Ideensammlung: Wofür das Theater Chambinzky künftig nutzbar wäre
Philipp Heilgenthal
29. Dezember 2023

Das Chambinzky in der Valentin-Becker-Straße. Foto: Thomas Obermeier
Das Theater Chambinzky in Würzburg blickt auf eine lange, erfolgreiche Geschichte zurück. Der Schock saß in der Kulturszene daher tief, als es traurige Gewissheit wurde: Nach 40 Jahren wird das Chambinzky aus seiner Heimstätte in der Valentin-Becker-Straße hinausgeworfen. Entgegen den Erwartungen wurde sich die Akademisch-Musikalische Verbindung Würzburg (AMV) aus bisher unbekannten Gründen nicht mit Geschäftsführer Csaba Béke über eine Vertragsverlängerung einig. Während alles darauf hinauszulaufen scheint, dass das bisher größte Privattheater Würzburgs im neuen Jahr in die Räumlichkeiten des nun geschlossenen Bockshorn-Theaters ziehen wird, ist noch völlig unklar, was mit dem Erdgeschoss des Hauses der AMV künftig geschehen wird. Daher haben wir uns die Aufgabe gestellt, eine Ideenliste zu entwickeln, was in das altehrwürdige Gebäude gut hineinpassen könnte.
Chambinzky nicht für alle Nutzungszwecke geeignet
Nun sollte einem zunächst bewusst sein, dass sich aufgrund der Struktur, der Größe und der bisherigen Einrichtung zahlreiche Nutzungsmöglichkeiten von vornherein ausschließen. Ein Döner-Imbiss? Viel zu groß. Eine Versicherungsagentur? Viel zu schade und zu bunt. Ein Reisebüro? Zu weitläufige Räume. Daher sollte man sich gut überlegen, was man mit den einladenden, stilvollen, weiten Räumlichkeiten mit vielen Rottönen anstellt. Hier kommt die nicht ganz ernstzunehmende Liste mit fünf Nutzungsvorschlägen des Chambinzkys:
Edles Casino
Der rote Teppich, die schönen Vorhänge und die stilvolle Einrichtung mit Holzvertäfelungen und Kronleuchtern versprühen nicht nur einen Hauch von Montmartre, sondern auch von Monte-Carlo. Wieso dann nicht im Chambinzky ein schickes Casino im Retro-Stil einrichten? Roulettetische, Black-Jack-Runden und dazu ein Wodka-Martini – da würde sich doch sofort die feine Würzburger Gesellschaft in Smoking und Abendkleid werfen und mit dem Bentley in der Valentin-Becker-Straße vorfahren. Genug Esprit würde das Etablissement dafür allemal ausstrahlen.
Stripclub à la Moulin Rouge
Oder wie wäre es mit einem Etablissement der speziellen Sorte? Denn schließlich steht das purpurne Rot vor allem für Erotik. Die roten Vorhänge müsste man dann etwas zuziehen oder die schicken Fenster etwas tönen, damit niemand ungewollt Blicke auf leicht bekleideten Damen an der Stange werfen kann. Aber ein Stripclub der gehobenen Art, der traditionellen Art sollte es sein. Nicht nur der Balkon im Nebenraum und die Theaterbühnen schreien förmlich nach Kabarettvorführungen à la Moulin Rouge, in denen täglich der Can-Can getanzt wird! Da sich bisher jegliche Rotlicht-Etablissements Würzburgs – vom Sexshop bis zum Bordell – am Stadtrand befinden, wäre es doch mal an der Zeit für einen zentral gelegenen Stripclub, beziehungsweise Amüsierbetrieb.

Die edle rötliche Innen- und Außenfassade des Theater Chambinzky würden sich auch für andere Nutzungsmöglichkeiten gut eignen. Foto: Philipp Heilgenthal.
