Im Posthallenareal ist noch lange nicht Schluss

Philipp Heilgenthal

24. Mai 2025

Eingang zur Rockbar Immerhin im Keller der Posthalle. Foto: Sivlia Gralla.
Ansicht vom Nachtclub „Immerhin“ am 12.01.23 in Würzburg.

Eingang zur Rockbar Immerhin im Keller der Posthalle. Foto: Sivlia Gralla.

Auch wenn in der Veranstaltungshalle Posthalle am 15.02.2026 endgültig die letzte Party stattfindet, heißt das für die übrigen Pächterinnen und Pächter der Posthallen noch lange nicht, dass bald Schluss sein wird. Auf Anfrage nahm die Beethovengruppe als Eigentümerin nun Stellung, wie es mit dem Immerhin, Lasertag und Co. weitergeht – und verriet Erstaunliches.

Posthallenareal ein echter Glücksfall für das Immerhin und andere Pächter

Die meisten der Dutzenden Pächterinnen und Pächter in den Posthallen sind im weitläufigen Keller untergebracht, so auch der Kulturklub Immerhin. Für sie sind die bisherigen Räume ein echter Glücksfall: „Du kriegst in Würzburg nirgendwo mehr solche passenden Räumlichkeiten in diesem Preissegment – und dann noch in so einer perfekten, zentralen Lage“, weiß der Daniel Peter, einer der vielen ehrenamtlich Engagierten im Immerhin. Als Pächter eines Fotostudios in der Posthalle wäre er vom Abriss gleich doppelt betroffen.

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„Wir sind kein unproblematischer Mieter“

Wie perfekt die bisherige Location gerade für die nicht kommerziell betriebene Konzertlocation und Bar ist, wird vor allem bei der Suche nach einem anderen geeigneten Ort bewusst: „Wir sind kein unproblematischer Mieter. Wir sind laut, am Wochenende bis spät besucht und auch vor der Tür würden sich Anwohnerinnen und Anwohner an den Gesprächen unserer rauchenden Gäste stören“, gibt Peter zu bedenken und verweist auf Probleme in der vorherigen Location am Friedrich-Ebert-Ring. Zwischen den meterdicken Betonwänden im Untergrund der Posthalle und im Eingangsbereich neben den Bahngleisen alles gar kein Problem. Aber sonst? Blieben nur abgelegene Objekte in den Industriegebieten wie etwa in der Nürnberger Straße – nachts ohne Auto von der Innenstadt kommend gefühlt eine halbe Weltreise. „Egal, wo wir hinziehen werden: Der neue Standort wird definitiv schlechter sein“, weiß der Mitbetreiber des Immerhin. Gleiches gelte für sein Fotostudio.

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Noch keine Kündigung für die Pächter

Doch bisher sind die Verantwortlichen des Kulturklubs sehr entspannt. „Wir rechnen damit, noch weit über Jahresende hinaus bleiben zu dürfen. Wir haben noch nicht einmal eine Kündigung oder Ähnliches erhalten!“, verrät Daniel Peter. Er rechnet damit, dass sogar noch Jahre ins Land gehen werden, bis die Beethovengruppe den Abriss des Kellers in Angriff nehme.

„Die neue Nutzung, so die Zielsetzung, soll dem Gesamtareal zuträglicher sein und die negativen Begleiterscheinungen, welche mit der Veranstaltungshalle dort verbunden sind, unterbinden.“ Oliver Drenkard, Geschäftsführer der Beethovengruppe

Veranstaltungshalle im Posthallenareal wird neu vermietet

Dies bestätigt tatsächlich die Beethovengruppe auf Anfrage. Während der Mietvertrag mit der Posthalle GmbH zum 31.03.2026 aufgelöst werde, seien „alle anderen Mietverträge hiervon losgelöst und laufen unverändert weiter.“ Denn anders als die meisten bisher dachten, bedeutet das Ende der Posthalle als Veranstaltungshalle noch lange nicht das Ende der Nutzung des Areals für anderweitige Nutzungen. „Ein Rückbau des Posthallenareals und die Verwirklichung des im städtebaulichen Wettbewerb geplanten Bismarckquartiers kann zum heutigen Zeitpunkt noch nicht zeitlich eingeordnet werden. Hierzu bedarf es noch einer klaren Willensbildung der politischen Gremien in der Stadt Würzburg“, stellt Oliver Drenkard, Geschäftsführer der Beethovengruppe klar.

Lasertag darf ebenfalls noch lange in den Posthallen gespielt werden, wie die Beethovengruppe bekräftigt. Foto: Johannes Kiefer.

Hoffnung auf Integration der Pächter in Neubaupläne des Bismarckquartiers

„Vielleicht findet sich mithilfe der Stadt doch noch eine langfristige Lösung dafür, die Räumlichkeiten irgendwie in die Neubaupläne integrieren zu können“, hofft Peter insgeheim, betont jedoch gleichzeitig: „Ich verstehe, dass die Beethovengruppe eine andere Vorstellung zur Nutzung des Geländes hat und das ist auch völlig legitim.“ Bis dahin darf er getrost guter Dinge sein, dass er am bisherigen Standort des Immerhin und seines Fotostudios in der Bismarckstraße noch viele weitere glückliche Monate, wenn nicht sogar Jahre erleben darf.

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Viele offene Fragen zur Zukunft der Posthalle und der Umgestaltung des Areals

Bleibt die Frage, was mit der bisherigen Veranstaltungshalle ab dem Frühling 2026 passiert, wenn sie noch gar nicht abgerissen wird. Drenkard meint hierzu: „Der heutige Veranstaltungsteil wird im Jahr 2026 wieder vermietet und einer neuen Nutzung zugeführt. Die neue Nutzung, so die Zielsetzung, soll dem Gesamtareal zuträglicher sein und die negativen Begleiterscheinungen, welche mit der Veranstaltungshalle dort verbunden sind, unterbinden.“ Das wirft wiederum weitere Fragen auf: Wurde Jojo Schulz und der Posthalle GmbH nur wegen interner Uneinigkeiten mit der Beethovengruppe gekündigt? (Warum) konnte die Stadt Würzburg dabei nicht erfolgreich vermitteln, wo sich doch fast alle Stadträte eindringlich für den Erhalt der Posthalle aussprechen? Und warum gibt es noch keine Zustimmung zu den bereits 2018 vorgestellten Plänen einer Umgestaltung des Bismarckquartiers?

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