Leiter der Würzburger Drogenberatung: „Das ist absoluter Höchststand“
Manuel Scholze
27. Juni 2023

Joint. Symbolfoto: Pascal Höfig
Sie kommen zur Suchtberatung, weil sie selbst Probleme mit Heroin, Tilidin oder Cannabis haben. Oder sie sind Angehörige, die sich informieren wollen. Manchmal sind sie auch beruflich mit Fragen rund um Drogenkonsum und -probleme betroffen, wie beispielsweise Lehrer und Ärzte. Und sie sind so viele, wie selten zuvor. 1.400 Personen kamen 2022 zur Jugend- und Drogenberatung für Würzburg und Umgebung, zeigen Auswertungen, die die Stadt Würzburg am heutigen Dienstag veröffentlichten. Die größte Baustelle: Missbrauch von Cannabinoiden, der Hauptdroge der meisten, die die Beratungsstelle als Konsumenten aufsuchen.
Was bedeutet das für die mögliche Legalisierung von Cannabis?
„Kommt es zu einer Legalisierung von Cannabis, rechne ich mit weiter steigenden Zahlen“, sagt Holger Faust, seit 2012 Leiter der städtischen Drogenberatungsstelle. „Ich hoffe auf eine enge Kooperation mit Hanfverbänden, um auf diese Weise frühzeitig ein Angebot machen zu können.“41 Prozent der Menschen, die zur Drogenberatung 2022 kamen, missbrauchen Cannabinoide als Hauptdroge oder sind davon abhängig. Insgesamt beriet, begleitete und betreute die städtische Drogenberatungsstelle im vergangenen Jahr über 1.400 Personen. „Das ist absoluter Höchststand“, so Holger Faust. Die meisten der Personen sind selbst Konsumenten, über 250 von ihnen kamen nur einmal.
400 bis 500 Menschen in der Region Würzburg sind harte Konsumenten, die zur Suchtberatung gehen
24 Prozent der Kunden der Drogenberatung sind abhängig von Opioiden wie Heroin oder Tilidin, 17 Prozent von Stimulanzien wie Amphetaminen, sieben Prozent nutzen zwei bis drei Substanzen intravenös und sind daher gehören zu der Gruppe der harten Konsumenten. Immerhin 400 bis 500 Menschen, die sich freiwillig an die Beratungsstelle wenden. Dort kann mit uns ohne Termin erschienen werden, eine Anmeldung erfolgt teils auch anonym und immer unbürokratisch. Der Großteil derjenigen, die Hilfe suchen, sind Männer und unter 30 Jahre alt.
Welche Drogen in welcher Zielgruppe im Trend liegen
Jüngere nutzen laut Informationen der Drogenberatung eher Amphetamine, die Älteren eher „Downer“ wie Opiate. Also die Drogen, die nicht aufputschen. „Aufgrund guter Suchthilfe werden Abhängige älter, es fehlt aber an Pflegeplätzen für Süchtige. Dies ist eine große Herausforderung für uns und wir arbeiten an Konzepten.“ Die Würzburger Drogenberatung befindet sich in der Kapuzinerstraße 19 und ist zu Bürozeiten von 9 bis 17 Uhr zwischen Montag und Freitag geöffnet.