China-Palast/Kaiser Palast
Mit seinen hohen Wänden und seinen opulent gemauerten Fensterbögen wirken die Räumlichkeiten des Chambinzkys eher wie ein Palast als wie ein Laden. Die einzige Art von Restaurant, die daher hierher passen würde, wäre ein echter China-Palast. So einen gibt es bereits in Würzburg. Das riesige Restaurant Kaiser Palast in Würzburg-Lengfeld ist als preiswertes All-you-can-eat-Angebot bekannt und beliebt. Doch es gab Wirbel um den Palast: Das Lokal musste 2022 Insolvenz anmelden. Damals kursierten wilde Gerüchte, das Gesundheitsamt hätte den Laden geschlossen. Da würden die Räumlichkeiten des Chambinzkys doch perfekt für einen weiteren Neustart beziehungsweise Umzug des heute wieder laufenden Betriebes in Lengfeld passen! Zwei goldene Drachen am Eingang, chinesische Girlanden und Gemälde an die Wände, ein Buffet mit Reis, acht Schätzen und Ente süßsauer an den Tresen, und schon wird aus dem Chambinzky ein schicker China-Palast. Ein bisschen Kultur könnte darin ja immer noch erhalten bleiben. Wie wäre es dann nicht gleich mit etwas ostasiatischem: Karaoke.
Studentenbar als zentrale Anlaufstelle
Die AMV ist eine Studentenverbindung. Wieso also nicht das AMV-Haus auch für andere Studentinnen und Studenten zugänglich machen? Zumindest das Erdgeschoss. Wenn man dann noch bedenkt, dass sich im unmittelbaren Umfeld gleich mehrere große Studentenwohnheime und Fakultäten befinden, läge es doch auf der Hand, das Chambinzky in eine große Studentenbar zu verwandeln. Mit Fachschaftspartys, Bierpongturnieren und Poetry- und Science Slams. Die Räumlichkeiten würden der studentischen Kultur- und Partyszene schier grenzenlose Möglichkeiten bieten! Nicht zuletzt könnte mit einer Studentenbar die berühmte Collegeparty der AMV – eine der beliebtesten Semester-Opening-Partys in Würzburg – künftig auf das gesamte AMV-Haus ausgeweitet werden. Die Studentinnen und Studenten würde es freuen und die Nachbarinnen und Nachbarn würden es bestimmt mit Humor nehmen.
Aus Bockshorn wird Chambinzky – aus Chambinzky wird Bockshorn
Die jüngsten Streitereien um das Bockshorn sind vielschichtig und kompliziert. Main-Post-Berichten zufolge wäre das Chambinzky für die Stadt Würzburg erste Wahl als Nachfolger für das Bockshorn. Die Kabarettbühne hatte vor wenigen Tagen ihre letzte Vorstellung, die Betreiber Mathias Repiscus und Monica Wagner-Repiscus sind in den Ruhestand gegangen. Diese hätten jedoch gerne weiterhin ausschließlich Kabarett und Comedy auf ihrer Bühne gesehen und hätten bereits sogar einen designierten Nachfolger dafür gefunden. Wenn die AMV das Chambinzky nicht mehr haben will und es ins Bockshorn zieht, wieso kann dann das Bockshorn mit seinem designierten Nachfolger nicht einfach ins Chambinzky ziehen und auf den Bühnen reines Kabarett machen? Schließlich würde die AMV als musikalische Verbindung sicherlich weiterhin einen Kulturbetrieb als Mieter begrüßen. Außerdem würde sich damit ein Kreis schließen: Denn bereits bevor das Bockshorn in Sommerhausen von Mathias Repiscus ins Leben gerufen wurde, traten bereits (spätere) Kabarettgrößen wie Urban Priol, Ingo Appelt und Volker Pispers im Chambinzky auf, das damit die Würzburger Kabarettbühne war. Oder gibt es da vielleicht sogar schon erste Verhandlungen? Lustig wäre der Tausch allemal.