Einmal um die Welt – ohne Würzburg zu verlassen

Philipp Heilgenthal

16. Mai 2025

Der Japanische Garten ist als Ruheoase mitten im Würzburger Großstadtdschungel schon lange kein Geheimtipp mehr. Foto: Patty Varasano
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Der Japanische Garten unterhalb der Festung könnte authentischer und schöner kaum sein. Er erweist dem großen Japanforscher Philipp Franz von Siebold alle Ehre. Foto: Patty Varasano

Viele in Würzburg sehnen sich danach, fremde Länder, internationales Essen und andere Kulturen kennenzulernen. Wer keine Zeit oder nicht genügend Geld für weite Reisen hat oder unter Flugangst leidet, kann sich auch innerhalb unserer Stadt wie in einem anderen Land fühlen. Deswegen stellen wir Orte in Würzburg vor, die stark an fremde Orte und Kulturen erinnern.

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USA in Würzburg

Die Schweinfurter Straße erinnert einen an eine Downtown in den USA. Das amerikanische Diner Kullmanns tut sein Übriges dazu. Foto: Philipp Heilgenthal

Die Schweinfurter Straße in Würzburg hat sich in den vergangenen Jahren sehr verändert. Mit der doppelspurigen, stark befahrenen Straße, den hohen, modernen Hotel- und Messegebäuden und nicht zuletzt dem Hotelturm des GHotels hat der Ort etwas von der Innenstadt (Downtown) einer US-amerikanischen Stadt. Passenderweise befindet sich mitten in der Schweinfurter Straße mit dem Kullmanns ein echtes amerikanisches Diner mit Spare Rips, Chicken Wings und anderen amerikanischen Klassikern.

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In der Neubergstraße in der Sanderau bekommt man durch die Palmen in den Vorgärten LA-Feeling. Foto: Philipp Heilgenthal

Die Siedlung in der Neubergstraße Mitten in der Sanderau versprüht dagegen mit mehreren Palmen in Vvorgärten einen gewissen Charme, der an Los Angeles oder Miami erinnert. Daneben gibt es am Hubland immer noch zahlreiche Spuren der Leighton Baracks, der ehemaligen großen Kaserne der US-Army. Besonders authentisch ist die ehemalige Middle School am Matthias-Lexer-Weg, die der Universität Würzburg schon seit langem als Sprachenzentrum dient, sich jedoch in seiner Gebäudestruktur nicht verändert hat.

Das Zentrum für Sprachen der Universität Würzburg auf dem Campus Hubland Nord sieht noch genauso aus wie die damalige Middle School der Leighton Baracks.

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Typisch amerikanische Sportarten kann man in Würzburg ebenfalls praktizieren: American Football bei den Würzburg Panthers, Lacrosse bei der FT Würzburg und Baseball an der Uni Würzburg.

Japan in Würzburg

Original japanische Teezeremonie im Siebold Museum in der Zellerau. Foto: Daniel Peter

Schon die wunderschönen Magnolienbäume im Kaisergärtchen begrüßen Gäste, die mit dem Zug nach Würzburg reisen, mit japanischem Flair. Die besondere Beziehung zu Japan verdankt die Stadt einem Mann: Philipp Franz von Siebold. Der Ethnologe legte im 19. Jahrhundert nicht nur den Grundstein der europäischen Japanforschung. Er setzte sich auch erfolgreich für die Annäherung des bis dahin völlig isolierten Landes mit Europa ein. Ihm ist das Siebold-Museum am Ende der Zellerau gewidmet. Neben Dauer- und Sonderausstellungen zum ostasiatischen Inselstaat finden hier immer wieder allerlei Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen des deutsch-japanischen Forums Würzburg statt.

Das Siebold Museum in Würzburg von außen. Foto: Thomas Obermeier

Ein echter Hingucker ist der japanische Garten (Sieboldgarten – wer hätte es gedacht) unterhalb der Festung. Die japanischen Zierkirschen, die japanischen Schnurbäume, Kiesbetten und Teiche strahlen die Ruhe eines Zen-Gartens aus und geben einem das Gefühl, sich am Fuße des Fujiyama zu entspannen. Nicht ganz so groß, aber ebenfalls schön ist der japanische Garten am Alten Kranen, der im Sommer als Biergarten genutzt wird.

Der kleine japanische Garten am Alten Kranen in Würzburg. Foto: Thomas Obermeier

Ausklingen lässt sich ein Tag Japan in Würzburg am besten in einem der vielen Sushi- und Ramenrestaurants in der Altstadt, wie etwa Moiwa Ramen, Sumo Sushi Bar oder Ichiban. Rund um den Barbarossaplatz gibt es gleich mehrere japanische Restaurants.

