AC/DC-Experte Wuschi über horrende Ticketpreise und die Faszination Angus

Philipp Heilgenthal

15. Februar 2024

stadtfest (511 36)

Andreas "Wuschi" Meyer (rechts an der E-Gitarre) mit seiner AC/DC Tribute Band "Bon's Balls" auf dem Stadtfest Würzburg. Foto: Silvia Gralla

Die Ankündigung der Europatour der legendären Rockband AC/DC löste in dieser Woche einen Sturm der Begeisterung aus. An diesem Freitag startet der Vorverkauf für die Konzerte im benachbarten Nürnberg, in München, Stuttgart und anderen deutschen Städten. Der Hype der 1973 gegründeten australischen Hardrockband ist ungebrochen. Dementsprechend werden – ähnlich wie bei anderen Megakonzerten – horrende Eintrittspreise erwartet.

AC/DC-Fan der ersten Stunde und der Angus Young zweier Tribute Bands

Zeit, mit einem echten lokalen AC/DC-Experten zu reden. Andreas Meyer, wegen seiner markanten Lockenmähne von allen „Wuschi“ genannt, ist ein AC/DC-Fan der ersten Stunde. Doch nicht nur das: Der Estenfelder ist hierzulande als „Angus“ in zwei AC/DC Tribute Bands bekannt: „RO/CK“ und „Bon’s Balls“. Daneben ist der 58-jährige diplomierte Berufsmusiker Teil von zahlreichen anderen Band- und Musikprojekten und rockt regelmäßig die Bühnen der Region – unter anderem mit Steffi List und Voice-of-Germany-Gewinner Andreas Kümmert. Außerdem arbeitet der diplomierte Gitarrendozent unter „Song for you“ als eigenständiger Musikproduzent. Kurz: Der Gitarrist ist in der Würzburger (Rock-)musikszene bekannt wie ein bunter Hund. Wir haben Wuschi zu seiner Faszination für AC/DC und seiner eigenen Musikkarriere befragt, was er von der neuen Tour der hochbetagten Band hält und wie er das Spannungsverhältnis von den teuren Mega-Events und den immer weniger beachteten kleinen Konzerten sieht.

Von Anfang an im Bann des kleinen Angus Young

Würzburg erleben (WE): Was verbindet Dich persönlich mit AC/DC? Was fasziniert Dich an dieser legendären Rockband?

Andreas „Wuschi“ Meyer: Ich habe mit 13 Jahren mit dem E-Gitarrespielen angefangen und meine erste E-Gitarre war eine rote „Johnny Guitar“ vom Musikhaus Deußer in Würzburg. Das war eine (sehr schlechte) Kopie genau der SG-Gitarre von Angus Young (dem legendären Leadgitarristen von AC/DC, Anm. d. Red.). Zu dieser Zeit war AC/DC noch ein Geheimtipp und die Alben „High Voltage“ (erstes Studioalbum von AC/DC, Anm. d. Red.) und „Dirty Deeds Done Dirt Cheep“ liefen bei mir in Dauerschleife. Als ich die ersten Videos der Band sah, war ich wie hypnotisiert. Der kleine Angus Young mit seiner SG-Gitarre zog mich total in seinen Bann. Für mich war danach klar: So muss ein Gitarren Hero aussehen und klingen.

WE: Und dann wolltest Du natürlich genau wie Angus Musik machen…

Wuschi: Ich war damals natürlich noch nicht in der Lage, die Songs zu spielen. Aber ich habe damals schon versucht, den Style zu verinnerlichen. Als dann um das Jahr 2010 die AC/DC Tribute Band „RO/CK“ einen „Angus“ suchte und mich nahm, war das für mich wie ein Flashback. Alles ging mir leicht von der Hand. Während der Zeit mit „RO/CK“ bin ich noch bei  „Bon’s Balls“ eingestiegen. Später fusionierten die beiden Bands. Ich freue mich bis heute noch auf jeden AC/DC Tribute Gig mit der Band!

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Gitarrenspielen selbst beigebracht, später gefragter Musikproduzent

WE: Außerhalb der AC/DC Coverbands: Kannst Du uns einen möglichst kurzen Überblick Deiner Musikerkarriere geben und woher man Dich in und um Würzburg kennt?

Wuschi: Das Gitarrenspielen habe ich mir mit einfachsten Mitteln selbst beigebracht. Das war lange vor der Zeit von YouTube-Toutorials und ähnlichen Hilfsmitteln. Aber durch Ausprobieren und Heraushören verschiedenster Musik konnte ich Stück für Stück meinen eigenen Style entwickeln und meine Ideen umsetzen. Das ist mir beim Rock generell sehr wichtig. Erst mit 26 Jahren habe ich mein Musikstudium begonnen; da kam das musikalische Fundament dazu. Dann lernte ich auch andere Instrumente wie Schlagzeug, Bass und Keybord zu spielen und Musik aufzunehmen.

