weste des Teams ist längst zur Marke geworden: Viele Feiernde reagieren allein durch deren Präsenz rücksichtsvoller.

Wir haben bei Nachtmediatoren und Mediatorinnen nachgefragt, wo sie am liebsten feiern gehen und was sie beim Feiern unbedingt brauchen: 

 

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Der Jahresbericht 2024 zeigt, dass der Ansatz funktioniert. Er steht auf www.miteinander-wuerzburg.de zum Download bereit. Neben den Nachteinsätzen sind sog. Gastro-Talks, „Runde Tische“ mit Konfliktparteien sowie Infostände auf Stadtfesten, Studimessen und in der Sanderstraße fester Bestandteil des Projekts. 2024 wurde zudem in Kooperation mit der THWS eine Plakat- und Social-Media-Aktion zur Bekanntheitssteigerung umgesetzt. Ein zentraler Erfolgsfaktor von „Miteinander leben & feiern“ ist die enge Zusammenarbeit mit Ordnungsamt, Kommunalem Ordnungsdienst und Polizei. Angesichts der positiven Bilanz hat sich der Würzburger Stadtrat bereits für eine Fortsetzung des Projekts über die aktuelle Laufzeit bis zum 30. Juni 2025 hinaus ausgesprochen. Denn klar ist: Damit Würzburg auch nachts lebenswert bleibt, braucht es Rücksicht und Respekt aller Beteiligten.

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