Italien in Würzburg

Das Stift Haug mit seiner markanten Kuppel ist das erste große Bauwerk des italienischen Barock nördlich der Alpen – erbaut von einem italienischen Architekten. Foto: Johannes Kiefer

Nicht wenige deutsche Städte behaupten etwas voreilig, einen besonderen italienischen Charme zu besitzen (z. B. „Elbflorenz“). Aber in Würzburg lässt sich diese Behauptung gut begründen. Nicht in Dresden, nicht in Fulda und erst recht nicht in München, sondern in Würzburg hielt der italienische Barock als erstes Einzug, zu sehen am Stift Haug mit seiner beeindruckenden Kuppel – 1671-90 erbaut vom Italiener Atonio Petrini. In der Residenz ziert das größte Deckenfresko der Welt den Treppenaufgang – gemalt vom venezianischen Meister Giovanni Battista Tiepolo. Wer auf der Alten Mainbrücke auf die Sehenswürdigkeiten und die Weinberge blickt, merkt schnell, warum die Region zu Recht auch fränkische Toskana genannt wird.

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Im und vor allem vor dem D.O.C. in Würzburg fühlt man sich wie auf einer italienischen Piazza. Foto: Silvia Gralla

Vielleicht zog es deshalb in den letzten Jahrzehnten derart viele Italienerinnen und Italiener nach Würzburg – entweder für ein Auslandssemester oder dauerhaft. Sie hinterließen vor allem kulinarisch viele Spuren in der Stadt mit zahlreichen authentischen Pizzerien, Café und Eisdielen wo man nicht zuletzt oft Exil-Italiener und -Italienerinnen antrifft. Am meisten wie in Italien fühlt man sich wohl bei einem Espresso oder einem Aperitivo im Café D.O.C. in der Nähe des Vierröhrenbrunnens. Danach bieten sich eine originale italienische Pizza in La Piazzetta oder La Rustica und ein Eis bei Eiscafé La Fontana, Bassanese oder Cico Gelato an – alles nur wenige Meter voneinander entfernt.

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Russland in Würzburg

Würzburg oder Wolgograd? Am Heuchelhof H1 fühlt man sich wie in Russland. Foto: Johannes Kiefer

Nach der Wende in den 1990er Jahren kamen viele sogenannte Spätaussiedler – Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion mit deutschen Wurzeln – und andere ehemalige Bewohnerinnen und Bewohner der UdSSR nach Würzburg. Die meisten von ihnen fanden in der damals neu geschaffenen Trabantenstadt Heuchelhof eine neue Heimat und leben bis heute dort.

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Die russischstämmigen Bewohnerinnen und Bewohner prägen nach wie vor immens das Viertel Heuchelhof H 1, das der Straßburger Ring schließt. So befinden sich am und um den zentralen Place de Caen zwei russische Lebensmittelläden, die russische Karaokebar Eli-Pili und immer wieder wird auf dem Platz Russisch und Ukrainisch gesprochen. Nicht zuletzt erinnert die Architektur der Wohnblöcke am vorderen Heuchelhof ungemein an den „Ostblock“, weshalb man sich manchmal die Augen reibt und sich nicht nur einmal fragt, ob man sich tatsächlich noch am Main oder an der Wolga befindet.

Am Heuchelhof findet man auch allerlei original russische Lebensmittel. Foto: Philipp Heilgenthal

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Die einzige russisch-orthodoxe Kirche in Würzburg befindet sich übrigens weit weg vom Heuchelhof in der Zeller Straße in der Nähe des Nautilands. Doch die meisten Spätaussiedler und -aussiedlerinnen gehören ohnehin dem katholischen oder evangelischen Glauben an – ein Erbe ihrer deutschen Vorfahren.

Ein Spaziergang um die Welt

Wie bereits erwähnt, gibt es unterhalb der Festung einen großen, sehenswerten japanischen Garten. Doch das ehemalige Landesgartenschaugelände bietet noch viel mehr internationale Aspekte. So finden sich in dem Park Gartenanlagen, die verschiedenen Partnerstädten Würzburgs gewidmet sind. Neben dem japanischen Garten (Nagasaki, Otsu) steht der Salamanca-Stier (Spanien). Weiter oberhalb kommt man am normannischen Landhaus (Caen/Frankreich), am schottischen Highland-Garten (Dundee), am Mwanza-Garten (Tansania), am Trunov-Garten (Tschechische Republik), am Wiklow-Garten (Irland) und am Umea-Garten (Schweden) vorbei. Gerade einmal 500 Meter lang ist der Spaziergang um die halbe Welt.

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Im Tropenhaus im Botanischen Garten der Universität Würzburg erlebt man echtes Jungle-Feeling. Foto: Patty Varasano

Wer sich noch authentischer in Landschaften und Pflanzenwelten anderer Erdbereiche versetzen möchte, ist im Botanischen Garten der Universität Würzburg am Dallenberg genau richtig. Im sogenannten Tropenhaus gibt es insgesamt sechs Teilbereiche, die unterschiedlichste Klimazonen simulieren. Unter anderem kann man hier Klimazonen und Pflanzenwelten aus Mexiko, Madagaskar und Brasilien fühlen, sehen und riechen – alles innerhalb von weniger als einer Stunde!

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