„Ich finde es bewundernswert, wie Musiker im hohen Alter noch auf Tour gehen und ihre eigene Musik zelebrieren“

Nach den ersten Auftritten in der Schulband spielte ich zehn Jahre lang eigene Musik mit der Band „Too Much“. Etliche andere Bandprojekte folgten („Push“, „Slick Beat, „Forroxx“,..) und ich arbeitete auch bald als Musikproduzent und mit anderen Musikern zusammen, wie aktuell noch mit Steffi List. Bekannt wurde ich unter anderem auch durch die Beatabendband „Flash“. Mein Herzensprojekt heißt derzeit „Woosh“: Unter diesem Namen produzierte ich zunächst in Corona-Zeiten eine gitarrenlastige Instrumental-CD. Mittlerweile ist „Woosh“ auch eine Live-Band und wir werden unter anderem dieses Jahr auf dem Umsonst & Draussen in Würzburg zu sehen sein, wo ich in anderen Formationen natürlich auch oft auf der Bühne stehe. Mit „Bon’s Balls“ treten wir auch wieder beim diesjährigen Stadtfest auf.

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WE: Die „Jungs“ von AC/DC sind ja nicht mehr die Jüngsten, die Besetzung wechselt ständig. Manche sagen, die Rock-Opas sollen lieber mal das Bandprojekt begraben. Andere sind begeistert, wie AC/DC – ähnlich wie die Rolling Stones – immer noch rocken und ihre riesige Fangemeinde in den Bann ziehen. Wie siehst Du die jüngste Entwicklung der Band?

Wuschi: Ich kann mich gut in die Lage der Band versetzen. Man tut, was man liebt, solange es eben geht und solange es ein Publikum dafür gibt. Ich finde es generell bewundernswert, wie Musiker im hohen Alter noch auf Tour gehen und ihre eigene Musik zelebrieren. Natürlich ist das nicht mehr so wie mit 20. Aber es ist immer noch pure Lebensfreude!

Andreas „Wuschi“ Meyer voll in seinem Element: Als „Angus“ beim Konzert von „Bon’s Balls“ auf dem Würzburger Stadtfest 2023

WE: Heißt das, Du würdest den Leuten empfehlen, die Strapazen und die hohen Kosten auf sich nehmen, ein Ticket zu ergattern, um die Hardrock-Legenden noch einmal live zu erleben?

Wuschi: Ich sag‘ mal so: Auf dem letzten AC/DC-Konzert in Leipzig habe ich die Band kein einziges Mal auf der Bühne gesehen, sondern nur auf der großen Leinwand. Ob man dafür diese horrenden Ticketpreise zahlen sollte, finde ich schon fraglich. Für mich als Fan haben diese mega Konzertevents keinen großen Reiz mehr. Insgesamt habe ich AC/DC bisher „erst“ vier oder fünf Mal gesehen. Das liegt aber eher daran, dass ich als Berufsmusiker eben leider nur selten Zeit für andere Konzerte habe.

Die Großen werden immer größer, kleinere Bands haben es immer schwerer

WE: Unverhältnismäßig hohe Ticketpreise werden in jüngster Zeit immer wieder kritisiert. Siehst Du es ähnlich wie der Würzburger Großveranstalter Marfred Hertlein, der die großen Stars und ihre Managerinnen und Manager für ihre Gier kritisiert?

Wuschi: Ich mag als Fan ohnehin lieber eher kleine Clubs wie den B-Hof oder das Immerhin, bei denen man die Band auf der Bühne richtig erleben kann. Was die Live-Szene betrifft, ist es wie überall in unserer Gesellschaft: Die Großen werden größer und die Kleinen verschwinden.

WE: Was bedeutet das für die kleinen Bands und für die Musik- und Kulturszene allgemein?

Wuschi: Für kleine Bands mit eigener Musik gibt es fast nur noch Door-Deals in den Clubs. Das heißt, die Einnahmen der Band hängen direkt von der Anzahl der zahlenden Zuschauerinnen und Zuschauer ab. Davon seinen Unterhalt bestreiten zu können, ist illusorisch. Wenn man auf das Geld als Profi-Musiker angewiesen ist, spielt man dann natürlich lieber Dienstleisterjobs bei Firmenevents, Hochzeiten oder ähnlichem. Für Bands mit eigener Musik wird es also immer schwieriger. Und das ist natürliche für die Musikkultur an sich sehr schlecht. Wer nicht in den Medien präsent ist, hat es schwer, sein Publikum zu finden. Bleibt abzuwarten, so diese Entwicklung hingeht.

WE: Und noch eine persönliche Frage, die eingefleischte AC/DC Fans brennend interessieren könnte: Was ist Dein Lieblingslied von AC/DC?

Wuschi: Generell liebe ich die Klassiker aus der Anfangszeit, sprich aus den 1970ern, als Bon Scott noch Sänger war. Mein Lieblingslied ist, denke ich „Let there be Rock“ in der Live-Version beim Konzert im Apollo Theatre in Glasgow 1978.

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