Döner zum Dumpingpreis in Würzburg: Was hinter solchen Eröffnungsangeboten steckt
Manuel Scholze
21. September 2023

Mit einem Dumpingpreis-Eröffnungsangebot macht ein neuer Dönerladen in Würzburg auf sich aufmerksam. Foto: Manuel Scholze
Ein großes Banner hängt über einer noch leeren Ladenzeile in der Würzburger Eichhornstraße 10, mitten in der Fußgängerzone. Darauf in großen Lettern zu lesen: „Berliner Döner“. Jetzt muss man kein Fuchs sein, um auf einen neuen Drehspieß-Tempel zu tippen, der da „demnächst“ mit einem „Eröffnungs-Angebot“ seine Türen öffnen möchte. Was aber auffällig ist, ist das, was hinter dem Angebot steckt. Für nur einen Cent soll es volle drei Tage jeweils einen Döner geben. Oder anders gesagt: drei Tage lang gibt es die Teigtasche praktisch geschenkt.
Neu sind solche Dumpingpreise als Eröffnungsangebot für Dönerläden nicht. Vor allem nicht für die Kette „Berliner Döner“. Diese eröffnete bereits in Nürnberg und Erlangen Läden. Zuletzt Ende März in Erlangen, bei der es ebenfalls den Döner für nur einen Cent gab und deren Aktion laut Münchener Merkur einen „Massenansturm“ auslöste. Ähnlich soll es für den Betreiber der Kette, Hivar Saeeid, auch in Würzburg laufen. Für den Döner nach „Berliner-Art“ benutzt Saeeid laut Bericht Zutaten, die aus der Hauptstadt geliefert werden. Herkömmlicher Eisbergsalat ist im Döner nicht zu finden, vielmehr eine Salatmischung und Cherry-Tomaten. Wenn es in Würzburg keine Extrawurst geben wird, dann gibt es bei „Berliner Döner“ bald Hähnchenfleisch, Kalbsfleisch und für die Vegetarier Gemüse im Fladen.
Der Betreiber des neuen Dönerladens „Berliner Döner“ im Interview
Dönerbude am Heuchelhof verkaufte 2018 Döner für einen Euro
Den Preisrabatt machte 2018 bereits ein Gastronom am Place de Caen am Heuchelhof vor. Dieser verkaufte seinen Döner zur Eröffnung im September für einen Euro. Auch hier bildeten sich lange Schlangen, um eine Ersparnis von damals 3,50 Euro zum Regelpreis von 4,50 Euro (ja, so günstig war der Döner 2018 noch) zu erhalten. Der Würzburger Verhaltenspsychologe Christoph Bördlein ordnete schon damals ein, warum so viele Menschen bereit sind, eineinhalb Stunden für so ein Angebot anzustehen. Es zähle viel vor allem der Eventcharakter und auch, „dabeigewesen zu sein“, so Bördlein.
Wenn der Billigdöner im Kopf zum begehrten Objekt wird
Soziale Verstärkung sei das Stichwort, der Döner wird für unseren Geist zum Luxusgut, der zur Eröffnung zum Objekt der Begierde wird. Denn Geld und Ersparnis wird sowieso nicht überall gleich bewertet: „Geld, das man beispielsweise im Casino gewonnen hat, wird weniger wertgeschätzt. Wenn es dann gleich wieder verloren geht, tut es nicht so weh.“ Wer also so ein Ein-Cent-Schnäppchen macht, den belohnt der Kopf sehr viel mehr als der Geldbeutel, weiß Bördlein: „Das ist wie bei der Partnerwahl. Wenn eine Frau oder ein Mann schwer zu kriegen ist, dann werden sie interessant.“