Clubbetreiber Jo Rind: Der stille Abschied der Afterhours im Club L und was viele noch nie gerafft haben

Philipp Heilgenthal

26. Juli 2023

01:38 Uhr: L-Club am Freitag Abend 04.02.22 in Würzburg.

Der L-Club: Bis dato legendärer Afterhour-Club in Würzburg. Foto: Silvia Gralla.

Es ist bereits seit längerem klammheimlich eingeschlafen und anscheinend fast niemandem wirklich aufgefallen: Im Club L in Würzburg gibt es seit längerer Zeit offiziell keine Afterhour mehr. Nun nimmt der legendäre Besitzer und Betreiber Joachim „Jo“ Rind zu den Hintergründen seiner Entscheidung Stellung und erklärt, wie es in der Inneren Aumühlstraße weitergeht.

Die Afterhour im L-Club: eine legendäre Institution

Die Afterhour im Club L in Würzburg ist eine weit über die Region bekannte Institution gewesen. Seit seiner Gründung 1998 war sie stets das Flaggschiff des Clubs, der von den meisten Gästen L-Club oder einfach nur „L“ genannt wird. Die Afterhour ab 6 Uhr früh war jahrelang die einzige Anlaufstelle für Nachtschwärmer:innen in Würzburg, die nach der Putzstunde um 5 Uhr noch nicht genug bekamen. Im selbst ernannten „Größten Kopfhörer der Welt“ kamen dadurch die unterschiedlichsten Personen von völlig verschiedenen Partys zusammen und feierten meist friedlich und ausgelassen zusammen bis in die Mittagsstunden.

So sehen typische Clubgänger in Würzburg aus (Teil 1 von 2)

Bereits seit Anfang des Jahres gibt der Betreiber Hinweise

Doch das wird es nicht mehr geben, wie ein Zettel an der Tür des kleinen Clubs bereits seit Anfang des Jahres darauf hinweist. Darauf steht geschrieben: „Die Ära der Afterhours ist (nach fast 25 Jahren) zu Ende. Frohes 2023“. Auch auf der Facebook- und Instagram-Seite des L-Clubs steht der Hinweis „keine Afterhour“ – jedoch ohne jegliche Erklärung. Doch die meisten Würzburger:innen scheinen davon noch gar nichts mitbekommen zu haben. Was ist passiert? Wieso zog Joachim Rind nach fast 25 Jahren einen Schlussstrich?

Ein kleiner Zettel an der Tür weißt auf das offizielle Ende der Ära der Afterhours hin. Foto: Philipp Heilgenthal.

Schon die ganz Jungen meinen, sie müssten „Drogen nehmen wie die Großen“

Zunächst einmal ist festzuhalten, dass es seit der Corona-Pandemie defacto eigentlich nie ein Comeback der Afterhours gab. „Erst war es wegen der Pandemie nicht möglich, dann wegen Personalmangel, dann gab es mangelndes Interesse der Gäste und schließlich habe ich mich auch aus persönlichen Gründen gegen eine Fortführung entschieden“, erklärt Jo Rind. Mehrere Faktoren sprächen gegen eine Fortführung des alten Konzepts. „Es hat sich viel verändert, nicht zuletzt auch das Publikum, das äußerst unangenehm geworden ist.“ Das fange schon damit an, dass selbst die ganz jungen Partygänger meinen, sie müssten „Drogen nehmen wie die Großen“.

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Immer aggressivere Stimmung – privates Sicherheitspersonal wäre notwendig

In Anbetracht dessen verspürt der Gründer des Club L, der seinen Nachtclub seit der Gründung 1998 in Eigenregie betreibt, kein Verlangen mehr, regelmäßig eine Afterhour anzubieten. Darüber hinaus benötige er nicht zuletzt wegen der zunehmend aggressiveren Stimmung unter dem Afterhour-Publikum privates Sicherheitspersonal. „Das bekomme ich ja allein schon mit, wenn ich mir diejenigen ansehe, die in letzter Zeit am frühen Morgen vor meiner verschlossenen Tür standen“, deutet der Clubbesitzer an.

Afterhour an einem besonderen Tag wäre durchaus vorstellbar

Doch ganz begraben werden soll die Afterhour-Tradition im L-Club nicht. „Ich kann mir durchaus vorstellen, an besonderen Tagen mal eine Afterhour anzubieten. Aber bisher hat sich das einfach noch nicht ergeben“, verrät Rind. Vor allem scheitere dies nach wie vor an Personalengpässen. So auch bei der geplanten Jubiläumsfeier 25 Jahre L-Club am 04. August. „Wenn ich schon am Vorabend am Tresen stehe, schaffe ich es nicht mehr, früh auch noch die Afterhour zu machen. Dafür bräuchte ich schon jemanden, der das ganz übernehmen könnte“, meint der legendäre Clubbetreiber. Deshalb bleibe es beim großen Jubiläum ‚nur‘ bei einem Flohmarkt, vier Konzerten zwischen Indiepop und Space Rock und einer anschließenden Indiedisco.

Fokus auf Konzerte und Privatveranstaltungen

Das heißt jedoch im Umkehrschluss, dass es weiterhin Abendveranstaltungen in der Inneren Aumühlstraße geben wird. „Die gab es ja parallel schon immer. Aber das haben ja die typischen Afterhour-Leute nicht gerafft“, schmunzelt Jo Rind. So werden gegenwärtig in unregelmäßigen Abständen vor allem Konzerte angekündigt. Außerdem bietet Joachim Rind seit einigen Jahren seine Location zunehmend für private Veranstaltungen wie Geburtstage an. „Einfach mal anrufen und anfragen“, wirbt er für seinen neuen Veranstaltungsfokus. Daher wird der L-Club weiterhin bestehen bleiben, wenn auch nicht als das, für was er berühmt wurde: als Afterhour-Club. Doch alt-bewährte Afterhourgänger:innen können dafür vielleicht mal, wenn sie nett beim Chef anfragen, eine private Afterhour buchen und organisieren.

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